Roth
"Besser als ein Lottogewinn"

Berufsschulzentrum verteilt an 225 Absolventen "Eintrittskarten fürs Berufsleben"

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Teams der Technikerschule für Elektromobilität stellen ihre selbst entwickelten und gebauten Fahrzeuge in Leichtbauweise und mit Neigungslenkung vor. Sie sollen auch für Senioren geeignet sein. - Fotos: Leykamm

Roth/Hilpoltstein (HK) Dreieinhalb Jahre haben sie in den Betrieben und an der Berufsschule Roth eifrig gelernt. Nun konnten insgesamt 225 Absolventen aus 11 Abschlussklassen mit einem Festakt verabschiedet werden. Neben zahlreichen Staats- wurden auch zwei Industriepreise vergeben.

Eine Aufgabe, die Karlheinz Nüßlein, Geschäftsführer der Georgensgmünder Firma Toolcraft, sehr gerne übernahm. Auch, weil einer der Preisträger aus den eigenen Reihen kommt. Dank einer Abschlussnote von 1,2 durfte der frischgebackene Zerspanungsmechaniker Markus Assenbaum die Auszeichnung entgegen nehmen. Eine ebensolche erhielt Alexander Irregen (beide kommen aus Georgensgmünd), der sich bei Leoni in Roth zum Industriemechaniker ausbilden ließ und mit einer Endnote von 1,1 noch einen Hauch besser war. Beide bekommen jeweils 500 Euro und einen kostenlosen einwöchigen CAD-Lehrgang. Staatspreise gab es für die beiden ebenso. Anlagenmechaniker Markus Bergmann aus Waizenhofen glückte als bester Staatspreisträger sogar eine 1,0 im Zeugnis.

Alle Preisträger können als Aushängeschilder des dualen Systems gelten, das Schulleiter Michael Greiner als Erfolgsmodell pries, um das andere Länder Deutschland beneideten. Eine Ausbildung dieser Art sei "besser als ein Lottogewinn". Denn das gewonnene Geld sei nicht selten gleich wieder ausgegeben und schmälere obendrein den Leistungswillen. Bei den Absolventen sei dieser sehr hoch gewesen, mit ihrem Abschluss hätten sie nun die "Eintrittkarte für das Berufsleben".

Doch das erfolgreiche Ausbildungssystem sei kein Selbstläufer, wie Greiner betonte. So habe der Landkreis ein Nutzfahrzeugzentrum eingerichtet und Fachwerkstätten modernisiert. Das seien "notwendige Investitionen gewesen, um die Ausbildung sicherzustellen und mit den Betrieben auf Augenhöhe kooperieren zu können", sagte Greiner. Seinem großen Lob für die Absolventen gesellte der Schulchef in bewährter Weise dann etwas launige Kritik dazu. So warf er die Frage auf, ob "gruppenweise blauzumachen" auch von Teamgeist zeuge. Er wusste auch von Lehrlingen zu berichten, denen man beim Laufen die Schuhe hätte binden können. Eine Klasse sei von einem Lehrer als "liebenswert" beschrieben worden, was ihn eher an eine "Wellnessoase" habe denken lassen. Greiner monierte Bohrerverschleiß und Sabotageakte an der Dokumentenkamera oder das Balzverhalten männlicher Schüler. Immerhin hätten vier junge Frauen sich im Kfz-Handwerk ausbilden lassen, was eigentlich schon eine "überragende Frauenquote" darstelle. Letztlich seien die "spätpubertären Kondensstreifen", die das an sich sehr gute Miteinander auch geprägt hätten, "zu ertragen gewesen."

Freilich sei die Lehrzeit nicht immer einfach gewesen, "aber ihr habt es durchgezogen", lobte Landrat Herbert Eckstein, "das Durchbeißen ist wichtig". Nun aber könnten die Absolventen selbstbewusst ihr Berufsbild nach außen vertreten.

Das war ganz nach dem Geschmack von Hanno Dietrich, Kreishandwerksmeister Mittelfranken-Süd. Nun sei der Grundstein für die Karriereleiter gelegt, die im Handwerk "riesengroß ist". Es habe zudem nach wie vor goldenen Boden. Alleine in seinem Einzugsgebiet gebe es 3500 Fachbetriebe, die zusammen für einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro sorgten.

Damit die hohe Qualität der Ausbildung gelingt, brauche es nicht nur einen Siegeswillen wie bei der Gold-Biathletin Laura Dahlmeier, sondern auch einen ganzen Betreuerstab, der im dualen System gewährleistet sei. Gemeinsam gelte es, das Zielfernrohr einzustellen. Ins Schwarze getroffen hätten nun die Absolventen.

Lust auf Weiterentwicklung im eigenen Beruf machten die Teams der Technikerschule für Elektromobilität, die ebenfalls an der staatlichen Berufsschule angesiedelt sind. Sie stellten ihre Projektarbeit vor: Es galt mit schmalem Budget Elektrofahrzeuge zu konstruieren und zu bauen, die auch für Senioren gut geeignet sind. Ein Modell bestach dabei durch seine Leichtbauweise, das andere durch seine Neigungslenkung.

Zum Höhepunkt der Feier nahmen dann die Staatspreisträger ihre Auszeichnungen in Empfang.