Obermässing
Alles für einen liebevollen Lebensabend

Familiäres Zusammenleben wird in dem veränderten Konzept groß geschrieben

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Obermässing (lkm) Weiße Kittel sucht man hier vergebens, dafür findet sich ein netter junger Mann, der einem ein Bier ausgibt. "Haus Schönblick" in Obermässing (Ziegelespan 2, ehemals "Leuchtturm & Leuchtfeuer") heißt die Senioren-Wohngemeinschaft, in der familiäres Zusammenleben groß geschrieben wird.

Am kommenden Sonntag, 3. Juli, können sich die Besucher beim Tag der offenen Tür davon überzeugen.

Vermieterin Janine Schön (Faschingsprinzessin der vergangenen Saison) will nach Renovierung und mit verändertem Konzept neu durchstarten. Die Fassade erstrahlt im neuen Glanz, im Innern gibt eine klare Farbaufteilung Orientierung. Eine noch hellere und freundlichere Atmosphäre, in der eigentlich nichts an eine Pflegeeinrichtung erinnert: "Hier soll alles so aussehen wie zu Hause", sagt Schön. Ein Zuhause will die WG auch sein. Das eigene Lebensgefühl darf sich in den Zimmern widerspiegeln: mit eigenem Mobiliar, eigener Ausstattung, privaten Bildern, "Lieblingstasse und gewohnter Kaffeemaschine". Statt der Zimmernummern stechen Namen und Dekoration ins Auge. In den Raum "Maritim" ist gerade ein Segler eingezogen, er hat eine Schiffsglocke mitgebracht. Zur Zierde, nicht um "nach der Schwester zu klingeln". Enge soziale Verzahnung erübrigt den berühmten "Drücker". Falls gewünscht, steht eine Funkklingel parat.

Die fachliche Präsenz ist groß, nur sieht man sie nicht gleich auf den ersten Blick: Wohnqualität trotz Rundumbetreuung und Erfüllung strenger Hygieneanforderungen - das ist Teil des neuen Konzepts nach dem "Freiburger Modell". Es setzt auf Kooperation von Vermieter, Pflege- und Betreuungsdienst. Letzteren hat Brita Wellnitz übernommen, Geschäftsführerin des Kindinger "Lebensring e.V.". Sie will den hier Lebenden "das Gefühl geben, dass sie hier richtig sind". Wenn eine Bewohnerin meint, das Haus gehöre ihr, lassen sich die Betreuer ein Stück weit darauf ein. Hier weiß man mit an Demenz Erkrankten bestens umzugehen. Über allem steht der großfamiliäre Charakter, mit Anklängen an eine Zeit, in der die Bewohner jung waren: der historische Puppenwagen im Wohnzimmer, wo es aber auch einen modernen Flachbildfernseher gibt, und das Röhrenradio in der Besucherecke. Auch Hund "Paule" und Katze "Peter" fühlen sich wohl.

Fürs Pflegepersonal sorgt Jörg Wellnitz mit seiner "Eva-Pflege", Britas Ehemann und Geschäftsführer des Schwarzachhauses in Kinding. In der dortigen Senioren-WG haben beide das Konzept erfolgreich umgesetzt, das in Obermässing nun greift. Weitere Säule bildet das Angehörigen-gremium. Für Mitarbeiter gilt ein besonderer Leitspruch: Behandle die Bewohner so, wie die Enkelin ihre Oma zu Hause behandelt. An Struktur und Aktivitäten fehlt es nicht, doch in denen sollen sich die Senioren wiederfinden. Der Tag darf selbst gestaltet werden, dazu gehört auch das Aufstehen um die selbst gewählte Uhrzeit. Derzeit leben hier vier Damen und zwei Herren - zwei weitere Plätze sind noch frei, dann ist das Erdgeschoss der Senioren-WG ausgebucht. Aber es gibt ja noch den ersten Stock, der demnächst fertiggestellt werden soll.