Roth
Kuriose Weltreise

Hannes Ringlstetter nimmt sein Publikum in der Rother Kulturfabrik musikalisch mit um den Globus

21.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr
"Der danzt wie a Aff" heißt Hannes Ringlstetters Lied über eine namenlose Dorfdisco. Es ist Teil einer kuriosen musikalischen Weltreise von Straubing nach Budapest, die der Kabarettist und Musiker in der Rother Kulturfabrik präsentiert. −Foto: Tschapka

Roth (HK) Er ist Kabarettist, Komiker, Schauspieler, Moderator - und nicht zuletzt Musiker. Jetzt hat der Tausendsassa Hannes Ringlstetter zusammen mit seiner Band in der Rother Kulturfabrik sein Publikum mit auf eine musikalische Weltreise der besonderen Art genommen.

"Paris. New York. Alteiselfing" heißt sein Programm, bei dem es, wie der Name schon sagt, sowohl international als auch regional ordentlich zur Sache geht. Unterstützt wird der Sänger und Gitarrist, der gegen Ende des rund zweistündigen Konzerts auch noch in die Tasten haut, von sieben Musikern, die vor allem eines sind: verdammt gut aufeinander abgestimmt.

Das kann man übrigens auch von der Art und Weise der Weltreise behaupten, denn Ringlstetter erweist sich als ausgesprochen guter Touristenführer, der eine gut strukturierte Rundreise bietet, die keine Längen hat und nur an Stellen führt, die musikalisch interessant sind. Natürlich hat er auch zu jedem Ort - egal ob exotisch oder provinziell - die passende Geschichte parat. Ob die immer der Wahrheit entspricht, sei dahin gestellt - die Legenden, die er zu seinen Mitmusikern erzählt, sind es sicherlich nicht. Der Pianist soll schwerreich sein, weil er das IKEA-Gericht "Köttbullar" erfunden hat, der Gitarrist sei siebensprachig, weil er - Kinder bitte jetzt weghören - bei einem "Gangbang" gezeugt sein soll. Seine "Backstage-Bitches" seien früher tatsächlich Frauen gewesen, wurden aber in Tschechien kurzerhand in Männer umoperiert, für 150 Euro pro Eingriff. Man merkt schon an den Witzen, dass es sich bei der Formation um eine reine Männerband handelt, die zum einen viel Spaß in ihrem riesigen schwarzen Tourbus hat und es zum anderen perfekt versteht, Ringlstetters rauem Gesang eine gewisse Tiefe zu verleihen.

Mit Erinnerungen an jede Menge Tequila, Eckes Edelkirsch und höllischen Kopfschmerzen in einer namenlosen Dorfdisco beginnt die Reise. "Roth gehört ja auch zum ländlichen Raum, damit kennt ihr euch bestimmt aus", sagt Ringlstetter und stimmt den Song "Der danzt wie a Aff" an. Wie so ein Dorfdiscotanz auszusehen hat, zeigt einer der besagten "Backstage-Bitches", der wie von Sinnen über die Bühne hüpft.

Feurig geht die Reise weiter, und zwar nach Ungarn, das Ringlstetter ebenfalls mit einer Erinnerung verbindet: Seine Reise mit der Landjugend nach Budapest, als er im besten "Saftl-Alter" war, 13 oder 14 Jahre. Vielleicht läuft es ja in Ungarn besser mit den Mädeln, dachte er sich damals, denn "lower bavaria", also Niederbayern, habe einen großen Haken: "katholizism", so Ringlstetter. Den gibt's ausgeprägt allerdings auch in Ungarn, und so endet die Jugendreise ausgerechnet in der Schwarzbrennerei eines Pfarrers, der jeden der Jungs eine 1,5-Liter-Plastikflasche mit Hochprozentigen überreicht, mit den Worten: "Bringst du Eltern mit". Ein frommer Wunsch. "Bunga Bunga in Budapest" heißt der zur Geschichte passende Gypsisong, der feurige Lagerfeuer- und Zigeunerromantik mit schnellen Gitarrensoli verbindet.

Anschließend finden sich die Weltreisenden an einem Würstlstand in Wien wieder, an dem ein Wiener Original wortreich seine Würstl bestellt, "und zwar jennifer!". "Das heißt so viel wie rasch", klärt Kosmopolit Ringlstetter seine Mitreisenden mit Verweis auf die gleichnamige Sängerin auf. Aber der folgende Song stammt nicht von Jennifer Rush, auch nicht der nächste, spanisch geprägte von der Kanareninsel La Gomera. Dort habe Ringlstetter seinen Gitarristen gefunden, der nur auf Bananenblättergitarren spielt, die dort von jungen Frauen geformt, und von alten Frauen besaitet werden - wieder so eine Ringlstätter-Geschichte, bei der man sich fragt, hat er sich das Ganze gerade erst ausgedacht?

Die nächste Station Straubing, wo Ringlstetter aufgewachsen ist, sei vor allem durch zwei Sachen bekannt: das Gäubodenfest und die Justizvollzugsanstalt. "Ich war fünf Jahre in Straubing und kein einziges Mal am Gäubodenfest", zitiert Ringlstetter einen alten Bekannten, und schon verwandelt er sich in Johnny Cash und singt den "Folsom Prison Blues" in der Kantine der JVA, während das Publikum den Part der Gefangenen übernehmen darf.

Auch danach bleibt er in Niederbayern, und singt nicht nur seiner Heimat, sondern auch den dortigen Baggerseen ein Liebeslied, an denen es sich ordentlich "chillen" lässt - "ein anderes Wort für das Wundliegen von Teenagern", erklärt Ringlstetter. Was dann allerdings alles in dem Song vom "Pimperlake" geschieht, kann hier nur schwer öffentlich wiederholt werden.

Gegen Ende darf das Publikum sich dann noch in "saftelnde" Wölfe verwandeln und lautstark den Song "Vollmond über Oberammergau" begleiten, ehe die überaus unterhaltsame Weltreise langsam aber sicher zu Ende geht - wobei Globetrotter Ringlstetter und seine Mannen aufgrund des lang anhaltenden Beifalls noch die eine oder andere Station als Zugabe in ihrem Reiseführer haben.