Roth
Lehrer aus Leidenschaft

Karin und Albert Rösch können auf je 50 Jahre Dozententätigkeit für die VHS zurückblicken

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Vor 50 Jahren begannen Karin und Albert Rösch, sich als Dozenten-Ehepaar bei der VHS zu engagieren - in Händen halten sie das Programmheft von damals, im Hintergrund die veritable Bücherwand der Lehrer aus Leidenschaft. - Foto: Leykamm

Roth (HK) Gleich im ersten Jahr, nachdem Karin und Albert Rösch ihre Liebe füreinander in den Bund der Ehe münden ließen, begannen sie, ihrer Leidenschaft fürs Lehren als Dozenten für die Volkshochschule Ausdruck zu verleihen. Das war vor einem halben Jahrhundert.

Seit 1967 engagieren sich die beiden so zum Wohle der Allgemeinheit - bei einer Feierstunde im Rother Seckendorff-Schlösschen sollen sie nun dafür geehrt werden. Am Montag, 23. Oktober, liegen Urkunden und Ehrennadeln dort bereit - los geht es um 17 Uhr. Die Geschichte der beiden als Paar begann in Erlangen, als sie sich im Studium kennenlernten. Die gebürtige Niedersächsin aus Oldenburg und der Mittelfranke aus Roth heirateten 1966.

Auch beruflich waren die beiden unzertrennlich, fanden sie sich doch beide am dortigen Gymnasium als Lehrer wieder. Eine Einrichtung, die für den damaligen Leiter der Volkshochschule Roth, Gerhard Fräger, bei seiner Dozentensuche natürlich die erste Adresse war. Bei den Röschs wurde er fündig: Der Ehemann kam zuerst ins Boot, die Ehefrau folgte zugleich nach. Er begann die englische, sie die französische Sprache zu lehren.

Was Karin Rösch bis heute mit durchschlagendem Erfolg fortführt. Sechs Kurse leitet sie in Roth, drei in Schwabach. Sie selbst ist von Frankreich begeistert, hat das Land mit Albert schon 30 Mal bereist. Und jedes Mal bringt sie Neues mit. Was auch dazu führt, dass es unter ihren Schülern zahlreiche "Stammgäste" gibt, weil es auch immer etwas Neues zu lernen gibt. Viele halten ihrer Lehrerin seit über 20 Jahren die Treue, zwei sind sogar von Anfang an mit dabei.

Oft wird die Jubilarin für ihre Geduld gelobt, die sie selbst gar nicht als solche empfindet: "Wir sind einfach Lehrer aus Leidenschaft", spricht Karin auch für ihren Mann. Albert hat indes im Laufe seiner Karriere seinen Schwerpunkt verlagert. 1973 begann er mit Literaturkursen bei der VHS in Georgensgmünd (bis 2012), 1982 bei jener in Abenberg, die er auch heute noch hält. Den endgültigen Wandel in Roth vollzog er 1995, als er statt der Sprachkurse sich den literarischen Erzeugnissen Deutschlands und Europas zu widmen begann. Hier sei die Nachfrage einfach größer gewesen.

Mittlerweile rücken auch immer mehr zeitgenössische Bücher in den Fokus des Interesses. Auch wichtig: Das Werk sollte in Taschenbuchform erhältlich sein, um keine großen Kosten zu verursachen. Die Resonanz der Kursteilnehmer auf die verschiedenen Werke sei sehr verschieden: "Mal gibt es lebhafte Diskussionen, mal bin ich Alleinunterhalter."

Auch die Altersstruktur ist bunt - der älteste Teilnehmer zählt 80 Jahre. Froh sei er, so Albert, dass die Zeit der zu gut besuchten Kurse vorbei sei. Um das Jahr 1980 habe er schon mal 44 Personen in einem Englischkurs gehabt, was das Lehren doch erschwert habe. Hier kann auch Karin zustimmen, die ihren Sprachkursen selbst immer die Treue gehalten hat. Den Französischkursen in Roth gesellten sich 1972 welche in Schwabach hinzu. Seit 1995 füllt sie die Lücke, die ihr Mann hinterlassen hat, mit englischen Konversationskursen.

Da wird es schon mal eng im Terminkalender, zumal sie auch noch außerhalb er VHS ihre Einsätze hat. "Es gibt auch Tage, bei denen ich drei Kurse hintereinander halte", stellt die rührige Dozentin fest. Längere Pausen gab es nie. Selbst nach den Geburten der beiden Kinder, die auch das Gymnasium Roth besuchten und heute Oberstudienrätin und Arzt sind: "Opa passte während der Kurse auf sie auf."

Die Röschs sind irgendwie nicht zu bremsen. Auch außerhalb der VHS nicht: Seit Jahrzehnten engagiert sich etwa Albert Rösch im Dekanatsrats- wie im Pfarrgemeinderat, in beiden Gremien hat er den Vorsitz inne. Und für den Landkreis begibt er sich gern auf die "heimatkundlichen Streifzüge", wie sich jene Heftreihe nennt. Zum Ausgleich reisen die beiden sehr gerne und lassen sich so immer wieder selbst neu inspirieren - was dann wieder den Schülern zugutekommt. Letztes Jahr im Dezember ging es zur Goldenen Hochzeit bis nach Indien. Zu Hause fahren beide gern zusammen Fahrrad.

Nach solchen Auszeiten ist dann wieder volles Programm angesagt. Ab und zu gilt es da auch knifflige Situationen zu meistern. In der früheren Berufs- und jetzigen Landwirtschaftsschule etwa sperrte ein eifriger Hausmeister zu früh zu. Der Kurs samt Lehrerin entkamen durchs Fenster. Erst kürzlich wäre Karin beinahe noch mal versehentlich eingesperrt worden - diesmal ganz alleine. Ein eigentlich zu spät kommender Schließdienst bewies perfektes Timing und bewahrte sie vor einer Nacht im Schulgebäude.

Als sie einmal ihren Arm in Gips hatte, ließ sie dennoch den Unterricht nicht ausfallen - Albert schrieb für sie an die Tafel. Die beiden halten eben zusammen. Dass sie auch die gleichen Schüler haben, die sich neben der französischen Sprache etwa auch gleich mit der Literatur des Landes auseinandersetzen wollen, ist selten - "aber das gab es schon", erinnert sich Albert. Ans Ende ihrer Tätigkeit als Dozenten denken beide nicht - "wir wollen sie noch ein paar Jahre fortsetzen", betonen sie wie aus einem Munde.

Doch sie wissen auch, wie wichtig es ist, sich zu belohnen. So gibt es nach jedem Kursabschluss eine kleine Feier mit den Absolventen. Und auch die beiden selbst können mal zur Ruhe kommen, der Freitag wurde zum persönlichen Sonntag erhoben.