Roth
"Marketing-Gag und Geldverschwendung"

Stadt Roth gibt 10 000 Euro für Kampf gegen Plastiktüten aus Scharfe Kritik der SPD

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Roth (HK) Die Stadt Roth wird sich mit 10 000 Euro am Projekt "Plastiktütenfreies Roth" beteiligen. Das hat der Stadtrat am Dienstag gegen fast alle Stimmen der SPD-Fraktion beschlossen. Lediglich Peter Ulrich unterstützte den Vorschlag des CSU-Bürgermeisters.

Zuvor war es zu einem heftigen Schlagabtausch wegen der Beteiligung der Stadtverwaltung am Projekt des Rother Einzelhandels gekommen. Siegfried Schwab (Wählergemeinschaft) und Sven Ehrhardt (SPD) kritisierten das Vorhaben. CSU, Grüne, Freie Wähler und FDP begrüßten es.

Ehrhardt sah die 10 000 Euro als "reinen Marketing-Gag und Geldverschwendung" an. "Wir haben Probleme in der Stadt, bei denen das Geld deutlich sinnvoller eingesetzt wäre, beispielsweise die Riesenladenleerstände", sagte das SPD-Stadtratsmitglied. "Wir sollten die wichtigen Dinge anpacken", fand Ehrhardt, der insbesondere der CSU Vorwürfe machte.

Deren Fraktionschef Daniel Matulla und Manfred Weiß hatten das Ansinnen nämlich sehr begrüßt. "Jeder muss seinen Beitrag leisten, denn hier geht es vor allem um Bewusstseinsbildung", meinten die beiden CSU-Vertreter. "Hier wird ein lokaler Beitrag schlecht geredet, der eine gute Sache ist", sagte Matulla. "Ich gratuliere zu diesem neu entdeckten grünen Daumen", antwortete Ehrhardt darauf, "und werde die CSU bei der nächsten Diskussion zum Thema 'Regenerative Energie' in Roth daran erinnern." Das rief Ralph Edelhäußer auf den Plan. "Die CSU wird sich schon selbst erinnern können", konterte das Stadtoberhaupt.

Siegfried Schwab hielt den Kampf gegen die Plastikentütenflut auf der Ebene der Kommune für falsch angesiedelt. "Wir geben Geld aus, wo wir es nicht müssten, und zwar für den Kampf gegen ein weltweites Problem", sagte Schwab. "Das ist ein Schaufensterprojekt, eine Schaumschlägerei ohne Umweltvorteil", fand er. Ferner sah Schwab in Plastiktüten keine Umweltkiller, solange eine geordnete Entsorgung gewährleistet ist. Er zitierte Untersuchungen, die seiner Darstellung zufolge belegen, dass Plastiktüten weniger Rohstoffe bei Herstellung und Entsorgung verbrauchen als Papiertüten. Allerdings wird das in Roth keine Rolle spielen. Der Einzelhandel hat nämlich bereits eine wiederverwendbare Tasche mit eigenem Logo entwickelt, die die Aktion in Schwung bringen soll.

Andrea Schindler von den Grünen fand es schade, dass die Aktion abgetan werde. "Einweg durch Mehrweg zu ersetzen, ist ganz wichtig, und wir sollten gleich bei den Kaffee-to-go-Bechern weitermachen", regte sie an. Walburga Kumar von der FDP erklärte, hier werde Umwelt- und Imagepflege in der Stadt auf ideale Weise verbunden. Elisabeth Bieber (Freie Wähler) empfand die eigens entwickelte Tasche als gutes und sinnvolles Marketing, das an dieser Stelle auch erforderlich sei. "Denn es muss beim Konsumenten ankommen", sagte Bieber.

Ralf Edelhäußer unterstrich seine Würdigung der Rother Mehrwegtasche noch mit der Aussage: "Wenn ich Roth google, erscheinen jede Menge negative Überschriften aus der Tagespresse, deshalb müssen wir positive Schlagzeilen produzieren."