Roth
Bezaubernde Stimme

Die Hilpoltsteinerin Dorothea Müller steht als Musicaldarstellerin im Mittelpunkt einer Benefizgala in der Kulturfabrik

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Die Hilpoltsteinerin Dorothea Müller singt sich als Star des Abends in die Herzen der Zuschauer. André Sultan-Sade, Leiter des Metropol-Theaters in Nürnberg (hier mit Annemarie Reiter), führt durch den Abend, tritt aber auch als Sänger auf. Jubel brandet beim Finale auf. - Fotos: Klier

Roth (HK) Mit einer Musicalgala in der Rother Kulturfabrik hat der Verein Herzpflaster sein Publikum begeistert. Im Mittelpunkt der Benefizveranstaltung stand die Sängerin und Musicaldarstellerin Dorothea Müller aus Hilpoltstein. Schon Wochen vorher war die Vorstellung ausverkauft.

Mit der Benefiz-Musicalgala in der Kulturfabrik wollte sich der Verein Herzpflaster vor allem bei den Landkreisbürgern bedanken, die den Verein seit Jahren engagiert unterstützen. Deren Gründer, Melanie und Thorsten Prennig aus Roth, hatten sich vor vier Jahren wie alle Eltern auf ihr Baby gefreut. Niederschmetternd war dann die Diagnose, dass ihr kleiner Finn einen angeborenen Herzfehler hatte. Lange Krankenhausaufenthalte und Behandlungen folgten.

In der Absicht, Kindern und ihren Eltern in ähnlicher Lage zu helfen, ihnen wieder Lebensfreude zu schenken und Klinikaufenthalte kurzweiliger zu gestalten, gründeten die Prennigs den Verein Herzpflaster.

In der voll besetzten Kulturfabrik begrüßte Bürgermeister Ralph Edelhäußer die Zuhörer mittels Videobotschaft, da ein anderer Termin im Wege gestanden hatte. Er dankte dem Verein und wünschte weiterhin viel Erfolg. Dann eröffnete der unbestrittene Star des Abends das Konzertprogramm. "Hör auf zu weinen, und nimm meine Hand", bat Dorothea Maria Müller ("Doro") aus Hilpoltstein mit flehender, überzeugender Stimme, im Rampenlicht von Nebelschleier eingehüllt. Wie auch die folgenden Titel entstammte dieser Disney-Musicals.

André Sultan-Sade, Leiter des Metropol-Theaters in Nürnberg, führte durch den Abend, trat aber auch als Sänger auf. Zunächst aber war der Tenor Alexander Herzog, der zuweilen mit den 12 Tenören unterwegs ist, als Glöckner von Nôtre Dame mit "Draußen" zu hören. Ihm folgte Annemarie Reuter mit "Arielle", der Meerjungfrau, die sich danach sehnt, ein Mensch zu sein. "Mama, ich schwör dir, irgendwann wirst du stolz auf mich sein!" aus dem Musical Aladin versprach anschließend André Sultan-Sade.

Da kein ausgedrucktes Programm vorlag, hätte man zuweilen gerne genauere Informationen über die einzelnen Titel erfahren. Übrigens verbindet alle vier Akteure eine Freundschaft, seitdem sie sich in Hamburg beim Vorsingen kennen gelernt haben. Für Doro war es wohl der erste große Auftritt vor ihrer Familie und vor heimischem Publikum, dem sie sicher mit etwas Herzklopfen entgegen gesehen hatte.

Fantasievoll war die Bühnendekoration arrangiert. Kristallleuchter hingen von der Decke, ein wallender Vorhang gab den Blick auf geheimnisvolle Türen frei, Kandelaber spendeten spärliches Licht, ein imposantes Spiel mit Licht und Schatten trug zur geheimnisvollen Stimmung bei. Die Techniker hatten alle Hände voll zu tun, um diese Effekte zusätzlich zur eingespielten Musik in Szene zu setzen.

Mit bezaubernder, aber selbstbewusster Stimme interpretierte Dorothea Müller "Ich gehör' nur mir" aus dem erfolgreichsten deutschsprachigen Musical "Elisabeth". Die Kaiserin Sissi wehrt sich vehement gegen die Unterdrückung am kaiserlichen Hof. Ebenso selbstbestimmt trat sie im Duett "Wenn ich tanzen will" ihrem Gesangspartner André Sultan-Sade als Kaiser Franz Josef gegenüber: "Ich will keine Marionette sein! Ich allein bestimme die Stunde, wenn ich tanzen will!"

Überzeugend beklagte sich Annemarie Reuter: "Ich lieb' ihn, doch täglich muss ich sehen, wie er lebt, als hätt's mich nie gegeben", aus dem Musical "Les Misérables". Mit einer gelungenen Koloratureinlage bat Doro: "Think of me!" Tosenden Applaus gab es für alle vier nach ihren jeweiligen Auftritten.

Zu den gesanglichen Leistungen gesellten sich ihre schauspielerischen Fähigkeiten und die immer wieder wechselnde Garderobe. Das Publikum war begeistert.

"Willkommen, Bienvenu, Welcome", entstammt dem Musical "Cabaret", mit dem André Sultan-Sade nach der Pause das Programm fortsetzte. Sein Tanz regte zum Mitklatschen an. Auf eine verheißungsvolle "Längste Nacht der Welt" freuten sich im Duett Annemarie Reuter und Alexander Herzog, deren stimmiger Gesang mit einer zärtlichen Umarmung endete. Dann schwelgte die sehr wandlungsfähige Doro in "Erinnerungen" aus dem Musical "Cats".

Moderator André Sultan-Sade überlegte, wie es wohl ist, wenn Sohn oder Tochter zu ihren Eltern sagen: "Ich will Sänger, beziehungsweise Sängerin werden." Da wäre doch beispielsweise der Arztberuf eine viel bessere Wahl. Das starrköpfige Kind beharrt aber auf seiner Entscheidung. Dann kommt der Anruf bei den Eltern: "Könnt ihr mir Geld schicken" Das hatte man sich ja gleich gedacht! Aber später, beim ersten Auftritt vor Publikum, springt Papa auf: "Mein Sohn! Mein Sohn!"

In ähnlicher Form mögen es sicher alle Akteure des Abends erlebt haben. Aber durch hartes Arbeiten haben sie ihr Ziel erreicht. An diesem Abend verzichteten sie zugunsten von Herzpflaster auf ihre Gage. Nach dem letzten Titel aus Jekyll & Hyde "Mein Herz trägt mich fort, wenn es dich endlich gibt", von Doro im kessen Outfit schmachtend-überzeugend interpretiert, wollte der Applaus der stehenden Zuschauer nicht enden. "Zugabe!" erscholl es. Die gab es gleich mehrfach mit einem Abba-Medley, das mit "Thank you for the Music" alle vier Sängerinnen und Sänger auf der Bühne vereinte.

Freudestrahlend ob der gelungenen Gala bedankte sich Thorsten Prennig bei den Mitwirkenden. Dem Gestalter und Conférencier des Abends, André Sultan-Sade, überreichte er ein von Kindern in Kliniken gestaltetes großes "Danke-Bild".