Roth
Mit großem Spaß bei der Bluessache

Joe Louis Walker und Band rocken die Kulturfabrik Überraschungsduette mit Sari Schorr

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Außergewöhnliche Erscheinung: Joe Louis Walker gastiert mit seiner Band in der Rother Kulturfabrik. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Nahezu die komplette Palette des Blues hat die Joe Walker Louis Band am Dienstagabend in der Rother Kulturfabrik bei den 26. Bluestagen geboten. Von den traditionellen Klängen über Bluesrock und Texasblues bis hin zu funkigen Tönen überzeugte das Quartett.

Ungewöhnlich fängt es an, nämlich mit der Vorstellung der Band, wobei jeder gleich ein kleines Solo zum Besten gibt. Auf diese Weise endet gerne ein reguläres Set, bevor es an die Zugaben geht.

Aber ungewöhnlich ist auch das Erscheinungsbild der Band. Allen voran der Frontmann Joe Louis Walker, das Hemd samt Kappe eher der Typ afrikanischer Prinz, dazu aber eine Brille, wie sie der Nerd am Prenzelberg trägt, sowie geschmeidige Stenzslipper.

An seiner Seite ist mit Lenny Bradford ein mit Sakko gekleideter Endloszopfträger, während Drummer Byron Cage aussieht, als würde er das gesamte Equipment inklusive der Roadies jeden Abend selbst verladen.

Bleibt noch der zweite Gitarrist: Murali Coryell. Der Mann mit dem verbeulten Hütchen ist selbst ein grandioser Frontmann und nicht zuletzt der Sohn des legendären Larry Coryell.

Aber nicht nur Murali Coryell hat einen interessanten Background, auch Walkers Biografie kann sich sehen lassen. 1949 ist er schon sehr früh ganz weit oben im Musikgeschäft. Kaum 20 ist er Hausgitarrist des berühmten "Matrix"-Clubs und des "Fillmore. Er spielt mit oder eröffnet Shows für Lightnin €˜ Hopkins, Steve Miller, Jim Hendrix, Freddie King, John Lee Hooker, Muddy Waters oder Thelonious Monk. Nach ein paar Jahren ist er völlig ausgebrannt und zieht sich zurück.

Ruhe findet er bei Gott und der Gospelmusik. Zehn Jahre singt er bei den "Spiritual Corinthians", bis erwieder loslegt. Gereift und voller Ideen kehrt er zurück, im Koffer all das, was er von seinen Vorbildern oder Mitstreiter gelernt hat.

So bunt wie die Truppe ist auch die Musik. Ganz gemächlichen traditionellen Blues gibt es zum Auftakt, dabei klingt Walkers Stimme durchaus wie die einer vom Leben geplagten Bluesmama. Doch spätestens nach dem zweiten Stück werden alle Register gezogen. Es wird funkig, aber auch hart und sehr rockig. Ob Jimi Hendrix, Muddy Waters, Johnny Winter, John Lee Hooker oder gar ZZ Top, es kommt alles in den Topf.

Dabei hat das muntere Quartett viel Spaß in der Kulturfabrik, es gibt die ganz großen Posen und die ganz großen Klischees. Aber das Herumreiten und Sliden auf den Frets hat zu keiner Zeit etwas von einer Leistungsshow, sondern wirkt leicht und locker und macht einfach nur großen Spaß.

Richtig ab geht es, wenn sich Walker und Coryell Duelle an der Gitarre liefern. Einer der Höhepunkte ist sicher das episch ausgebreitete "While My Guitar Gently Weeps" von George Harrison. Die beiden Gitarren weinen um die Wette, wollen gar nicht mehr aufhören, wenn es schon zu Ende scheint, geht es noch einmal los - so geht Show.

Um noch einen draufzusetzen, zaubert Walker am Ende des Sets gar noch Sari Schorr, die ebenfalls zu den Bluestagen in Roth weilt und gestern Abend in der Galaxy Bar auftrat, aus dem Hut. Zu den Gitarrenduellen gesellen sich jetzt noch die Gesangsduelle.

Ein nahezu perfektes Finale, wäre nach 75 Minuten nicht schon regulär und nach weiteren 20 Minuten Zugaben endgültig Schluss. Diesem bunten Spaßfüllhorn des Blues würde man gerne noch etwas länger zuschauen.