Roth
Gemeinsam den Traum vom Hallenbad verwirklichen

Rother Stadtrat billigt Gespräche zu interkommunaler Zusammenarbeit aber nicht nur mit Rednitzhembach und Schwabach

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Kein Schmuckstück, aber mangels Alternativen von vielen Gästen aus dem Landkreis Roth besucht: Das Schwabacher Hallenbad ist schon 45 Jahre alt. Oberbürgermeister Matthias Thürauf zeigt sich deshalb aufgeschlossen für den Neubau eines Hallenbades in interkommunaler Zusammenarbeit mit Roth und Rednitzhembach. Nach dem Beschluss des Rother Stadtrats könnte die Stadt Schwabach aber auch außen vor bleiben, falls das Projekt mit anderen Kommunen des Landkreises Roth vereinbart wird. - Foto: Stadt Schwabach

Roth (HK) Seit vielen Jahren ist der Bau eines Hallenbads eines der brisantesten Themen in der Kreisstadt. Nun flammen wieder Pläne zur Realisierung auf. Das Neue daran: Das Hallenbad könnte im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit in Rednitzhembach entstehen.

Die drei Bürgermeister von Rednitzhembach, Schwabach und Roth haben bereits ein Jahr lang vertrauliche Gespräche über eine Kooperation geführt, um gemeinsam ein Hallenbad zu bauen und zu betreiben. Nun ist erstmals öffentlich in einem kommunalen Gremium über die Pläne diskutiert worden. Nach fast zweistündiger Debatte hat der Rother Stadtrat mit 19 zu 9 Stimmen den Weg freigemacht für noch intensivere Gespräche.

Allerdings nicht ausschließlich mit Rednitzhembach und Schwabach. Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer soll ebenso ausloten, ob auch benachbarte Landkreisgemeinden und der Landkreis selbst zu einer interkommunalen Zusammenarbeit bereit wären. Der Vorteil: Das Bad könnte dann in Roth errichtet werden.

Den Rother Stadtratsmitgliedern stand in der Sitzung am Dienstagabend nicht nur der eigene Bürgermeister Rede und Antwort. Auch Bürgermeister Jürgen Spahl aus Rednitzhembach und Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf stellten sich der Diskussion.

Dabei war es Andreas Buckreus, der in seinem ersten öffentlichen Auftritt als SPD-Bürgermeisterkandidat heftige Kritik am Vorgehen von Ralph Edelhäußer übte. Er habe "bei der Inszenierung des erneuten Hallenbadspektakels kommunale Spielregeln grob verletzt", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende und warf Edelhäußer vor, ohne Mandat verhandelt und den Stadtrat zu spät informiert zu haben. "Der Rother Stadtrat ist kein Abnickgremium. Wir wollen nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden."

Insbesondere die Wahl der Gesprächspartner sah Buckreus als Vorfestlegung an. "Warum wurden andere Gemeinden von Ihnen von vornherein ausgeschlossen, ohne dass wir auch nur mitreden konnten", fragte Buckreus. Deshalb stellte die SPD den Antrag, unverzüglich Gespräche mit weiteren Nachbarkommunen zu führen, die für die interkommunale Realisierung eines Hallenbads infrage kommen.

Dazu erklärte der geschäftsleitende Beamte der Stadt Roth, Stefan Krick, es sei Aufgabe eines Bürgermeisters, solche Gespräche zu führen. "Das ist jederzeit möglich, solange der Haushalt nicht berührt wird", sagte Krick. Edelhäußer selbst sagte, es gehe noch gar nicht um den Bau des Bads, sondern darum, ob das innerhalb einer Zusammenarbeit mehrerer Kommunen überhaupt machbar sei. Die Regierung in Ansbach stehe dem Vorhaben jedenfalls äußerst positiv gegenüber, was auch die Aussicht auf höhere Zuschüsse begründe, sagte Edelhäußer.

CSU-Fraktionschef Daniel Matulla hielt seinem SPD-Kollegen Buckreus eine zu emotionale Stellungnahme vor, nahm aber zugleich den Vorschlag der Sozialdemokraten auf. "Selbstverständlich sollten wir auch mit anderen Kommunen sprechen", so Matulla. Dessen Fraktionskollegin Daniela von Schlenk verteidigte Bürgermeister Edelhäußer. "Intransparenz kann man ihm wahrlich nicht vorwerfen", sagte sie. Mit Blick auf Roth als Triathlonhochburg sieht sie ein Hallenbad als unerlässlich an und verlangt, "dass alles geprüft wird, auch die Zusammenarbeit mit anderen Anrainern".

Kritisch gegenüber stehen dem Hallenbadprojekt die Freien Wähler und die Grünen. Für Sonja Möller (FW) birgt die Planung erhebliche finanzielle Unwägbarkeiten. "Was ist, wenn ein Partner nicht mehr zahlen kann oder der Zuschussbedarf steigt", wollte sie wissen. Noch deutlicher wurde ihr Fraktionskollege Karl Schnitzlein. "Warum helfen wir einer hoch verschuldeten kreisfreien Stadt", sagte er mit Blick auf Schwabach. Grünen-Sprecher Richard Radle sah auch mit Blick auf Schulen und Triathleten "aktuell keine Notwendigkeit für ein Hallenbad, denn bei der Bundeswehr kann geschwommen werden". Außerdem will Radle nicht, dass Rother zum Hallenbadbesuch in Richtung Schwabach fahren müssen.

Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf wies darauf hin, dass es ihm um die Realisierung einer ähnlichen Planung gehe, wie sie Schwabach bereits einmal für das eigene Parkbad erstellt habe. "Wir wollen ein Schulsportbad", erklärte er. "Mit einem Becken von 25 mal 12,5 Metern einschließlich Lehrbecken kostet das 7,5 Millionen." Diese Summe stehe laut eigener Berechnungen ebenso fest wie das jährliche Defizit, das dann etwa 500 000 Euro betrage. Die Zuschüsse des Freistaats für den Bau liegen bei 1,8 Millionen Euro, so dass ein kommunaler Investitionsbedarf von 5,7 Millionen übrigbleibe. "Diese Zahlen sind belastbar", betonte Thürauf.

Einig war man sich im Rother Stadtrat, dass der Neubau eines Hallenbads nicht nur wegen der Bauinvestition gut abgewogen werden müsse, sondern hauptsächlich wegen des jährlichen Defizits bei den Betriebskosten.

Für den Rednitzhembacher Bürgermeister Jürgen Spahl soll es nicht bei einem Schulsportbad bleiben. Er hat vielmehr ein Freizeitbad mit Rutsche und Saunalandschaft im Sinn. "Wir wollen innerhalb von 15 bis 20 Jahren einen Sport- und Freizeitpark schaffen", erklärte er. "Dazu sollen mehrere Gebäude entstehen, um Synergien zu nützen", so Spahl, der als Standort die Sandgrube an der Staatsstraße zwischen Rednitzhembach und dem Schwabacher Gewerbegebiet Falbenholz im Auge hat. "Dort verfügen wir bereits über Grundstücke im Umfang von 50 000 Quadratmetern", so das Gemeindeoberhaupt.

Mit 18 zu 8 Stimmen abgelehnt hat der Rother Stadtrat eine Untersuchung für ein Hallenbad nahe dem eigenen Freibad in alleiniger Trägerschaft der Stadt Roth. Gleichwohl soll dieser Standort bei einer Zusammenarbeit mit anderen Landkreiskommunen im Auge behalten werden.

Bis die ersten Schwimmer ins Wasser springen, werden - wenn überhaupt - noch einige Jahre ins Land gehen. Hunderte von Details, von der genauen Standort- bis zur Betreiberfrage, müssten dafür geklärt werden. Doch sollte die Idee eines Tages tatsächlich Wirklichkeit werden, dann entstünde etwas, was es seit der Gemeindegebietsreform 1972 noch nicht gegeben hat: eine millionenschwere Zusammenarbeit über Kreis- und Gemeindegrenzen hinweg.

Im Gegensatz zu Roth und Rednitzhembach besitzt Schwabach ein eigenes Hallenbad. Doch es stammt aus dem Jahr 1971. Sollte die Technik streiken, gibt es bislang keinen Plan B. Für einen Ersatzbau direkt am Parkbad hat es zwar schon konkrete Pläne gegeben. Doch als vor einigen Jahren die mittelfränkische Regierung den städtischen Haushalt nur unter Auflagen genehmigte, verschwanden diese Pläne in der Schublade. Roth hat zwar auch ein Hallenbad, aber das gehört der Bundeswehr.

Schon geht die Debatte über einen Hallenbadbau in interkommunaler Zusammenarbeit weiter, wenn der Rednitzhembacher Gemeinderats darüber diskutiert. Der Schwabacher Stadtrat war bereits am Dienstag in der nichtöffentlichen Sitzung des Hauptausschusses mit dem Thema befasst, hat aber keinen Beschluss gefasst. Einer Mitteilung der Pressestelle zufolge standen die Fraktionen dem Vorschlag "aufgeschlossen und im Grundsatz positiv gegenüber". Öffentlich wird in Schwabach am morgigen Freitag während der turnusgemäßen Stadtratssitzung beraten.