Nürnberg
In Gedenken an Gerd Huke

Konzert im Nürnberger Hirsch erinnert an den langjährigen Leiter des New-Orleans-Festivals in Wendelstein

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Musiker, Freunde und Weggefährten erinnern knapp ein Jahr nach dem Tod von Gerd Huke, der 28 Jahre das Wendelsteiner New-Orleans-Festival geleitet hat, mit einem Gedächtniskonzert an den großartigen Mann, der die Südstaaten nach Franken gebracht hat. - Foto: Hertlein

Nürnberg/Wendelstein (HK) "Keepin' The Blues Alive": Knapp ein Jahr nach dem Tod von Gerd Huke, der das Wendelsteiner New-Orleans-Festival 28 Jahre geleitet hat, fand am Donnerstagabend im Nürnberger Hirsch ein Huke-Gedächtniskonzert unter dem Motto "München meets Nürnberg" statt.

Peter Schneiders "Stimulators" (München), die Nürnberger NC Brown Blues Band und weitere musikalische Freunde bringen das New-Orleans-Feeling nach Franken zurück. Es ist von der Atmosphäre her wie einst in der Jegelscheune, wie einst in Wendelstein. Das Huke-Erinnerungsfestival soll keine einmalige Sache sein, im kommenden Jahr ist eine Neuauflage vorgesehen. Vielleicht entwickelt sich in Nürnberg etwas Neues in Sachen Blues.

Es ist auf jedem Fall ein denkwürdiger Abend, ein Gemisch aus Wehmut, Trauer und Glückseligkeit. "Aber es soll keine traurige Veranstaltung werden", betont die Gattin des einstigen Wendelsteiner Festivalleiters. Es fällt Gabriele Huke nicht leicht, an jenen Mann zu erinnern, der den New-Orleans-Spirit nach Franken gebracht hat, der die Marktgemeinde Wendelstein mit seinem Tun und musikalischen Wissen international ins Gespräch gebracht hat, der sich in der Region und darüber hinaus große Verdienste in Sachen Blues erworben hat.

"Ein Jahr Verzweiflung ist vergangen. Unbegreiflich, ohne ihn zu sein, noch von tiefem Schmerz erfüllt, dankbar für 40 gemeinsame Jahre, nun für immer allein", schildert sie in einer Traueranzeige zum ersten Todestag ihre Gefühle. Das Leben muss weitergehen, der Blues tut es auch. Deshalb bittet Peter Harasim, einer der Geschäftsführer des Concertbüros Franken, die Fans: "Habt Spaß!" Der 63-jährige Musikfreak, gerade von einer Urlaubsreise aus Kuba zurückgekehrt, hat den Saal samt Personal für diesen speziellen Abend kostenlos zur Verfügung gestellt. Und er ist Gabriele Huke in all den Wochen nach dem Tod ihres Mannes zur Seite gestanden.

Im Foyer des Hirschen sieht es aus wie am Arbeitsplatz von Gerd Huke. Flyer vergangener Festivals liegen aus, Broschüren, andere kleine Souvenirs, angesammeltes Promo-Material, Erinnerungstücke, ein Stück New-Orleans-Flair zum Nulltarif. Auf der Bühne am Donnerstag Musiker, die Gerd Huke ans Herz gewachsen waren, die das New Orleans-Fest vor den Toren Nürnbergs zu einem großen Stück fränkischer Musikgeschichte gemacht haben - Gerd am Donnerstag fühlbar mittendrin.

Keyboarder Christian Willisohn beispielsweise hat Wendelstein mit 22 Auftritten beehrt, spielt an diesem Abend auf einem Leihgerät, was er liebevoll als Bügelbrett bezeichnet. Allesamt sind Künstler, besser gesagt echte Freunde, am Werk, die in der Jegelscheune, in der Schwarzachhalle und in Guy's Weinhaus aufzaubern.

Natürlich die fränkischen Matadoren um Reinhold Engelhardts NC Brown Blues Band, die den Abend eröffnen. Auch der fränkische Teufelsgitarrist und Sänger Peter Pelzner ist mit von der Partie. Anlässlich von Gerds Beerdigung fehlte vor einem Jahr Ex-Willy-Michl-Mitstreiter früherer Jahre, Peter Schneider. Aber der Münchener Gitarrist vereinbarte und förderte mit Gabriele Huke dieses Remember-Projekt. Er organisiert das Fest, schart die Künstler um sich. Beispielsweise den Blueser Al Jones samt Gitarristin Yvone und Ron Ringwood.

Jeder Künstler hat zum New-Orleans-Festival und zu Gerd etwas zu sagen an diesem Abend. Man erzählt sich Aneká †doten, wie die ersten Treffen abliefen, welche musikalischen Tipps Huke parat hatte. Dass nächtelange Sessions bis in den Morgen gingen. Nicht nur Peter Schneider weiß das aus eigener Erfahrung und würdigt Gabriele Huke mit dem Stück "Cool Man, Cooler Woman".

Gerd und Gabriele: das Paar, das Franken den Weg nach New Orleans ebnete, den Spirit nach Franken transportierte. An diesem Abend hört man spannende Stücke, ja Perlen. Und erfährt wieder einiges über Künstler, die Musikgeschichte geschrieben haben.

Otis Redding, Willie Dixon, Bill Whithers, Freddie Lloyd, Big Joe Turner. "Jump for Joy", "Ain't no sunshine", Route 66", "Sunny": Die Zeitreise zurück ist aufregend, ergreifend. Irgendwie klingt es bei Al Jones ein wenig nach Bo Diddley. Willisohn erzählt, wie ihm Huke John Haitt nähergebracht hat, und widmet ihm an diesem Abend das Stück "Have A Little Faith In Me". Nicht nur er hat immer an Gerd geglaubt und dessen Arbeit gewürdigt.

Der Abend im Süden Nürnbergs hätte ihm bestimmt gefallen, das Programm sowieso. "Es wäre toll, wenn die Idee von Gerd weitergeführt wird, das wäre Wahnsinn", sagt Peter Schneider. New Orleans in Nürnberg statt in Wendelstein, auch 2019 wird es stattfinden, wie Harasim versichert, allerdings wohl an einem Freitag, damit man länger feiern kann. New Orleans und Gerd Huke sind zu spüren. Ein klasse Abend, ein würdiges Festival.