Roth
Die Zukunft ist elektrisch

Im Landkreis sieht man die Fachschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität als große Chance

19.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:22 Uhr

Tesla-Roadster und E-Tankstelle: Ernst Schimanek, Jürgen Mangelberger, Unternehmerfabrikchef Karl Scheuerlein und Schulleiter Michael Greiner (von links) sehen die Elektromobilität als große Chance. - Foto: mes

Hilpoltstein/Roth (HK) Die Prognosen sind vielversprechend. Laut Weißbuch wird es 2020 in Deutschland rund eine Million Elektroautos geben. Aktuell sind es gerade einmal 3400. Das verspricht enormes Wachstum und Chancen – auch für den Landkreis Roth, in dem bereits erste Weichen gestellt wurden.

Roth ist nämlich einer von vier bayerischen Standorten für eine staatliche Fachschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität. Im Herbst beginnen die ersten 30 Schüler mit der Ausbildung. Damit die Schule zur Erfolgsgeschichte wird und somit dazu beiträgt, den Standort Roth als gute Adresse in Sachen Elektromobilität zu machen, sind mehrere Faktoren notwendig. „Die Schule macht nur Sinn, wenn dafür Bedarf vorhanden ist“, sagt Schulleiter Michael Greiner. Es sei ja ein neuer Beruf, den die Firmen nun entwickeln müssen. Da könne die Schule nicht alleine stehen, sondern müsse sich mit den Firmen austauschen. „Es geht jetzt darum, ein Konzept zu schmieden, das wachstumsfähig ist.“

Zusammen mit der Unternehmerfabrik hat die Schule daher ein Dialogforum veranstaltet und dazu zahlreiche Unternehmen angeschrieben. Neben den Autofirmen, die ihre aktuellen Elektrofahrzeuge gleich mitgebracht haben, folgten Firmen wie Leoni, Mangelberger und Speck ebenso dem Aufruf wie die örtlichen Geldinstitute und Verbände.

Neben etwas gewöhnungsbedürftigen Konzepten wie dem Renault Twizy waren im Schulhof auch E-Fahrzeuge geparkt, die dem gewohnten Bild eines Fahrzeugs entsprachen, wie der Opel Ampera, der Renault Fluence oder die Elektrovariante des Mercedes Vito. Der Hingucker war jedoch der Tesla Roadster des Abenberger Unternehmers Hans Joachim Stieber. Er fährt damit täglich von Nürnberg nach Abenberg. Der Tesla sei mittlerweile sein einziges Auto, „den Dienstwagen habe ich abgeschafft“, sagte Stieber. Wenn es mal weiter gehe, nehme er den Zug oder leihe sich ein Fahrzeug. Denn die Reichweite der Elektroautos ist immer noch begrenzt.

Was dem Siegeszug der Stromautos jedoch nicht abträglich sein muss, denn wenn man Karl Scheuerlein von der Unternehmerfabrik und Ernst Schimanek vom Fraunhofer-Institut glauben darf, verändert sich auch das Verhältnis zum Fahrzeug.

So ist das Interesse an einem eigenen Auto bei den unter 29-Jährigen in den vergangenen zwölf Jahren um ein Drittel gesunken, deren Anteil an den Neuwagenkäufern gar um 60 Prozent. Gleichzeitig wird durch Car-Sharing schon jetzt das eine oder andere Zweitauto ersetzt. Wobei der Mobilitätsbedarf in Deutschland gerade einmal bei 39 Kilometern täglich, zwei Sitzplätzen und 120 Kilometer pro Stunde Höchstgeschwindigkeit liegt.

So gesehen stehen Autos hierzulande meist nutzlos herum. Umstände, die dem E-Auto, unabhängig davon, dass es vor allem mit erheblich niedrigeren Emissionen punktet, entgegenkommen. Denn jedes Elektroauto kann laut Jürgen Mangelberger, Geschäftsführer der gleichnamigen Rother Elektrotechnikfirma, als Stromspeicher verwendet werden. Was dann funktioniert, wenn die Fahrzeuge im Ruhezustand am – intelligenten Netz – hängen. Unternehmen könnten dadurch ihren Stromverbrauch nivellieren und günstige Strompakete kaufen, da die teueren Verbrauchspitzen wegfallen – Einsparungen, die dann auch wieder dem Kunden zugute kommen.

Was nach ferner Zukunft klingt, ist laut Mangelberger zum Teil schon Realität. Mit seiner Firma macht er unter anderem das Energiemanagement für McDonald’s und andere Filialisten. Diese hätten sehr große Parkplätze, wo es zum Teil schon Ladestationen gebe – und offensichtlich großes Interesse am Thema E-Mobilität.

Begleitet hat Mangelberger auch das Forschungsprojekt Future Fleet, bei dem über 500 SAP-Mitarbeiter Elektrofahrzeuge als Firmenwagen getestet haben. Mit den insgesamt 27 Elektroautos wurden über 100 000 Kilometer zurückgelegt. Dazu wurde eine intelligente Ladeinfrastruktur aufgebaut und die Elektroflotte mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. Mangelberger wollte damit auch aufzeigen, dass man nicht zwingend aus dem Automobilsektor kommen muss, um an der E-Mobilität teilzunehmen. Und: „Wer jetzt erst zu überlegen beginnt, der hat schon verloren.“

Mit der Schule ist der Landkreis bereits im Thema. Nun braucht die Schule die passenden Betriebe, Praktika und Fachleute als Dozenten. Zudem appellierte Schulleiter Greiner an die Unternehmer, die entsprechende Ausstattung zur Verfügung zu stellen. „Wir wollen die Techniker an der Technik schulen.“ Man wolle am Puls der Zeit sein. Das sei schließlich im Sinne der Firmen, denn „es wird ihre Schule“.