Roth
Kaum Zeit zum Durchschnaufen

Laurence Jones Bluesrock-Dampfmaschine läuft bei den Bluestagen auf Hochtouren

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Der Brite Laurence Jones rockt eindrucksvoll die Galaxy Bar und empfiehlt sich für ein baldiges Wiedersehen. - Foto: Tschapka

Roth (HK) Rein optisch erinnert er ja ein bisschen an Rick Astley, sollte sich der eine oder andere noch an den Teenieschwarm der 1980er erinnern. Aber abgesehen von bubihaften Gesichtszügen und der englischen Heimat hat Laurence Jones mit dem Sänger seichter Pop-Songs nichts gemeinsam.

Gemeinsam mit seinen drei Mitstreitern Greg Smith am Bass, Phil Wilson am Schlagzeug und dem Ex-King-King-Keyboarder Bennett Holland rockte der Jungspund an Gitarre und Mikrofon die gut besuchte Galaxy Bar in Grund und Boden. Er schaffte es, schon ab dem ersten Song, sein Publikum mitzureißen.

Es war der letzte von zwölf Auftritten ihrer Europatour, ehe es in den frühen Morgenstunden zurück auf die Insel ging, aber man merkte den überaus sympathischen Jungs die zurückliegenden Strapazen nicht an, im Gegenteil. In Roth präsentierte sich die Combo als echte Bluesrock-Dampfmaschine, die ihrem Publikum kaum Zeit zum Durchschnaufen gab. Eine volle Stunde musste es darauf warten, bis das rockige Quartett zur ersten Ballade ansetzte.

Davor war ausschließlich Vollgas angesagt - und davon keine Sekunde langweilig, denn wenngleich sich die Songs überwiegend am altehrwürdigen Bluesschema orientierten, so steckten sie doch voller Abwechslung und Überraschungen. Wenn auf einmal der Keyboarder aufspringt und im Stehen in die Tasten haut oder sich mit Jones ausufernde Gitarre-Piano-Duelle lieferte. Oder Jones in seinen Songs zusätzliche Akzente mit altbekannten Jimi Hendrix-Riffs setzte. Auch am Wah-Wah-Pedal zeigte sich der Gitarrist spiellustig und beherrschte darüber hinaus die volle Bandbreite vom cleanen bis zum dreckig-verzerrten Sound. Da durfte man schon mal ins Schwitzen geraten, so dass seine schwarze Lederjacke in die Ecke flog und der Bassist zum Energy-Drink greifen musste.

Bemerkenswert auch der Eric-Clapton-Ausflug mit den Klassikern "Cocaine", "Layla", "I Shot The Sheriff" und "Sunshine Of Your Love", welche die Band zu einem imposanten Medley verrührten. Und natürlich wurden auch britische Klischees bedient, etwa das, dass auf der Insel alle Häuser gleich aussehen würden. Laurence Jones hatte dazu die passende Geschichte parat, in der nach einer durchzechten Nacht zu keinem Haus sein Schlüssel passte, egal vor wie vielen verschlossenen Türen er auch stand. Deshalb widmete er allen Betrunkenen auf dieser Welt den Song "Stop Moving The House".

Trotz des hohen Spaßfaktors gab es auch eine ernste Stelle, denn die Band widmete eines ihrer ruhigeren Stücke den Opfern und Angehörigen des jüngsten Terroranschlages in ihrer britischen Hauptstadt. Aber die fröhliche Melodie deutete schon an, dass sich die Engländer so schnell nicht unterkriegen lassen. Am Schluss gab es dann noch eine überaus funkige Zugabe, sowie als Kontrast eine (fast) unplugged Version von "Everyday I Got The Blues".

Laurence Jones ist eigentlich der ideale Kandidat für das altehrwürdige Posthorn in Eckersmühlen, das aber in diesem Jahr wegen Renovierung pausiert. Oder gleich für die große Bühne der Kulturfabrik? Ob hier oder dort, mit Sicherheit gibt es mit diesem hoffnungsvollen jungen Gitarristen und dessen modernen Bluesrock-Interpretation ein baldiges Wiedersehen bei den Bluestagen der Zukunft.