Nürnberg
Pförtner sollen Sicherheit erhöhen

Aufgebrachter Bürger stürmte in das Büro von Oberbürgermeister Ulrich Maly

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Nürnberg (npe) Ein aufgebrachter Bürger ist am Dienstag ohne Voranmeldung in das Büro des Nürnberger Oberbürgermeisters Ulrich Maly (SPD) gerannt. Auch deshalb sollen neue Pförtner zur Verbesserung der Sicherheit im Rathaus eingestellt werden im nächsten Jahr.

Der kurze Zwischenfall in der Amtsstube des Stadtoberhauptes wurde während einer Sitzung des Personalausschusses am Mittwoch thematisiert, als über den neuen Stellenplan der Stadt für das kommende Jahr diskutiert worden ist.

Erst soll der Mann die Mitarbeiter im Vorzimmer des Oberbürgermeisters beleidigt haben. Danach sei der aufgebrachte Bürger ohne Voranmeldung in das Büro von Maly gestürmt, beschreibt Pressesprecher Siegfried Zelnhefer den Vorfall. Während die Mitarbeiter im Vorzimmer die nahe Polizeiwache am Rathaus verständigten hätten, habe der Mann über Tempo-30-Zonen geschimpft und sich über die unfaire Behandlung im Arbeitsamt beklagt. Gewalttätig sei der Mann nicht geworden. Nach dem verbalen Rundumschlag habe sich der Mann schnell wieder beruhigt. Die herbeigeeilte Polizei habe keine Probleme gehabt, den Mann aus dem Rathaus wieder hinauszubegleiten.

Einen Tag später wurde der Zwischenfall mit dem ungebetenen Gast im Büro des Oberbürgermeisters im Personalausschuss thematisiert, als die Mitglieder den städtischen Stellenplan diskutierten. Angesicht knapper Kassen ist dort die Frage aufgetaucht, warum sich die Stadt überhaupt neue Pförtner leisten müsse? Die eineinhalb Vollzeitstellen schlagen inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld mit rund 70 000 Euro jährlich zu Buche. Im Stellenplan steht der Eintrag unter der Überschrift "Sicherheitsmaßnahmen im Rathausbereich". Laut Medienberichten räumte der zuständige Referent, Wolfgang Köhler (CSU), in der Sitzung ein, dass die Pförtner "oft anderweitig beschäftigt" seien und die Pförtnerloge daher zeitweise nicht besetzt sei.

Im Rathaus stelle man seit einiger Zeit laut Zelnhefer fest, dass die Bürger in Ämtern immer aggressiver auftreten. Im Einwohneramt hat die Stadt kürzlich erst einen privaten Sicherheitsdienst eingestellt, der den Eingang kontrolliert und beispielsweise Taschen nach Alkohol durchsuchen soll. Zur Wahrheit gehört wohl ebenfalls, dass die unschönen Szenen im Einwohneramt auch aufgrund extrem langer Wartezeiten entstanden sind. Allein für das Einwohneramt will die Stadt im nächsten Jahr 15 neue Stellen schaffen. Insgesamt sieht der kommende Personalplan über 200 neue Stellen für die städtische Verwaltung vor. Gewünscht hätte sich die Verwaltung über 370 neue Stellen.

Die Pförtnerstellen kann die Stadt nach einem 2012 von der Regierung von Mittelfranken verordneten Stellendeckel nur über ein Sonderpaket finanzieren. In diesem sind auch Posten für die Sanierung der maroden Delfinlagune im städtischen Tiergarten und die Bewerbung zur Kulturhauptstadt enthalten. Für die Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern sind im nächsten Jahr rund 70 Vollzeitstellen vorgesehen. Der Stellenplan muss noch während der Haushaltsberatungen im November vom Stadtrat verabschiedet werden.