Röttenbach
Suche nach einem Konzept

Überparteilicher Ausschuss soll Rathauserweiterung vorberaten Anton Schmidpeter lehnt offene Jugendarbeit ab

17.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Das Röttenbacher Rathaus ist zu klein geworden. Allerdings sind nicht alle der Meinung, dass das Raumdefizit mit einem Anbau behoben werden soll. So wurde auch vorgeschlagen, Teile der Verwaltung auszulagern. - Foto: Osiander

Röttenbach (HK) Mehrere große Bauvorhaben stehen in diesem neuen Jahr für die Gemeinde Röttenbach auf dem Plan, darunter auch die Erweiterung des Rathauses, das momentan aus allen Nähten platzt. Es fehlt an Besprechungsmöglichkeiten, an Büros und an einem Sitzungs- und Veranstaltungssaal.

Der Gemeinderat hat in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr mit zwei Gegenstimmen der CSU (Alfred Knäblein und Schmidtlein) den Anbau eines Sitzungssaals und mehrerer Büros an den bestehenden Rathausbau beschlossen. Zuvor hatte man sich über alle Fraktionen hinweg darauf geeinigt, die zuvor von der CSU-Fraktion angedachte Variante einer Nutzung von Räumen der benachbarten Sparkasse fallen zu lassen.

Allerdings gehen die Meinungen über die Notwendigkeit der Rathauserweiterung innerhalb des Gemeinderats nach wie vor stark auseinander. Das Spektrum reicht von der grundsätzlichen Infragestellung der Baumaßnahme durch Vertreter der CSU bis hin zur Bevorzugung einer großen Lösung bei Mitgliedern der Fraktionen von Freien Wählern und SPD. Streitpunkt ist unter anderem die Frage, ob man nicht Teile der Verwaltung auslagern könne, wie das Büro der Familienbeauftragten Theresa Rank. Dagegen setzte sich Bürgermeister Thomas Schneider vehement zur Wehr. Er plädierte für die Belange der Verwaltungsangestellten und sieht im Auseinanderreißen von Verwaltungsstrukturen eine Gefahr für das Arbeitsklima im Rathaus.

Schriftführer Christian Lutz, der das Bauamt der Gemeinde leitet, sieht in einer Aufsplitterung der Verwaltung die Gefahr von langen Wegen: "Da bin ich ja mehr Zeit unterwegs als ich im Büro arbeite."

Da noch keine Einigkeit über das genaue Konzept erzielt werden konnte, wurde beschlossen, eine neue Arbeitsgruppe einzurichten, in die von jeder Fraktion zwei Delegierte entsandt werden. Die erste Sitzung wurde bereits für den Januar anberaumt. Danach soll dann das Architektenbüro P4 aus Nürnberg mit der konkreten Planung des Anbaus beauftragt werden.

Einen breiten Raum nahm in der Diskussion auch die Frage nach einem neuen Konzept für die offene Jugendarbeit in Röttenbach ein. Dazu hatte man zwei Vertreter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in die Sitzung eingeladen. Martin Fickert und Sabine Schaller stellten ihr Konzept vor und verwiesen darauf, dass das BRK bereits in Pappenheim und Schwabach ein entsprechendes Modell für die offene Jugendarbeit erfolgreich etablieren konnte. Dem BRK geht es vor allem um ein hohes Maß an Zusammenarbeit mit den Jugendlichen, die man über die Nutzung von Unterhaltungsmöglichkeiten hinaus auch für gemeinsame Unternehmungen im Freizeit- und Kulturbereich gewinnen möchte. Angesprochen werden sollen an zwei bis drei Tagen in der Woche für jeweils rund drei Stunden am Tag Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Jungen und Mädchen sollten gleichberechtigt behandelt werden. Mitbestimmung, Offenheit, Freiwilligkeit, Ganzheitlichkeit und Vertraulichkeit seien die Eckpunkte im Konzept der BRK-Jugendarbeit. An Kosten würden auf die Gemeinde Röttenbach rund 44 000 Euro pro Jahr zukommen.

Von einzelnen Gemeinderäten wurde das Konzept in Frage gestellt. Man wisse doch gar nicht, welche und wie viele Jugendliche das Angebot in Anspruch nehmen würden. Gemeinderat Konrad Frank (CSU) fragte nach einer Machbarkeitsstudie und vor allem nach einem Raum, in dem sich die Jugendlichen treffen könnten. Das sah auch Michael Kauschka (CSU) als vordringliches Problem an und schlug vor, man solle auch über eine Containeranlage nachdenken, die man zu einem Jugendtreff umgestalten könne.

Bürgermeister Thomas Schneider (Freie Wähler) schlug vor, erst einmal intern zu klären, was man überhaupt wolle und was der Gemeinde die offene Jugendarbeit wert sei. Vielleicht könne man ja auch mit der Hälfte des Geldes auskommen. Man müsse, so Schneider weiter, diese Entscheidung reifen lassen und in den Ausschüssen ein Konzept erstellen, das man dem Gemeinderat zur Entscheidung vorlegen sollte. Mit der Realisierung könne man dann Anfang 2018 beginnen.

Stellvertretender Bürgermeister Anton Schmidpeter (CSU) stellte das Konzept grundsätzlich in Frage. Er sei der Meinung, dass die Jugendarbeit in Röttenbach auch und gerade von den zahlreichen Vereinen bereits seit Jahrzehnten erfolgreich betrieben werde. Für die wenigen Jugendlichen, die dies nicht betreffe, wäre der Aufwand zu hoch. Zudem sei es nicht sicher, ob das Projekt auf die Dauer greifen würde, da diese Jugendlichen sich nur schwer in eine öffentliche Jugendarbeit einbinden lassen würden.

Bürgermeister Thomas Schneider brachte die bereits vorliegende Analyse ins Spiel, die im Rahmen eines städtebaulichen Gutachtens erstellt worden war. Ein Ergebnis der Diskussionen war die Forderung nach einem Raum für die Jugendlichen. Der Bedarf sei also bekannt, so Schneider weiter, ob das Angebot auch genutzt werde, könne man nicht vorhersagen.

Auch Theresa Rank vom Familienzentrum verwies auf die Auswertung der Jugendbefragung des AK Soziales aus dem Jahr 2013. Im Gespräch mit unserer Zeitung hob sie die Bedeutung der Studie hervor: "Wie Sie sehen können, wurden in den letzten Jahren viele Ergebnisse der Umfrage erfolgreich umgesetzt, wie die Neubürgerbegrüßung, die Ferienbetreuung, ein attraktiveres Ferienprogramm, die Babysitterbörse sowie die Weiterentwicklung des Spielplatzkonzeptes durch den AK Spielplätze in Zusammenarbeit mit den Eltern und vieles mehr." Zur offenen Jugendarbeit hielt Rank fest: "Ein Punkt der bei den Diskussionen immer wieder auftauchte, war ein Ort für die Jugendlichen. Als mögliche Maßnahme empfahl der AK Soziales offene Jugendarbeit, indem die Gemeinde einen Jugendclub oder einen Treffpunkt eröffnet." Die weitere Diskussion soll nun in den entsprechenden Ausschüssen fortgeführt werden.