Roth
Gesprächskreis gibt neue Kraft

Treffen für Mütter erwachsener Kindern mit Behinderung ab 10. Februar bei KISS in Roth

27.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

Zum Gesprächskreis für Mütter erwachsener Kinder mit Behinderung laden Heike Ackermann (Offene Hilfen der Diakonie, links) und Daniela Stenglin (KISS) ein. - Foto: Leykamm

Roth/Hilpoltstein (lkm) Sich fachliche Informationen holen, persönlich mit anderen austauschen und neue Kraft für die eigene Seele schöpfen: Unter dem Motto „Ich wünsch’ mir was für mich!“ soll dies alles ein neuer Gesprächskreis für Mütter erwachsener Kinder mit Behinderung ermöglichen. Zu einem ersten Treffen wird am Dienstag, 10. Februar, um zehn Uhr in die Räume der KISS Roth-Schwabach eingeladen.

Die Abkürzung der Einrichtung in der Sandgasse 5 in Roth steht zwar für „Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen“, aber ob aus dem Kreis eine solche entsteht, ist derzeit noch völlig offen. Die Bedürfnisse und Vorstellungen der Teilnehmerinnen stehen im Vordergrund. Dass sich das Angebot zunächst erst einmal an die Mütter richtet (langfristig soll hier aber kein Verwandter oder Nahestehender ausgeschlossen werden), hat auch einen einfachen Grund. Denn in der Regel sind sie die Hauptansprechpartnerinnen bei der Erziehung des Kindes mit Handicap. So ist es auch im Falle von Ingrid Beyerlein, deren bald 30 Jahre alter Sohn die Werkstätten der Lebenshilfe in Schwabach besucht.

Unterstützung erhält die Rotherin unter anderem von den offenen Hilfen der Diakonie Neuendettelsau, die im Landkreis von Heike Ackermann koordiniert werden. Beyerlein nimmt das Angebot des begleiteten Wohnens für ihren Sohn in Anspruch, der so mit Betreuung das Fitnessstudio besuchen kann oder zum Einkaufen geht. So soll die Selbstständigkeit gefördert werden. Mittelfristig kann dies auch ein Sprungbrett für einen Umzug ins Wohnheim sein. Solche Erfahrungen können auch anderen Eltern Mut machen, wenn sie davon hören, wie dies nun in dem neuen Gesprächskreis ermöglicht werden soll. Im Alltag aber, so weiß es Beyerlein aus Erfahrung, verliert sich die Kommunikation oft ins Oberflächliche, auch aufgrund des Zeitdrucks. „Man kennt sich einfach zu wenig“, bedauert sie. Dabei könnten die betroffenen Eltern voneinander profitieren, wenn jeder die eigenen Erfahrungen und Ideen weitergibt. „Jeder Gedanke und jedes Wort ist hilfreich“, betont Beyerlein.

Genau dieser Ansatz motivierte Ackermann und sie auch zur Initiierung des Gesprächskreises, der nun Fahrt aufnehmen soll. Die KISS als Dritte im Bunde brauchte selbstredend nicht lange überzeugt zu werden. Daniela Stenglin, Sozialpädagogin und Gruppenbegleiterin der Kontakt- und Infostelle, freut sich schon auf die Treffen des Kreises, die sie in der Anlaufphase gemeinsam mit Ackermann moderieren wird.

Wohin die Reise gehen wird, entscheiden die Teilnehmer. Es können Referenten zu Themen geladen oder gemeinsame Unternehmungen initiiert werden. Das Angebot richtet sich an Betroffene aus dem Landkreis und auch jenseits dessen Grenzen. Die Art der Behinderung der erwachsenen Kinder spielt ebenso wenig eine Rolle. Während der Treffen wird für diese im Bedarfsfall auch Unterstützung bei der Betreuung angeboten.

Denn betroffene Eltern haben ein gemeinsames Problem, weiß Beyerlein: „Oft scheuen sie sich, Hilfe zu holen.“ Die bürokratischen Hürden einer Antragsstellung machten dies nicht gerade besser. So zögen es viele Eltern vor, das Kind mit Handicap ganztägig selbst im eigenen Haus zu betreuen, das so „zu einem Gefängnis für beide“ werden könne. Aus dem gelte es auszubrechen, wozu der Gesprächskreis seinen Beitrag leisten soll. Viele wüssten auch gar nicht Bescheid über die verschiedenen Hilfsangebote wie etwa den Behindertenfahrdienst. Die neue Gruppe soll hier Abhilfe schaffen.

Nicht nur die Eltern sollten auf diese Weise verstärkt so zusammenkommen, auch die Kinder selbst, regt Beyerlein an. Auch die virtuelle Vernetzung könne so vorangetrieben werden. Sich gegenseitig zu stärken ist die eine Seite der Medaille, der Rückhalt in der Gesellschaft die andere. Berührungsängste und Unsicherheit müsse man diesbezüglich aber nach wie vor attestieren. Mit breit gestreuter Öffentlichkeitsarbeit suchen die verschiedentlichen Organisationen hier entgegenzuwirken. Zum Beispiel am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Ein Dienstag, ebenso wie der 10. Februar, wenn unter der Überschrift „Ich wünsch’ mir was für mich!“ der neue Gesprächskreis an den Start gehen soll.