Roth
Kunst gegen Komasaufen

Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler präsentiert bundesweite Schülerausstellung in Roth

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen: Gemeinsam stellen Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer (links), die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler und Kampagneninitiator und DAK-Chef Jochen Andres die bundesweite Schüleraktion „bunt statt blau“ in Roth vor - Foto: Burgstaller

Roth (HK) Im Landkreis Roth waren es im vergangenen Jahr 8, bundesweit rund 26 000: Jugendliche, die sich krankenhausreif getrunken haben.

Unter dem Motto „bunt statt blau“ geht jetzt eine deutschlandweite Kampagne gegen Komasaufen auf Tour, die gestern in Roth mit der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler vorgestellt wurde.

Zur bundesweiten Kampagne der DAK gehören 32 Collagen, Plakate und Zeichnungen, die in einem Schülerwettbewerb ausgewählt wurden. 10 000 Schüler aus ganz Deutschland haben sich daran beteiligt. Herausgekommen sind insgesamt 8,5 Meter Länge an Bildfläche mit frechen Sprüchen, ausdrucksstarken Bildern und kunstvollen Zeichnungen. Es sind Sprüche wie „Kämpfe gegen die Masse“ oder „Alkohol zerrt an dir“ zu lesen. Eine Zeichnung zeigt bunte Luftballons, mit denen ein Mädchen vom Boden abheben würde, wäre ihr Fuß nicht an die blaue Weinflasche am Boden gefesselt. Auf einem Foto wurden zwei Hände fotografiert: Eine orange Hand, die eine blaue niederdrückt. Darüber der Hinweis „Habe die Kraft, sei stark, besiege den Alkohol.“ Das Siegerplakat aus Bayern hat die gleiche Botschaft: „Stay strong, say no to alcohol“ und zeigt eine langhaarige Schönheit, kurz bevor sie sich den blauen, einschnürenden Anzug vom Körper reißt. Eines ist klar: Die Schüler haben sich viele Gedanken gemacht, das Nein zum Komasaufen bildlich und treffend umzusetzen.

„Wenn Schüler selbst auf die Risiken des Rausch-trinkens hinweisen und Auswege aufzeigen, dann ist das wirkungsvolle Prävention“, erklärt DAK-Chef Jochen Andres im Rother Rathaus zu den Hintergründen der Aktion. Auch Marlene Mortler, die Bundestagsabgeordnete des Landkreises Roth und seit Januar Drogenbeauftragte der Regierung, ist von dem Konzept überzeugt und hat deshalb die Schirmherrschaft übernommen: „Wer wie ich Kinder und Enkelkinder hat, weiß, mit erhobenem Zeigefinger braucht man nicht kommen. Das bringt gar nichts.“ Wenn es um Komasaufen ginge, würden die jungen Künstler eine klare und oft drastische Sprache sprechen, die bei Gleichaltrigen ankomme.

Ralph Edelhäußers Meinung zum Thema Komasaufen: „Eine Magenauspumpung kann einem bestimmt lehrreich sein. Aber ich finde, das muss man nicht erlebt haben.“ Deshalb sei diese Ausstellung auch als Mahnung und Warnung zu verstehen. Alkoholmissbrauch erteilt er eine klare Absage: Bereits auf seiner Abiturfeier habe er sich mit Orangensaft begnügt, der Zustand mancher Mitschüler auf früheren Schulpartys hätte ihn erschreckt. „Ich bin lieber Herr meiner Sinne“, sagt er. Deshalb habe er auch gar kein Bedürfnis Alkohol zu trinken. Einzige Ausnahme: „Nach dem Bieranstich auf der Rother Kirchweih, trinke ich etwa drei Schluck aus meinem Krug. Das reicht dann aber auch.“

Bier darf bei Marlene Mortler als echte Bayerin natürlich nicht fehlen. Deshalb sei sie froh, dass der Trend im Moment stark zu alkoholfreien Biersorten gehe. „Das Alkoholfreie kann man mittlerweile richtig gut trinken“, sagt sie. Freilich dürfe es bei ihr auch einmal ein gutes Glas Wein sein oder ein Sekt zum Anstoßen. Gerade in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen sie sich bewege, sei der Sektempfang ja gang und gäbe. „Aber wissen Sie was“, sagt sie energisch, „seit ich Drogenbeauftragte bin, schmeckt das Wasser sogar noch besser.“ Im Selbsttest habe sie in der Fastenzeit freiwillig auf Alkohol verzichtet – und zweimal arbeitsbedingt gebrochen. „Aber das hat besser hingehauen, als ich dachte“, sagt sie grinsend.

Wie Mortler erklärt, seien in ihrem Heimatlandkreis Nürnberger Land die größten Probleme immer noch Tabak und Alkohol. „Mir haben Alkoholiker schon gesagt, dass ihnen gar nicht bewusst gewesen ist, dass sie abhängig sind“, sagt sie bestürzt. Auch das sei eine Folge davon, dass Alkohol in der Gesellschaft nicht als gefährliche Droge wahrgenommen werde. Apropos gefährliche Droge: In Nürnberg habe Crystal Meth bereits Heroin im Konsum eingeholt.

Kritisch beobachte sie auch die neuen psychoaktiven Substanzen, die derzeit den Markt überschwemmen. „Die werden im Internet als Badezusätze vertrieben und keiner weiß, was da drin ist. Das ist sehr gefährlich.“ Die Polizei und Politik sei weitestgehend machtlos gegen die Designerdrogen, da kleinste Änderungen in der Molekularstruktur schon wieder dazu führen, dass das Betäubungsmittelgesetz nicht mehr greift. Trotzdem, so Mortler, mache ihr die Arbeit als Drogenbeauftragte viel Spaß. „Wenn alles auch viel Arbeit ist.“ Denn sie sei ja auch noch die Abgeordnete des Landkreises und den wolle sie keinesfalls hinten anstellen. Deshalb habe sie auch im September und Oktober schon Termine geplant, bei denen sie sich etwa mit der Infrastruktur oder der Wohlstandssicherung im Landkreis beschäftigen wird. „Und selbstredend bin ich natürlich am Rother Altstadtfest dabei und davor noch beim Trachtenmarkt in Greding.“

Gerne wäre sie häufiger im Landkreis, aber das sei in ihrer Position oft nicht machbar. Morgen beispielsweise ist Marlene Mortler schon wieder in Berlin. Schlimm sei das Leben fernab von Mann und Familie zwar nicht, „aber daheim ist es doch am schönsten“.