Roth
99 Prozent plus eine Attacke im "Candystorm"

Noch vor ihrer Nominierung zur CSU-Bundestagskandidatin liest Marlene Mortler dem SPD-Herausforderer die Leviten

25.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Blumen für die Bundestagskandidatin: Kurt Eckstein, scheidender Landtagsabgeordneter aus dem Nürnberger Land, Bezirksrat Ernst Schuster und die beiden CSU-Kreisvorsitzenden Norbert Dünkel und Volker Bauer (v. l.) gratulieren Marlene Mortler zur Nominierung. - Foto: J. Münch

Roth (HK) Nicht einstimmig, aber doch sehr geschlossen stehen die beiden CSU-Kreisverbände Roth und Nürnberger Land hinter Marlene Mortler. Mit 99,3 Prozent wählten die Delegierten am Samstag in der Rother Stadthalle ihre langjährige Abgeordnete aus Lauf zur Kandidatin für die Bundestagswahl 2013.

Dass sich Volker Bauer, der Vorsitzende des Rother CSU-Kreisverbandes und frischgekürter Kandidat für die Landtagswahl, gerne als ein „grüner Schwarzer“ bezeichnet, ist nichts Neues. Neu ist allerdings, dass Bauers Sympathie mit gewissen Aspekten der Ökopartei so weit reicht, dass er eine Woche nach der Wiederwahl von Claudia Roth zur Bundesvositzenden der Grünen gleich einen eigenen „Candystorm“, eine Flut von Komplimenten, bei seiner CSU entfachte. „Das Schönste, was der Bundestag zu bieten hat“: Mit diesem schwärmerischen Satz empfing Bauer am Samstag die Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler bei der Nominierungsversammlung zur Bundestagswahl 2013 in Roth.

Da wollte sich Norbert Dünkel, CSU-Kreisvorsitzender im Nürnberger Land und wie Volker Bauer erstmals Anwärter auf ein Mandat im Maximilianeum, natürlich nicht lumpen lassen. „Sie ist eine engagierte, zuverlässige, fleißige, sympathische und kompetente Abgeordnete, auf die wir alle stolz sind“, lobte Dünkel, der Mortler offiziell zur Wahl vorschlug. Sie sei eine gute Anwältin in Berlin für die 290 000 Menschen in den Landkreisen Roth und Nürnberger Land. „Deshalb hat sie heute ein fulminantes Ergebnis verdient“, so Dünkel.

Gerührt vom „Candystorm“ der Kreisvorsitzenden, wurde Marlene Mortler vor ihrer Wahl ohne Gegenkandidat ebenfalls emotional. „Es ist ein Gefühl wie beim ersten Mal, auch wenn es schon die vierte Nominierung ist“, sagte sie. Die vergangenen Jahre in Berlin habe sie als eine sehr fordernde, aber auch als „gnadenlos schöne“ Zeit erlebt. In der schwarz-gelben Koalition sei freilich nicht jeder Tag die pure Glückseligkeit, doch Politik für die Heimat mitzugestalten, das mache ihr unverändert viel Freude.

Die Delegierten bereiteten anschließend den Boden für eine weitere Legislaturperiode von Marlene Mortler im Bundestag mit 149 der 150 gültigen Stimmen. „Vielen Dank für dieses großartige Ergebnis“, sagte die 57-Jährige. „Ich hätte die Wahl auch mit etwas weniger Zustimmung angenommen.“ Neben der einen fehlenden Ja-Stimme hatte es auch vier ungültige Wahlzettel gegeben, die Mortler durchaus nachdenklich stimmten. „Mir ist klar, dass man den einen oder anderen im Lauf der Zeit verärgert.“

Apropos Ärger: Noch vor ihrer halbstündigen Nominierungsrede hatte Marlene Mortler zur ersten Attacke auf ihren SPD-Herausforderer Christian Nürn-berger angesetzt. Dieser hatte bei seiner Nominierung verkündet, dass er die CSU „endlich nach Sibirien schicken“ wolle. Über diesen Satz empörte sich Mortler nun in der Rother Stadthalle: Wer sich in seinen Büchern mit der Charakterbildung und der Nazizeit befasse, der sei geradezu geschichtsvergessen, wenn er einen solchen Sibirien-Vergleich benutze. „Wahlkampf ja – aber nicht in diesem Stil“, rief Mortler den 154 Delegierten zu. Ihr reiche es zu sagen, dass sie bei der nächsten Bundestagswahl die SPD weiterhin in die Opposition schicken wolle.

Beim Rückblick auf ihre Arbeit in den vergangenen drei Jahren schlug Marlene Mortler einen großen Bogen von der Energiewende bis zur Sozialpolitik. In vielen Themenfeldern habe sie Experten in den Wahlkreis geholt und bei ihren Besuchen in der Heimat für einen beständigen Dialog mit den Bürgern gesorgt. „Ich lasse mir den Vorwurf nicht gefallen, dass wir nicht genug machen würden“, verteidigte sie sich gegen die Kritik der Opposition. Es zähle auch nicht die Zahl der versendeten Pressemitteilungen, sondern die Ergebnisse.

Deutlich wurde Mortler auch beim Thema Bundeswehr: Die mancherorts vorgetragene Forderung, dass man den Standort Roth doch gleich komplett schließen könne, „finde ich ziemlich dreist“, sagte sie. „Die Offiziersschule wird kommen, auch wenn im Landkreis Roth oft was anderes erzählt wird“. Diese Schule sei ein echtes Herzstück der Bundeswehr, und sie werde auch früher kommen als gedacht, auch wenn Mortler am Samstag noch kein genaues Datum nennen konnte.

Als sich die Nominierungsversammlung dann noch mit der Delegiertenwahl für die CSU-Landesdelegiertenversammlung beschäftigte, trat Marlene Mortler noch einmal kurz ans Mikrofon. „Ich hab' was vergessen: Die Getränke gehen auf meine Rechnung.“ Doch da hatten einige Delegierte längst die Rother Stadthalle verlassen, in der die Bedienungen auch immer gleich kassiert hatten. „Dann lasse ich mir eben was anderes einfallen“, versprach die frischgewählte Bundestagskandida-tin. Der erste Vorschlag kam gleich von Volker Bauer, der sich eine Gemeinschaftsveranstaltung der CSU-Kreisverbände Roth und Nürnberger Land im Superwahljahr 2013 wünschte. Der nächste „Candystorm“ braut sich schon zusammen.