Roth
Eine Nacht voll Frieden und Musik

Woodstock-Veteranen von Canned Heat feiern in der Kulturfabrik ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

50 Jahre peace and music: Die Woodstock-Heroen von Canned Heat feiern bei den Rother Bluestagen ihr Bühnenjubiläum. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Etwa 80 Meter trennten bei den Rother Bluestagen am Donnerstag zwei Welten. In der Kulturfabrik standen die Woodstock-Heroen von Canned Heat auf der Bühne, in der Galaxy Bar Lounge trumpfte Andreas Kümmert aus Gemünden auf.

Der Gewinner des European Song Contests liegt musikalisch durchaus auf einer Wellenlänge mit Canned Heat. Und so schnupperte der 28-Jährige aus Unterfranken vor seinem Club-Auftritt nebenan ein wenig große Musikgeschichte. Bassist Larry Taylor und Schlagzeuger Fito de la Para waren 1969 beim legendären Festival dabei. Three days of peace and music.

Unspektakulär startet die 1965 in Kalifornien gegründete Bluesrock-Gruppe in der fast ausverkauften Kulturfabrik. Da werden noch ein paar Stecker in die Anlage gestöpselt und schon geht es mit einem ihrer größten Hits, „On the road again“, los, nach rund 100 Minuten ist Feierabend, mit einem Mix aus Soli von Taylor und de la Para, eingebettet in einen Boogie-Woogie-Rausschmeißer. Ein bisschen Winke-Winke von der Bühne, dann ist ihr Gastspiel beendet. Tschüss Woodstock.

Canned Heat, das ist Spaß, das ist leibhaftiger als musikalischer Geschichtsunterricht. Das sind Erinnerungen an glanzvolle Zeiten, als „Goin' up the country“ oder „Let's work together“ zu Hippie-Hymnen avancierten, wo Sex, Drugs & Rock'n'Roll noch was Exotisches waren. „Love and Peace“ raunzt Sänger und Harmonikaspieler Dale Spalding in die Menge und bekommt dafür reichlich Applaus. Der vierte Canned Heat-Mann auf der Bühne, John Paulus, war über ein Jahrzehnt bei John Mayall und den Bluesbreakers. Auch er strahlt Lockerheit und Können aus – vier Musik-Vagabunden, die den Namen Canned Heat zum 50-jährigen Bühnenjubiläum durch die Welt tragen. In Roth liefern sie einen gelungenen Set, ohne große Aufgeregtheit und spektakuläre Aktionen, solide eben mit einem großen Schuss Altersweisheit.

Gekonnt, präzise und bisweilen mit einem Augenzwinkern. Bei „Speed kills“ muss sogar das einzig verbliebene Gründungsmitglied Larry Tayler grinsen – waren doch Canned Head früher keine Kostverächter. „Nebelschwaden“ sind in Roth auf der Bühne nicht auszumachen. Dafür reichlich Boogie Woogie, der Funke zum Publikum springt schnell über. Klar, der Name Canned Heat hat sich in fünf Jahrzehnten prächtig gehalten. Weltweit. Während Taylor in der Kulturfabrik vergleichsweise zurückhaltend auf der Bühne agiert, gibt der Schlagzeuger den Ton an, sorgt mit seinem Gesang für den Heat-Groove, Spalding ergänzt diesen mit der Mundharmonika, hier und da werden die Stücke in die Länge gezogen, a la Grateful Dead, bestimmt kein Nachteil. Es ist ein genussvoller, pflegeleichter Abend mit einer legendären Band. Canned Heat sorgt für nostalgische Gefühle und lässt Erinnerungen wach werden. Da kann man schon ein bisschen den Blues bekommen.