Rednitzhembach
"Es braut sich was zusammen"

Jürgen Müller führt Rednitzhembacher Brauerei im Ein-Mann-Betrieb Spezialbier zum Jubiläum

20.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:47 Uhr

Kreation zum 500. Jubiläum des bayerischen Reinheitsgebots: Der Rednitzhembacher Braumeister Jürgen Müller hat einen speziellen Doppelbock angesetzt. - Foto: Meyer

Rednitzhembach (HK) Jürgen Müller hat seine Entscheidung nicht bereut: Vor acht Jahren wagte er den Schritt vom gut verdienenden Angestellten zum Chef seiner eigenen Brauerei. "Schöner geht's nicht", sagt er. "Ich kann tun und lassen, was ich will." Vor allem kann er sich ganz seiner Leidenschaft hingeben: dem Bierbrauen.

"Es ist wie bei einem guten Koch", erklärt Jürgen Müller sein Erfolgsrezept. "Man muss sich vorstellen können, was dabei herauskommt." Und bisher habe er geschmacklich immer Volltreffer landen können. Angefangen hat die Geschichte seiner kleinen Brauerei mit einer Zeitungsanzeige. Mit den Worten "Es braut sich was zusammen" hatte Jürgen Müller öffentlich kundgetan, dass er fortan nicht mehr als stellvertretender Betriebsleiter einer großen Brauerei in Baden-Württemberg schafft, sondern als sein eigener Chef agiert. Obwohl er damals sehr gut verdiente, hängte er seinen Job an den Nagel und verkaufte sogar sein Haus. Den Erlös steckte er in seinen Zukunftstraum: eine eigene Brauerei in seiner fränkischen Heimat. Alle hätten ihn für verrückt erklärt, erzählt Müller.

Im Industriegebiet in Rednitzhembach mietete Müller eine 200 Quadratmeter große Lagerhalle an, in der zuvor eine Stanzerei untergebracht war. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schnell sprach sich unter den Kunden herum, dass sich Müller abhebt von der Massenproduktion. Seine Spezialität sind naturbelassene und unfiltrierte Biere in urigen Bügelflaschen. Seine Biere hätten nicht nur mehr Inhaltsstoffe wie Eiweiß oder Vitamine, sie schmeckten einfach vollmundiger, so Müller, weil er seine Biere nicht erhitze. Das ist für Müller aber wie der Unterschied zwischen Frisch- und H-Milch. "Da schmeckt man auch den Unterschied." Allerdings verkürzt sich die Haltbarkeit auf maximal drei Monate.

Für seine Biere geht Müller im Spalter Hopfenland auf Einkaufstour: Spalt-Spalter und Spalter Select sind die Sorten, die in den Sudkessel kommen. Das Ergebnis seien hopfenbetonte Biere. "Das schmeckt den Kunden", weiß Müller. Zurzeit bietet er nur drei Sorten an: das Hembacher Kellerbier, "das am besten ankommt", das "Stöffle", ein etwas stärkeres Dunkles, sowie ein Zwickel-Pils. Bald will er auch wieder seine Goldweiße ins Programm nehmen, ein Weizen "mit vollem Charakter".

Zum Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot" hat sich der findige Brauer eine ganz besondere Sorte ausgedacht: Sie ist dunkel, fast wie ein süffiger Rotwein, und hat eine feine, cremige Schaumkrone. Ende Juni will er diesen Doppelbock auf den Markt bringen. Allerdings in streng limitierter Auflage: 500 Flaschen eines Bieres, das in einer Vollmondnacht gebraut wurde und das 500 Tage im Lagerkeller verbrachte. Normalerweise sind es nur vier Wochen. "Das ist einmalig", ist Jürgen Müller überzeugt. Diesem Bier hat er dank sogenannter Kalthopfungen, bei denen Hopfenöle, aber keine Bitterstoffe mehr hinzugefügt werden, ein besonderes Aroma verliehen. "Und es ist auch noch an einem Freitag, den 13. in die Lagerhalle gekommen", sagt Müller. "Wenn das kein Glück bringt!"

Als Jugendlicher war Jürgen Müller über einen Schulkameraden auf eine Lehre als Brauer und Mälzer aufmerksam geworden. "Meine Mutter hätte mich lieber ins Büro gesteckt. Aber das war partout nichts für mich." Dabei war der Anfang nicht leicht. Es dauerte einige Zeit, bis er sich an die großen Temperaturunterschiede gewöhnte, die in einer Brauerei herrschen. Im Lagerkeller ist es meist gerade mal 2 Grad kalt, während im Sudhaus weit über 30 Grad Celsius herrschen können.

Und als selbstständiger Brauereibesitzer muss sich Müller nun doch um Bürokram kümmern. "Mein Herz hängt am Brauen, nicht am Büro." Die Schreibarbeiten nimmt der 52-Jährige angesichts der Vorteile aber in Kauf. "Ich muss zwar viel arbeiten, kann aber tun und lassen, was ich will. Schöner geht's nicht." Erst später erfuhr Jürgen Müller von seiner Großmutter, dass er - ohne es zu wissen - in die Fußstapfen seines längst verstorbenen Großvaters getreten war. Der hatte einst selbst eine kleine Brauerei in Schwabach betrieben.

Jürgen Müller braut jetzt jährlich 600 Hektoliter, das entspricht 120 000 Halbliterflaschen. Er hat sich für nostalgische Modelle mit Bügelverschluss entschieden. "Den Kunden gefällt's", betont Müller. Weil sich eine eigene Abfüllanlage für die kleinste Brauerei im Landkreis nicht rentiert, bringt Müller sein Bier zur Lindenbräu in Gräfenberg. Dort wird bald auch die neueste Kreation Müllers in die sogenannten Maurerflaschen umgefüllt: der Doppelbock zum Jubiläum von 500 Jahren bayerischen Reinheitsgebotes. "Das hat keiner", sagt Müller stolz.