Nürnberg
"Langfristig geht es um Imageschädigung"

Nürnberger Tiergarten-Direktor hat Anschuldigungen der Tierschützer satt

25.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:54 Uhr

Gestresste Delfine: Dieses Mal sollen Baulärm die sensiblen Tiere „gequält“ haben, sagt Aktivist Andreas Morlok. - Foto: Karmann

Nürnberg (HK) Mit der vor drei Jahren eröffneten Delfinlagune hat sich der Nürnberger Tiergarten nicht nur Freunde geschaffen. Über die neuerlichen Vorwürfe eines Tierschutzvereins kann Tiergarten-Direktor Dag Encke allerdings nur den Kopf schütteln.

„Die Delfine waren und sind während der Pflasterarbeiten, um die es geht, mit sich selbst beschäftigt. Denn die Gruppe zeigt ein ausgesprochen aktives Sozialleben, seit Rocco und Kai, die zwei neuen Tiere aus Harderwijk, hinzugekommen sind“, sagt der Tiergarten-Direktor. und fügt hinzu, keiner der Delfine habe Stresssymptome während der Bau- und Reparaturarbeiten gezeigt.

Anders sieht das Andreas Morlok, der 2009 die Meeressäuger-Umweltschutzgesellschaft ProWal gegründet hat. Morlok wirft dem Tiergarten vor, die anmutigen Tiere vor Pflasterarbeiten nicht geschützt und so mit Lärm gequält zu haben. Sogar eine Anzeige will Morlok gegen den Zoo auf den Weg bringen. Auch darüber kann Encke nur den Kopf schütteln. „Die Pfleger haben keinen Einfluss der Bauarbeiten beobachten können“, sagt Encke und verweist auf die dreijährigen Bauarbeiten an der neuen Delfinlagune. „Mit Bauarbeiten kennen sich die Tiere inzwischen aus“, sagt Encke mit unverhohlener Ironie.

Barfuß ist Morlok schon von seinem Wohnort in Radolfzell am Bodensee nach Nürnberg gewandert, um die Haltung der Meeressäuger in Gefangenschaft anzuprangern. Morlok ist freilich gegen jeden Zoo, der Delfine in Gefangenschaft hält. Kürzlich ist Morlok deshalb erneut nach Nürnberg gereist, um haarklein die Missstände im Tiergarten aufzudecken. Gefährliche Steine liegen am Wegesrand und bedrohen und gefährden seiner Meinung nach die Besucher. Morlok findet auch herumliegende Bonbonpapiere. Der Tierschützer wittert Gefahr für Tier und Mensch durch die „Müllhalde“. Dann der Gipfel: Morlok findet tatsächlich eine alte Unterhose. Was für ein Skandal. Selbst Türgriffe sind bei Morlok versteckte Gefahrenquellen. Die ganze „Recherche“ ist im Netz dokumentiert.

Dag Encke kennt dieses Spiel. Über die wahren Motive macht sich der Tiergarten-Direktor keine Illusionen. „Langfristig geht es um eine schleichende Imageschädigung, die bezweckt wird. Denn es ist jedem bewusst, dass kaum ein Mensch sich mit den Inhalten und der Plausibilität der Vorwürfe befasst.“ Es sei vollkommen ausreichend, wenn immer wieder Schlagzeilen mit negativem Tenor in den Medien gebracht werden. „Diese negativen Überschriften bleiben bewusst oder unbewusst im Bewusstsein haften.“

Das sei ihm bewusst, aber auch nicht zu ändern, so Encke. Jeder Vorwurf, jede Anzeige und jede Kritik werde öffentlich kommuniziert. „Die Tatsache, dass bisher alle Anzeigen bei Aufsichtsbehörden und Staatsanwaltschaften als gegenstandslos abgewiesen wurden, spielt dann leider keine Rolle mehr.“ In vielen Fällen würden auch Anzeigen nur öffentlich angekündigt, dann aber gar nicht erst gestellt, weil das Ziel der öffentlichen Resonanz ja erreicht wurde. „Was das alles mit Tierschutz zu tun haben soll, habe ich bisher noch nicht begriffen“, sagt Encke.

Andreas Morlok war für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen. Im Internet schreibt er über sich selbst: „Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal, führt immer wieder spektakuläre und umweltfreundliche Aktionen durch, um über die Medien eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, damit den gestellten Forderungen ein gewisser Nachdruck verliehen wird.“ Demnächst wolle der Aktivist (Beruf: Buchautor) den Atlantik im Ruderboot überqueren, um die Wale zu retten.