Hilpoltstein
Angebote für Betroffene und Angehörige

Tag der Demenz in der Rother Kulturfabrik bietet Information über Pflege und Unterstützung

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
In der Rother Kulturfabrik fand am 11.10.2017 ein "Tag der Demenz" statt. Foto: Tobias Tschapka Demenztag in der Kulturfabrik: Bild 1-3: Alters-Simulationsanzug Bild 4+5: Demenzdecken zum Greifen Bild 6: Sonja Maier und ihre „Smoveys“ Bild 7+8: Veeharfengruppe −Foto: Tschapka, Tobias, Roth

Roth/Hilpoltstein (HK) Die Kampagne "Allianz Demenz für den Landkreis Roth" hat zu einem "Tag der Demenz" in die Rother Kulturfabrik eingeladen, um dieses Thema noch mehr in die Öffentlichkeit zu bringen.

In Deutschland sind bereits heute weit über eine Million von dieser Krankheit betroffen, und Schätzungen gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 verdoppelt wird.

Den ganzen Nachmittag über hatten in der Kulturfabrik sowohl Betroffene und deren Angehörige als auch Menschen aus Gesundheitsberufen und alle anderen, für die Demenz ein Thema ist, die Gelegenheit, sich ausführlich über pflegerische Möglichkeiten und unterstützende Angebote zu informieren. Organisiert wurde der Tag vom Rother Landratsamt, der Fachstelle für pflegende Angehörige der Diakonie Neuendettelsau im Pflegestützpunkt und der Gesundheitsregion plus.

Zu diesen Angeboten zählen oft kleine Dinge, die eine große Wirkung bei an Demenz erkrankten Menschen haben. So präsentiert die Ausstellerin Rita Schiller zum Beispiel spezielle Demenzdecken. Ein bisschen erinnern diese an Patchworkarbeiten, und im Prinzip handelt es sich dabei um Artverwandtes: Decken, bestehend aus verschiedenen Stoffen wie Frottee, Jeansstoff, Wolle und anderen Materialien. Aber nicht nur das, auch kleine Taschen, Reisverschlüsse, Einweckgummis oder Schnürsenkel sind angenäht. "Wenn die Betroffenen mit ihren Händen die verschiedenen Materialien spüren, kommen oft die dazugehörigen Erinnerungen zurück, wie etwa Schuhe binden", sagt Schiller.

Im Alter spielt jedoch oft nicht nur der Kopf, sondern auch der Rest des Körpers nicht mehr richtig mit. Wie sich das anfühlt, kann man in einem Simulationsanzug am eigenen Leib erfahren. Brigitte Reinard, die Seniorenbeauftragte der Stadt Roth, legt der Altentherapeutin Karin Dellermann den rund 30 Kilogramm schweren Anzug an. "Puh, ich kann kaum Luft holen und den Hals kann ich auch nicht drehen", sagt Dellermann, die unsicheren Schrittes durch das Foyer der Kufa schlurft. "In diesen Anzug fühlt man sich schon sehr eingeschränkt." Es ist das erste Mal, dass sich die Therapeutin einer Simulation dieser Art stellt.

Eine interessante Erfahrung für die Fachfrau, die mit Gabriele Engemann ein Buch geschrieben hat, welches sie am Tag der Demenz mitgebracht hat. Eigentlich ist es kein Buch, sondern eine Sammlung von 365 Aktivierungskarten für die Seniorenarbeit, für jeden Tag eine. "Da die Zeit in der Pflege knapp bemessen ist, sind diese Karten eine effektive Hilfe, um den Senioren jeden Tag Spiel, Spaß und Bewegung zu verschaffen", sagt Dellermann über das bekannte Standardwerk, welches bereits in der dritten Auflage erschienen ist.

Um Bewegung dreht es sich bei den "Smoveys" der Gesundheitsberaterin Sonja Maier - grüne, mit Stahlkugeln gefüllte Ringe, die jeder Bewegung zusätzlichen Schwung verschaffen. "Durch die entstehenden Vibrationen wird die Tiefenmuskulatur angeregt, der Stoffwechsel gefördert und das Lymphsystem massiert", sagt Maier, die im Auftrag der AWO Übungsstunden mit den Geräten anbietet.

Nicht zuletzt spielt Musik bei der Demenztherapie eine wichtige Rolle, die oft unterschätzt wird, denn vertraute Melodien können verlorengeglaubte Erinnerungen zurückbringen. Entsprechend wird beim "Tag der Demenz" Musik gemacht und gehört. Unter dem Motto "Singen tut gut" werden zu Akkordeonmusik Volkslieder gesungen und die Veeh-Harfen-Gruppe des Mehrgenerationenhauses der AWO Wendelstein präsentiert Melodien auf besagtem Instrument, für das Notenkenntnisse nicht erforderlich sind, da zwischen Saiten und Resonanzkörper Notenschablonen eingelegt sind.