Roth
Energiebeauftragter droht Rücktritt an

Beschluss für Ölheizung im Rother Bauhof bringt Stadtratsmitglied Richard Radle auf die Palme

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Roth (rsc) Braucht die Stadt Roth bald einen neuen Energiebeauftragten? Stadtratsmitglied Richard Radle (Bündnis 90/Grüne), der das Amt bislang ausübt, spielt jedenfalls mit dem Gedanken eines Rücktritts. Grund dafür sind die Vorgänge um die Entscheidung für die Heizung im Bauhof der Stadt. „Das war der Lakmustest, ob Roth den Klimaschutzgedanken ernst nimmt“, sagte Radle gegen Ende der Stadtratssitzung am Dienstag. „Den hat die Stadt nicht bestanden.“

Im Oktober hatte der Rother Stadtrat beschlossen, den städtischen Bauhof mit einer neuen, herkömmlichen Ölheizung auszustatten. Schon in der Diskussion vor der Beschlussfassung im Stadtrat hatte es heftige Kritik an diesem Vorschlag des Bürgermeisters gegeben.

„Das ist keine Reduktion des Kohlendioxidausstoßes und damit kontraproduktiv für den Klimaschutz“, hieß es insbesondere von Seiten der SPD und der Grünen. „Wir brauchen eine Kraft-Wärme-Kopplung“, lautete das Argument der Gegner, also eine Anlage, die Wärme und Strom zugleich erzeugt. Die Befürworter der Ölheizung führten die größere Wirtschaftlichkeit der beschlossenen Anlage ins Feld.

Radle bekräftigte nun die Argumentation mit Blick auf den Klimaschutz und berief sich dabei auf ein globales Gremium. „Der Weltklimarat hat vor zwei Tagen noch einmal an die Weltbevölkerung appelliert, jede Chance zur Kohlendioxideinsparung zu nützen, weil man der Klimaerwärmung jetzt noch mit relativ geringen Investitionen gegensteuern kann“, zitierte Radle die Meldungen. Gerade bei der Wärmeerzeugung müsse man dicke Bretter bohren, sagte Radle (Foto) und fügte hinzu: „Ich will kein Alibi-Amt bekleiden, denn das Amt hat keinen Sinn, wenn wir so Beschlüsse fassen.“

Seiner Meinung nach ist nämlich auch das Verfahren im Vorfeld der Entscheidung zweifelhaft gewesen. „Ich bin nicht einbezogen worden, am Tag der Sitzung hat es neue Zahlen gegeben und die Diskussion ist merkwürdig verlaufen“, sagte Radle und erklärte, er habe sich die Aufzeichnung der Oktobersitzung angehört. Das Ingenieurbüro hat seiner Meinung nach nicht innovativ gearbeitet, sondern nur ein vertrautes Programm abgespult.

Bürgermeister Ralph Edelhäußer und Stadtbaurätin Lydia Kartmann räumten ein, es sei nicht optimal gelaufen und man verstehe den Unmut. Edelhäußer forderte Radle ausdrücklich auf, sein Amt als Energiebeauftragter nicht aufzugeben. Zugleich kündigten Edelhäußer und Kartmann neue Gespräche zur Bauhofheizung an. Radle solle daran teilnehmen, sagten beide.

Bereits im Vorfeld der Stadtratssitzung war bekannt geworden, dass auch das Energiebündel Roth-Schwabach heftige Kritik an der Entscheidung für eine Ölheizung im Bauhof geübt hatte. „Argumente und Entscheidung im Stadtrat waren ein Witz“, hatte Helmut Lorenz, Chef des Vereins für Regenerative Energieerzeugung im Landkreis, bei einer Veranstaltung der SPD in Georgensgmünd erklärt.