Roth
"Uns geht's gut"

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sieht die Metropolregion auf einem guten Weg

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Lockerer Plausch über die Vorzüge der Metropolregion: Moderator Thomas Edenhofer, Dirk von Vopelius, Ulrich Maly und Felix Walchshöfer (von links) beim IHK-Jahresempfang in der Rother Kulturfabrik. −Foto: Kofer

Roth/Hilpoltstein (HK) Optimistisch blickte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) beim Neujahrsempfang der IHK Roth in die Zukunft. Der Metropolregion gehe es sehr gut und den Deutschen insgesamt besser als dem Rest in Europa und dem Rest der Welt, sagte er in der voll besetzten Kulturfabrik.

Nicht ganz so positiv wie sein Gast sah am Montagabend Joachim von Schlenk, Vorsitzender des IHK Gremiums Landkreis Roth, die Lage. Vor allem die Ergebnisse der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD fand von Schlenk kritisch. Bei der Abschaffung des Soli gingen die mittelständischen Unternehmen leer aus. Dass künftig Arbeitgeber wie Arbeitnehmer wieder die gleichen Beiträge zur Krankenversicherung zahlen müssten, werde teuer für die Firmen. Auch beim Recht auf befristete Teilzeit habe sich die SPD durchgesetzt. Für Unternehmen gebe es dagegen keinerlei Entlastung, kritisierte von Schlenk. "Mit diesem Sondierungsvorschlag wird die Wirtschaftspolitik nun in der zweiten Legislaturperiode hintereinander vorwiegend sozialdemokratisch geprägt sein", schloss der Chef der Industrie- und Handelskammer.

Eine Bemerkung, die sein Gastredner gerne aufgriff. Er lud von Schlenk zu einer SPD-Veranstaltung ein, "weil Sie die unheimlichen Erfolge der SPD so schön erklärt haben. Mir glauben die Genossen das nie." Und schon hatte Maly das Publikum, Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Sport und Bildung aus dem gesamten Landkreis, auf seiner Seite. Zumindest die letzten vier sozialdemokratisch dominierten Jahre scheinen den Unternehmen kaum geschadet zu haben. Denn die vergangenen zehn Jahre seien von einem "ununterbrochenen Aufschwung" geprägt, sagte Maly. Das sähen auch die Deutschen so. Einzig auf die Frage nach der gerechten Verteilung der Güter liege die Zustimmung bei unter 50 Prozent. Steuererhöhungen erteilte Maly angesichts des Haushaltsüberschusses eine klare Absage.

Insgesamt glaubt Maly an die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte auch im Zeitalter der Digitalisierung. Der Optimist gehe davon aus, dass der lange Aufschwung weiter gehe, der Pessimist wende ein, es könne nicht ewig so bleiben, sagte Maly. "Beide haben gleich oft recht, nur der Optimist lebt bis dahin besser." Trotz des "Sturms der kreativen Zerstörung", die das Internet 4.0 auslöse, sehe er als Optimist in den nächsten Jahrzehnten mehr Chancen als Risiken für Deutschland und die Metropolregion. "Wir sind beleibe nicht krisenfrei durch die letzten Jahrzehnte gegangen, aber wir haben es immer wieder geschafft, die Region in eine ökonomische Zukunft zu führen", sagte der Nürberger OB. Beim letzten "Sturm der kreativen Zerstörung" habe es vor neun Jahren Deutschlands größten Versandhändler Quelle getroffen, der Insolvenz anmelden musste, während gleichzeitig der US-Internetriese Amazon mit dem gleichen Geschäftsmodell zum Höhenflug ansetzte - allerdings rein digital. Maly wollte deswegen nicht schwarz sehen. Denn Deutschland könne vielleicht nicht Internet, aber bei der Produktion von hochwertigen Maschinen sei man immer noch weit voraus, wie Maly mit einem kleinen Seitenhieb auf den einst hochgelobten US-Hersteller von Elektroautos "Tesla" bemerkte. Seit Tesla ein Modell für den Massenmarkt bauen wolle, sei es still um das Lieblingskind der Börsianer geworden.

Einen Trend sah Maly auch im Downsizing der Unternehmen. Als er noch Kämmerer in Nürnberg gewesen sei, hätten 10 bis 15 Unternehmen fast die gesamte Gewerbesteuer bezahlt, heute sei man viel breiter und damit krisensicherer aufgestellt. Das eigentliche Vortragsthema, "Metropolregion im Wettbewerb der Regionen", griff Maly in seinem Vortrag nicht auf. Erst in der Diskussionsrunde mit Dirk von Vopelius, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, strich der Gründervater dieser "strategischen regionalen Allianz" die Vorteile der Metropolregion auf. "Ein Bamberger wird kein Bayreuther", sagte Maly, aber ein gemeinsamer Auftritt sichere mehr Aufmerksamkeit. Er vermarkte auch Messen inzwischen die Erlanger Bergkirchweih ebenso wie die Bayreuther Festspiele.

"Die Kirchturmpolitik ist vorbei. Auch die Randbereiche profitieren von der Metropolregion", bestätigte der Spalter Bürgermeister Udo Weingart (CSU). Der Großraum sei seit der Gründung der Metropolregion im Jahr 2005 immer weiter zusammengewachsen.

"International können wir nur bestehen, wenn wir Leuchttürme hinkriegen", sagte Dirk von Vopelius und appellierte ans Publikum: "Die Metropolregion ist eine Mitmachveranstaltung. Wir sind alle auf der Bühne." Eine Leuchtturmveranstaltung des Landkreises Roth ist sicherlich der Challenge-Triathlon, weshalb Veranstalter Felix Walchshöfer auf der Kufa-Bühne die internationale Reichweite seines Sportevents preisen durfte. Er bot sogar einen Staffelplatz an, falls Joachim von Schlenk, Dirk von Vopelius und Ulrich Maly beim Challenge starten möchten. "Wenn ich den Marathon laufen soll, wäre es die einmalige Chance, die Veranstaltung auf eine Woche auszudehnen", scherzte von Vopelius. Sponsor der Veranstaltung ist nach dem Zusammenbruch von Quelle inzwischen der große Nürnberger IT-Dienstleister Datev. Auch ein schönes Beispiel für den "Sturm der kreativen Zerstörung". Das andere Beispiel, der persönliche Austausch der Gäste im Foyer mit Häppchen des Alfershausener Gasthofs Winkler verpasste Gourmet Ulrich Maly leider, weil er schon auf den nächsten Termin musste. Dafür bekam er von Joachim von Schlenk eine Holztrage mit Spalter Bier mit auf den Weg. "Vom Wein der Metropolregion haben Sie bestimmt schon den ganzen Keller voll", begründete von Schlenk seinen Entschluss. Und wieder konterte Maly lachend und auf das Spalter Bier deutend: "Davon auch. Das ist meine Hausmarke. Sehr zum Leidwesen der Nürnberger Brauereien." Auch so ist Metropolregion.