Nürnberg
Schmutziges Geschäft mit süßen Welpen

Die CSU-Politiker Dagmar Wöhrl und Christian Schmidt sagen "Hundemafia" den Kampf an

15.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Sie warten auf ein neues Zuhause: Das Tierheim Nürnberg hat jetzt mit der Vermittlung von 74 Hundebabys begonnen. Die Tiere stammen aus einem im März von der Polizei gestoppten illegalen Heimtiertransport. - Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Die Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl (CSU) aus Nürnberg hat seit langem der „Hundemafia“ den Kampf angesagt und will nun gemeinsam mit dem neuen Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gegen die katastrophalen Welpentransporte vorgehen.

Im März hatte die Polizei einen slowakischen Tiertransporter mit 77 Hundewelpen auf der Autobahn bei Nürnberg gestoppt. Laut Papieren sollten die Tiere nach Spanien verkauft werden. Weil die Welpen mit vier Wochen noch viel zu jung für diesen Transport waren, wurden die Hunde ins Tierheim Nürnberg gebracht. Heike Weber und ihre Mitstreiter päppelten die Tiere mit viel Liebe und nicht weniger Medikamenten wieder auf. Drei Hundebabys bezahlten die Strapazen des Transports allerdings mit ihrem Leben.

Während die überlebenden Tiere langsam wieder zu Kräften kommen, kämpft die Nürnberger Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl (CSU) energischer denn je gegen die „Machenschaften der Hundemafia“. Mit dem neuen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat die fränkische Politikerin und Tierfreundin offensichtlich einen prominenten und einflussreichen Fürsprecher gefunden.

Bei einem Ortstermin im Tierheim Nürnberg sagte Schmidt, dass ab August dieses Jahres das Tierschutzgesetz verschärft werde. Ein Welpe dürfe dann erst im Alter von mindestens acht Wochen vom Muttertier getrennt werden. Außerdem dürften Hunde aus anderen EU-Mitgliedstaaten nur dann nach Deutschland „einreisen“, wenn sie mit einem Mikrochip gekennzeichnet sind und eine gültige Tollwutschutzimpfung vorweisen können.

Beides müsse in einem EU-Heimtierausweis eingetragen sein. Darüber hinaus muss ein Tierarzt die Gesundheit des Tieres 24 Stunden vor dem Transport in einem Gesundheitszeugnis bestätigen. Mit dieser Neuregelung will man erreichen, dass Hundewelpen bei einem Transport aus dem EU-Ausland nach Deutschland mindestens drei, vielleicht schon vier Monate alt sind, um den oft tagelangen Transport besser überstehen zu können.

Belastbare Zahlen zum europaweiten Handel mit Hundewelpen gibt es nicht. „Die Dunkelziffer beim illegalen Welpenhandel ist hoch“, sagt das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium. Deshalb will Minister Schmidt nicht nur auf schärfere Gesetze, sondern auch auf verstärkte Kontrollen und Aufklärungskampagnen setzen. Hier will auch Wöhrl ansetzen. „Wenn keine Käufer vorhanden sind, gibt es auch keine Tiertransporte“, argumentiert Wöhrl, die sich seit Jahren für den Tierschutz einsetzt. Potenzielle Abnehmer müssten über die Methoden und Merkmale unseriöser Hundehändler aufgeklärt werden, um den illegalen Welpentransporten den Nährboden zu entziehen.

Derweil toben die 74 geretteten Hundebabys durch den Garten im Nürnberger Tierheim. Tierpflegerin Sonja Minks hat alle Hände voll zu tun, die Rasselbande im Zaun zu halten. „Jetzt sind unsere Sorgenkinder zum Glück gesundheitlich über den Berg“, freut sich auch die Tierheimleiterin Heike Weber. Mittlerweile hätten sich zahlreiche Interessenten gemeldet, die einem der Tiere ein neues Zuhause geben wollen. „Die Hunde sind so frech. Die müssen jetzt auch wirklich schnell hinaus ins Leben und von einer liebevollen Familie erzogen werden“, ist sich Weber sicher. Während die Interessenten für begehrte Hunderassen wie Golden Retriever und Labrador bereits Schlange stünden, suche das Tierheim noch nach Tierfreunden, die sich für einen Beagle oder einen Schäferhund interessieren.

Dagmar Wöhrl will demnächst mit Minister Schmidt einen „Runden Tisch“ zum Thema Welpentransporte veranstalten. Im Zuge der Europawahlen wolle man sich auch für gemeinsame Mindeststandards für Heimtiertransporte in Europa einsetzen.