Nürnberg
In Ungnade gefallen

Nürnberg streitet nach Absage des Beachvolleyballturniers am Hauptmarkt

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Aus und vorbei: Die "Smart Beach Tour" macht künftig einen großen Bogen um Nürnberg. ‹ŒArch - foto: Victor

Nürnberg (HK) Nach der endgültigen Absage des Beachvolleyballturniers wird in Nürnberg über den Schuldigen gestritten. Die CSU schiebt indirekt Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) den "Schwarzen Peter" zu. Maly hatte die Sportveranstaltung im Sommer kritisiert und Änderungen gefordert.

Die "Smart Beach Tour" macht ab sofort einen großen Bogen um Nürnberg. Eine dritte Auflage der Beachvolleyballveranstaltung auf dem Hauptmarkt wird es heuer definitiv nicht geben. Bei den Hauptsponsoren des Events sei die Frankenmetropole offensichtlich in Ungnade gefallen, vermutet Christopher Dietz von der lokalen Veranstaltungsagentur. "Die Entscheidung der Sponsoren gegen Nürnberg ist vielleicht die Quittung für die Diskussion im letzten Sommer", vermutet Dietz, der das Event in den letzten beiden Jahren mit jeweils rund 45 000 Zuschauern nach Nürnberg geholt hat.

Hintergrund der aktuellen Debatte ist die kritische Diskussion, die sich kurz nach der letzten Veranstaltung in der Stadt schnell entwickelte. Anwohner beklagten die zunehmende "Eventisierung" des Hauptmarktes. Kaum waren die letzten Sandkörner auf dem zentralen Platz in der Altstadt verflogen, wies Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) via Zeitung daraufhin, dass die Veranstaltung nicht mehr auf dem Hauptmarkt stattfinden solle. Das sei hinter verschlossenen Türen im Kreise der städtischen Referenten beschlossen worden. Künftig wolle die Stadt, so Maly im Sommer 2015, die Zahl der Veranstaltungen auf dem Hauptmarkt reduzieren. Die Beachvolleyballer sollten auf einem anderen Platz in der Stadt ihre Netze spannen. Die Botschaft an die Kritiker war damit klar und lautete: kein Grund zur Panik. Im nächsten August wird auf dem Hauptmarkt nicht mehr gepritscht und gebaggert. Dann folgte die Kehrtwende.

Mit dem Herbst erinnerte man sich in der Stadt auch auf Drängen der CSU doch wieder sehnsuchtsvoll an den warmen Sand und die knappen Höschen zurück. Plötzlich wollte die großkoalitionäre Stadtspitze dem Event auf dem Hauptmarkt doch noch eine Chance geben. Unter der Bedingung, dass zumindest die Frauenkirche zwischen den Werbebannern für die Touristen sichtbar bleibt. Unter dieser Prämisse sollte das umstrittene Event vom 8. bis zum 12. August erneut auf dem Hauptmarkt stattfinden dürfen.

Schließlich will man die Innenstadt beleben und den Konsum ankurbeln. Erst kürzlich hat die Stadt zwei Privatfirmen mit dem "City-Management" beauftragt. Den Werbeeffekt durch die Sportveranstaltung hätte es für die Stadt dagegen gratis gegeben. Die Stadt hätte obendrein sogar noch einen kleinen fünfstelligen Betrag einnehmen können, sagt Christopher Dietz vom lokalen Eventbüro "Werk-B".

Dass die Sponsoren der Veranstaltung der Stadt nun einen Korb geben, darüber zeigt sich die Rathaus-SPD jetzt freilich demonstrativ verwundert. Dass das Beachvolleyballturnier sich an die Gegebenheiten des Hauptmarkts in puncto Werbemaßnahmen "etwas anzupassen" habe, sei schließlich schon länger festgestanden, ärgert sich die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD, Katja Strohhacker. "Wenn jetzt trotz der vorangegangenen Bemühungen die Absage damit begründet werden soll, dass das klare Bekenntnis der Stadt fehle, fühlen wir uns hier schon leicht verschaukelt", sagt Strohhacker weiter.

Dabei vergisst Strohhacker offensichtlich, dass die Stadtspitze nur mit dem lokalen Veranstalter und nicht mit den großen Sponsoren im Hintergrund (einem Autohersteller und einem TV-Sender) verhandelt hat. Denen sei laut Dietz offensichtlich das Risiko zu groß gewesen, erneut in die Kritik zu geraten. Dementsprechend genervt zeigt sich die CSU über ihren großen Kooperationspartner im Rathaus und schiebt indirekt dem Oberbürgermeister den "Schwarzen Peter" zu.

Die negative Diskussion im letzten Sommer habe dem Veranstaltungsstandort Nürnberg schwer geschadet hat, kritisiert Bürgermeister Klemens Gsell (CSU). Sebastian Brehm, der Fraktionschef der Konservativen, wird noch deutlicher. Die SPD und der Oberbürgermeister hätten kein "klares Bekenntnis zur Durchführung" des Events im Stadtrat abgegeben. Die CSU befürchtet jetzt, dass auf dem Hauptmarkt gähnende Langeweile eingekehrt. Denn offenbar seien nach Absage des Beachvolleyball-Events keine anderen vergleichbaren überregionalen Veranstaltungen im Herzen der Stadt in diesem Jahr geplant.