Roth
"Alter geht jeden Einzelnen von uns an"

Vor fünf Jahren nimmt der Rother Pflegestützpunkt als einer der ersten in Bayern seine Arbeit auf

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Sie sind das Beratungsteam des Pflegestützpunkts Roth: Gerhard Kunz, Elisa Schreiber, Petra Lobenwein und Brigitte Kupfer (von links). Landrat Herbert Eckstein (2. von re) nutzte den Tag, an dem der PSP Roth genau fünf Jahre alt wurde, um "Danke" zu sagen für die engagierte Arbeit. - Foto: lra

Roth/Hilpoltstein (HK) Fünf Jahre nachdem der Pflegestützpunkt (PSP) des Landkreises als einer der ersten in Bayern seine Arbeit aufgenommen hat, steht für Landrat Herbert Eckstein fest: "Unser Mut, neue Wege zu gehen, hat sich gelohnt."

Eine Erfolgsgeschichte, die sich am besten in der "Abstimmung mit den Füßen" messen lässt. Seit der Gründung nimmt die Zahl der Ratsuchenden konstant zu; unabhängig, ob sie im Pflegestützpunkt selbst, übers Telefon oder bei sich zu Hause den Rat der PSP-Fachleute suchen.

Unterschiedliches Knowhow rund um das Thema "Pflege", gebündelt unter einem Dach, um Hilfe suchenden Menschen viele, oft mühsame, Wege zu ersparen - das war und ist die Grundidee, mit der Landrat Eckstein damals die Weichen für den PSP Roth stellte.

Anfang Februar 2011 standen im Büro im Gesundheitszentrum I nahe der Kreisklinik die ersten Beratungen auf dem Programm. Mittlerweile ist auch die Beratung vor Ort fester Bestandteil im Angebot des PSP.

"Unser Ziel ist es immer, individuelle und damit passgenaue Lösungen, gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Betreuern, zu erarbeiten. Denn nur dann kann es gelingen, dass man selbst einem schwer pflegebedürftigen Menschen so weit wie möglich seine Unabhängigkeit bewahren kann - ein Ziel, das wir uns doch alle für uns selber wünschen, wenn wir gesundheitlich auf die Hilfe von außen angewiesen sind", so PSP-Leiter Gerhard Kunz.

"Unabhängig und nah dran an den Menschen, die schnell und unbürokratisch Hilfe brauchen." Auf diesen kurzen Nenner bringt der Landrat die Arbeit des Pflegestützpunkt-Teams. Und: "Unser Pflegestützpunkt hat sich auch dank voll engagierter Mitarbeiter als kompetente Anlaufstelle etabliert; sowohl bei denjenigen, die Hilfe brauchen als auch bei denjenigen, die diese Hilfe bieten können", zieht Eckstein Bilanz.

Die Stärke des Pflegestützpunkts ist zum einen seine wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das sichert eine objektive Beratung, die im übrigen kostenfrei ist.

Zum anderen punktet der PSP durch die Vielfalt des Expertenwissens im Team: Neben Gerhard Kunz, der unter anderem auf die barrierefreie Wohnberatung spezialisiert ist, wird es ergänzt durch Petra Lobenwein (Fachstelle für pflegende Angehörige der Diakonie Neuendettelsau), Elisa Schreiber und Brigitte Kupfer (Pflegeberaterinnen der Kassen) sowie Tomas Hoting (Vertreter des Bezirks Mittelfranken).

Von der Betreuung des an Demenz erkrankten Vaters, der Suche nach ambulanten Hilfen, Heim- und Pflegeplätzen, über die Vermittlung ehrenamtlicher Helfer bis hin zu fundierten Auskünften rund um die Bereiche "Pflege-Antragsstellungen-Wohnberatung" reicht ihr Aufgaben- und Beratungsspektrum.

Erst reden, den Bedarf ermitteln, dann handeln - ein echtes Erfolgsrezept, wie der Blick in die Fünfjahres-Statistik deutlich macht.

Warum die Beratungszahlen steigen, liegt für Gerhard Kunz auf der Hand. Die in den fünf Jahren gewachsene vertrauensvolle Kooperation zwischen Landkreis, Pflegekassen, den Pflegeeinrichtungen im Landkreis, der Fachstelle für pflegende Angehörige der Diakonie Neuendettelsau und dem Bezirk ist ein Grund. Ein weiterer ist die gute Mundpropaganda, die laut Kunz "gerade bei so einem sensiblen Thema wie Pflegebedürftigkeit eine wesentliche Rolle spielt".

Allerdings - und diese Erfahrung haben die Sprecher des Pflegestützpunkts durch die Bank gemacht - "kommen viele viel zu spät zu uns, wenn sie am Rande dessen sind, was sie leisten oder aushalten können", bedauert Petra Lobenwein.

"Wir würden uns wünschen, dass sich Menschen noch mehr als bisher frühzeitig mit dem Thema Alter und mögliche Pflegebedürftigkeit beschäftigen. Weil man dann in der Lage ist, in Ruhe und überlegt die Weichen für ein selbstbestimmtes Älterwerden selbst zu stellen", so Kunz.

"Alter geht jeden Einzelnen von uns an. Auch wenn es oft schwer fällt, um Hilfe zu bitten oder sich helfen zu lassen. Fragen kostet nichts", macht Eckstein deutlich. Mit dem Pflegestützpunkt habe der Landkreis vor fünf Jahren eine Einrichtung geschaffen, die "bewiesen hat, dass all diese Fragen hier gut aufgehoben sind. Weil es hier auch die entsprechenden Antworten gibt. Wenn wir damals Neuland beschritten haben, so können wir heute für die Zukunft auf die gemachten Erfahrungen weiter aufbauen", so Eckstein.