Pyras
Musikalische Zeitreise

Pyraser Classic Rock Night am 30. Juli setzt in bewährter Manier auf harte Töne aus vergangenen Jahrzehnten

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Axel Rudi Pell, das ist nicht nur der Bandgründer und Namensgeber - überdies die "schärfste Blondine Bochums" (oben Mitte) -, sondern auch die fünfköpfige Band, die heuer den Headliner des Festivals macht. Mit dabei sind auch die britischen Hardrocker von UFO und der Sänger Graham Bonnet, der seine Band nach Pyras mitbringt (Bilder im Uhrzeigersinn). - Fotos: CoBü Franken (2), Solca

Pyras (HK) Er ist der legitime Nachfolger von Doro Pesch, die vor drei Jahren auf dem Brauereigelände in Pyras den Headliner gab. Denn Axel Rudi Pell wird mitunter auch als "schärfste Blondine Bochums" bezeichnet - und führt die Phalanx der Altvorderen bei der Classic Rock Night am Samstag, 30. Juli, an.

Gitarrist oder Band - das ist immer die Frage, wenn von Axel Rudi Pell die Rede ist. Der charismatische Musiker hat nämlich auch seiner Band seinen Namen gegeben - was insofern logisch ist, weil er quasi die einzige Konstante der Formation ist, die seit 1989 auf dem Metal-Markt der Nation mitmischt, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Obwohl der traditionelle Metal nach seiner Hochphase in den 1980-er und 90-er Jahren immer wieder für tot erklärt worden ist - und wird -, weicht Axel Rudi Pell keinen Jota von seinem Kurs ab und schiebt in schöner Regelmäßigkeit ein Album nach dem anderen auf den Markt. In stets hoher Qualität. Seine Beständigkeit sichert ihm den Zuspruch seiner Fans. Pell ist eben Überzeugungstäter; es kommt nicht von ungefähr, dass er am Anfang seiner Karriere den Metal aus der anderen Perspektive beleuchtet hat: Er war Journalist beim Fachmagazin "Metal Hammer".

Vielleicht hat Michael Schenker, der kleine Bruder des Scorpions-Gitarristen Rudolf Schenker - und der einst auch einmal bei den Hannoveranern mitmischte - bei seinem Auftritt vor zwei Jahren die Festivalmacher überzeugt. Denn heuer sind UFO eingeladen. Die sind nicht nur eine der erfolgreichsten Hardrockbands der 70er, sondern erlebten mit Michael Schenker an der Klampfe ihre mit Abstand beste Zeit. 1974 warben sie den begabten Jungmusiker von den Scorpions ab, die seinerzeit noch als Vorband für die Tournee von UFO agierten. Schenker brachte mit seinem Markenzeichen, der Gibson Flying V, einen härteren Sound in die Band ein und komponiert ihre größten Hits wie "Doctor Doctor" und "Rock Bottom" mit.

Ob Axel Rudi Pell einmal einen Artikel über Pink Cream 69 geschrieben hat? Jedenfalls gewannen die Jungs aus Karlsruhe den "Metal-Hammer"-Nachwuchswettbewerb in einer Zeit, als dieser noch Redakteur dort war. 1988 war das, in einer Zeit als Pink Cream 69 tatsächlich noch aus Jungs bestand; damals vier an der Zahl, später erweiterte sich die Band auf fünf. Mit dem Major-Plattenvertrag nach dem gewonnenen Wettbewerb ging es steil bergauf. Doch trotz regelmäßiger Veröffentlichungen durchaus ansprechender Scheiben gelang ihnen der letzte Schritt in die oberste Etage letztlich nicht.

Mat Sinner, Gründer und Kopf der Band Sinner, hat sich der breiten Masse in Deutschland weniger durch diese Formation bekannt gemacht. Sondern eher durch die Konzertreihe "Rock meets Classic", die seit 2010 regelmäßig stattfindet, nachdem die ersten Versuche noch sporadisch stattfanden. Sinner spielen hierbei meist mit dem Bohemian Symphony Orchestra Prag, sogar in die ZDF-Show "Wetten, dass . . ." hat der Verbund es einmal geschafft. Mat Sinner ist ein Hansdampf in allen Gassen, der Stuttgarter, dessen bürgerlicher Name Matthias Lasch lautet, ist nicht nur Bassist, Sänger und mittlerweile musikalischer Leiter der "Rock-meets-Classic"-Produktion. Sondern er zeichnet als Produzent auch für erfolgreiche Scheiben von Größen wie Hammerfall oder Vengeance verantwortlich. Außerdem wirkt er bei vielen Projekten mit und spielt darüber hinaus nicht nur bei Sinner, sondern auch bei Primal Fear und Voodoo Circle.

Als sogenanntes Midnight Special gibt bei der achten Pyraser Classic Rock Night die Graham Bonnet Band quasi den Rausschmeißer. Entgehen lassen sollten sich die Besucher den Abschluss jedoch auf keinen Fall. Es dürfte interessant werden zu sehen, wie sich Bandleader Graham Bonnet bei seinem Soloprojekt schlägt, stand er doch im Lauf seiner Karriere mit absoluten Größen der Szene auf der Bühne. Bekannt geworden ist der Brite durch seine Zeit als Sänger bei Ritchie Blackmores Band Rainbow, mit der der Deep-Purple-Gitarrist eigene Musikvorstellungen verwirklichte. In seiner eigenen Band Alcatrazz lebte Bonnet seine Leidenschaft aus, mit Saitenvirtuosen zu arbeiten - Alcatrazz gehörten zu unterschiedlichen Zeiten erst Yngwie Malmsteen, später Steve Vai an, beide sollten mit ihrem Spiel die gesamte Branche beeinflussen.

Die Veranstalter bleiben also auch heuer ihrem Konzept treu, große Namen der Vergangenheit ins kleine Dorf im Frankenland zu holen. Ergänzt wird die Riege der Künstler von einer Eröffnungsband, die allerdings noch nicht bekannt ist, und der Formation Human Touch, die in bewährter Weise im Biergarten spielen wird. Regelmäßige Brauereiführungen und ein großer Kinderspielbereich sind weitere Angebote im Rahmen des Festivals. Zudem wird ein kostenfreier Buszubringer vom Bahnhof Roth nach Pyras und zurück eingerichtet.

Karten für das Festival gibt es zum Preis von 49,50 Euro in der Geschäftsstelle des Hilpoltsteiner Kurier, Siegertstraße 2 in Hilpoltstein, erreichbar unter der Telefonnummer (09174) 47 85 21.