Roth
Tiefststand beim Bäckerhandwerk

Freisprechungsfeier für sieben Bäcker und zwei Verkäuferinnen - Optimistischer Blick in die Zukunft

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Glücklich über die abgeschlossene Ausbildung zeigen sich die Junggesellinnen und Junggesellen aus dem Bäckerhandwerk. - Foto: Schmitt

Roth (HK) Die Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd für die neuen Bäckergesellen und Bäckereifachverkäuferinnen hat einen besorgniserregenden Trend offenbart: Die Zahl junger Menschen, die das Bäckerhandwerk zu ihrem Beruf machen, sinkt und sinkt.

Sechs Bäcker, eine Bäckerin und zwei Verkäuferinnen sind am Samstag in Roth aus dem Lehrverhältnis entlassen worden. Ein Jahr zuvor sind es noch 17 Absolventen gewesen. "2007 waren es sogar noch 31", sagte Sebastian Dörr, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelfranken-Süd. Ein ständiger Rückgang sei insbesondere seit 2012 festzustellen.

Der Freude über die erfolgreiche abgeschlossene Ausbildung tat das bei den Junggesellinnen und Junggesellen aber keinen Abbruch. Gemeinsam mit Eltern und Lehrherren feierten sie und wurden auch von mehreren offiziellen Rednern beglückwünscht.

Innungsobermeister Gerhard Paul aus Büchenbach gratulierte als Erster. Erstmals ergriff auch eine Freizusprechende das Wort. Melissa Veitz aus Gunzenhausen bedankte sich bei ihren Lehrerinnen Stephanie Kwapil und Bianca Eggebrecht für drei Jahre Unterstützung und Motivation. Freigesprochen wurden ferner die Bäcker Stefan Güllich und Max Ottner aus Solnhofen, Patrick Klaußner aus Kleinschwarzenlohe, Sabrina Knebel aus Nennslingen, Pascal Lehner aus Treuchtlingen, Manuel Zokolowski aus Wassermungenau, Kevin Schaller aus Gunzenhausen und Verkäuferin Charmaine Weiß aus Fichtenau.

Die Festansprache hielt der stellvertretende Kreishandwerksmeister Reinhard Siegert. Der Schreinermeister aus Heideck bezeichnete den Handwerkernachwuchs als "bestens ausgebildete Fachkräfte mit großem Know-how", deren Leistung auch in Zukunft gebraucht werde. Schließlich sei die Bedeutung des Handwerks enorm. Allein in der Region Roth-Schwabach gebe es 2353 Handwerksbetriebe mit 16 000 Mitarbeitern und 1350 Auszubildenden. Dabei schaffe das Handwerk Werte, die weit über das Materielle hinausgingen. "Produkte vom regionalen Bäcker machen eben nicht nur satt, sondern geben Verbrauchern auch das gute Gewissen, ein einwandfreies Erzeugnis und unverfälschten Genuss zu bekommen", war Siegert überzeugt.

Der stellvertretende Rother Bürgermeister Hans Raithel erklärte, das Handwerk schaffe in den Gemeinden Lebensqualität, indem es Bodenständigkeit mit Leistung verbinde. Oberstudiendirektor Thomas Grad, Leiter der Berufsschule Weißenburg, lobte die Leistung der Ausbildungsbetriebe von Rednitzhembach bis Solnhofen, bezeichnete die neuen Bäcker aber auch als "Faustpfand der Meister für angesehene Arbeit in ihren Betrieben". Zugleich wünschte er den Junggesellen, sich so weiterzuentwickeln, dass sie stets mit Freude bei der Arbeit sein können. "Ausschließlich dann ist man immer mit Begeisterung dabei und empfindet Arbeit nicht als Belastung", so Grad.

Thomas Grad und Obermeister Gerhard Paul waren mit Blick auf die Zukunft zuversichtlich, dass wieder mehr junge Menschen ins Bäckerhandwerk einsteigen werden. Dazu müsse man vor allem klar machen, so Grad, dass eine berufliche Ausbildung nicht weniger wert sei als Abitur und Studium. "Sie bietet auch große Chancen", betonte der Berufsschulleiter. Zugleich sah er in fortschreitender Technik einen Pluspunkt für das Bäckerhandwerk. "Dadurch werden sich die Arbeitszeiten verbessern", sagte Grad. Paul hielt auch die Zuwanderung für eine Chance. Er habe bereits einen jungen Flüchtling eingestellt, der sich als pünktlich und fleißig erweise.