Plankstetten
"Bücher statt Bier ein schlechter Tausch"

Fast 500 Jahre lang ist im Kloster Plankstetten gebraut worden Heute gibt es dank einer Hochzeit wieder Klosterbier

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Plankstetten (HK) Das Kloster Plankstetten hat eine lange Biertradition: 1496 wurde die Klosterbrauerei erstmals urkundlich erwähnt. Heute brauen die Mönche nicht mehr selbst, was mit einer turbulenten Geschichte durch die Jahrhunderte zu tun hat. Klosterbier gibt es trotzdem - dank einer Hochzeit.

1129 gründete der Graf von Hirschberg das Benediktinerkloster als bischöfliches Eigenkloster. Wann genau die Brauerei entstand, ist nicht überliefert. "1496 wird sie erstmals erwähnt, es kann aber sein, dass es sie schon länger gibt", erzählt Frater Andreas. Kloster und auch Brauerei überstanden den Dreißigjährigen Krieg mehr oder weniger gut, die beschädigten Gebäude wurden ab Mitte des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Abt Dominikus II. Heuber baute um 1710 ein imposantes Brauereigebäude - die Mönche konnten es aber nur rund 100 Jahre lang nutzen. Schuld daran war Napoleon Bonaparte.

Der französische General und Kaiser verbuchte große militärische Erfolge, wodurch sich die Ostgrenze seines Landes weiter in den Westen verschob. Dadurch verloren einige Territorien des Heiligen Römischen Reiches Teile ihrer Gebiete. Als Ausgleich wurden ihnen kirchliche Güter zugesprochen. So wurde auch das Kloster Plankstetten enteignet. Es war die Zeit der Säkularisation.

98 Jahre lang gab es deshalb keine Benediktiner mehr in Plankstetten. Erst 1904 wurde das Kloster wiedergegründet - zwei Mönche zogen ein: ein Seelsorger und ein Braumeister. "Es ist sofort wieder gebraut worden, das war ja die wirtschaftliche Grundlage", weiß Frater Andreas. Doch als der Braumeister 55 Jahre später stirbt, gibt es keinen Nachfolger für ihn. Die meisten seiner Mitbrüder hatten ein Lehramtsstudium absolviert, ein Brauer war nicht dabei - und so wurde die Brauerei geschlossen. "Ein externer Braumeister hätte sich nicht gerechnet, außerdem war die Brauerei veraltet und man hätte richtig investieren müssen", bedauert Frater Andreas diese Entwicklung. Auch die Überlegungen, gemeinsam mit dem Kloster Andechs eine neue Brauerei zu errichten, zerschlagen sich schnell wieder aufgrund der zu großen Entfernung.

"Also hat man sich für eine Schule mit Internat und gegen die Brauerei entschieden", erzählt Frater Andreas. Nur die Schenke betrieben die Mönche weiter. Aus dem ehemaligen Brauereigebäude wird Ende der 60er Jahre die Klosterbibliothek. "Bücher statt Bier, ein schlechter Tausch", scherzt der Frater etwas wehmütig. Etwa zur gleichen Zeit, 1955 nämlich, findet eine weitere Biertradition im Kloster vorerst ein jähes Ende: Das berühmt-berüchtigte Maibockfest. "Der Durst war groß und es ist ziemlich ausgeartet - da hat es Abt Jakobus leider eingestellt", erzählt Frater Andreas.

Doch Plankstetten überwindet die Durststrecke und 1991 gibt es wieder Licht am Bierhorizont: eine "Hochzeit", wie die Mönche sagen. Zwischen dem Benediktinerkloster und dem Riedenburger Brauhaus. "Autark werden, wie die Klöster im Mittelalter, ging nicht, deshalb dachten wir, nehmen wir die Region mit ins Boot", erklärt Frater Andreas den Schritt. Das Kloster Plankstetten ist heute aufgebaut wie ein mittelständisches Unternehmen, mit über 100 Angestellten. Neben Vieh und einer eigenen Metzgerei sowie einer Bäckerei auf dem Gelände gibt es auch viele Hektar Feldfläche, unter anderem mit Dinkel, Emmer und Braugerste.

Daraus braut die Familie Krieger im Riedenburger Brauhaus Plankstettener Dinkel, Spezialbier, Dunkles und Maibock. Die Brauerei haben sich die Mönche ganz bewusst ausgesucht. "Die Familie braut ebenfalls Biobier und die Brauerei ist kleiner als Lammsbräu", erklärt Frater Andreas die Entscheidung zwischen den beiden Favoriten. Es sei zwar Niederbayern - "aber Region ist Region".

"Sie nehmen erst unser Getreide, was noch fehlt, wird von Biobauern aus der Region zugekauft", erläutert Frater Andreas die Kooperation und fügt noch einen Grund hinzu, wieso die Hochzeit einen Vorteil gegenüber einer eigenen Klosterbrauerei hat: "Wir kleinen Brauereien sollten uns keine Konkurrenz machen."

Zum Teil wird das Bier noch nach den Klosterrezepten aus den 50er Jahren gebraut. Noch ältere Bierrezepte sind nicht mehr erhalten. Doch Frater Andreas ist nicht traurig darüber: "Früher war Bier nicht so der Gaumenschmaus", verrät er. Gerade das dünne Schankbier, das die Mönche bekommen hätten - von der Fastenzeit einmal abgesehen. Heute gibt es im Kloster Plankstetten selbst so gut wie kein Starkbier. Die meisten der Mönche verzichten in der Fastenzeit auf Alkohol, auch Frater Andreas hat sich für 40 Tage Mineralwasser entschieden. "Auch wenn es schwerfällt", gibt der bekennende Bierliebhaber zu.

Sein Wunschtraum wäre eine Schaubrauerei im Kloster, als Außenstelle des Riedenburger Brauhauses. Nur der Platz fehlt, außerdem müsste die Klosterbrauerei ja betreut werden - und keiner der Benediktiner in Plankstetten versteht sich auf die Braukunst. Vorerst beschränken sich die Mönche deshalb auf ihre Schaubrennerei, in der sie ihren Besuchern zeigen, wie Schnaps hergestellt wird. Von einem fränkischen Bauern hatten sie vor 20 Jahren das Brennrecht für 300 Liter Alkohol pro Jahr gekauft.

Was die Schaubrauerei angeht, ist Frater Andreas trotz allem zuversichtlich: "Vielleicht wird der Traum ja irgendwann doch noch etwas." Ein Braurecht haben die Mönche schließlich noch, das ist fest im Grundbuch verankert.