Niederlauterbach
Wieder mehr Hopfen ins Bier

Verstärkte Nachfrage und erfreuliche Ernteprognose

28.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Grünes Gold, so weit das Auge reicht – für Katharina (von links), Theresa und Elisabeth Eisenrieder wie für Markus Milkreiter von der Schlossbrauerei Stein nicht nur ästhetisch ein schöner Anblick. Pflanzerfamilien ebenso wie Vertreter der Brauwirtschaft nahmen die Ernteprognosen beim Hopfentag in Niederlauterbach erfreut zur Kenntnis - Fotos: Zurek

Niederlauterbach (DK) Nach Jahren stetig rückläufiger Hopfengaben beim Bierbrauen ist nun eine Trendwende spürbar. Sie dürfte Anbauern höhere Absatzzahlen, bessere Preise und gute Zukunftsaussichten bescheren – so die erfreuliche Nachricht beim IGN-Hopfentag in Niederlauterbach.

„Dreh- und Angelpunkt der Entwicklung“ sind für Johann Pichlmaier vom Verband der Deutschen Hopfenpflanzer die amerikanischen Craftbrewer, die dank ihrer Vorliebe für stark gehopfte Biere eine verstärkte Nachfrage bewirken. Darüber hinaus wird China angesichts schwindender Anbauflächen bei gleichzeitig steigendem Bierausstoß zunehmend Hopfen importieren, so Pichlmaier, der in seinem Vortrag eine Verschiebung hin zu Spezialsorten und Flavorhops (ein Plus von 30 Prozent in USA und sechs Prozent in Deutschland) zum Nachteil der Hochalphasorten thematisierte. Welche Chancen der Aromahopfen bietet, beleuchtete in diesem Zusammenhang der Münchener Universitätsprofessor Ludwig Narziss.

Zur guten Stimmung bei der traditionellen Veranstaltung der Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach (IGN) trugen auch die von Josef Wittmann, Präsident des Hallertauer Pflanzerverbandes, bekannt gegebenen Ernteprognosen bei. Bundesweit werden 707 734 Zentner erwartet. Auf die Hallertau entfallen dabei 610 000 Zentner (30 500 Tonnen) Ertrag auf einer Fläche von 14 467 Hektar. Schon zur Eröffnung der Veranstaltung hatte indes Petrus für gute Laune gesorgt, indem er zur Freude von IGN-Vorstand Georg Breitner auch diesmal ganz „vertragstreu“ die Sonne über mehr als 100 Vertreter von Hopfenbauern, Brauereien und Interessenverbänden sowie Wissenschaftler aus ganz Deutschland scheinen ließ. Nach dem Genuss eines von der Brauerei Distelhäuser gebrauten „IGN-Bieres“ ging es per Bus nach Oberpindhart. Dort stellte Stefan Eisenrieder seinen nach einhelliger Auffassung „vorbildlichen Betrieb“ nebst modernster Technologie zur Trocknung und Konditionierung des Hopfens vor. Das System, das auf eine optimierte Luftleistung setzt, erläuterte Jakob Münsterer von der LfL Freising. Im Hopfengarten warfen die Gäste dann einen Blick auf das üppige Grüne Gold, das heuer eine gute äußere Qualität mit einem Gesamtertrag an Alphasäure von 3750 Tonnen erwarten lässt. Als Berater des Hopfenrings ließ Georg Kindsmüller von der Kanzel aus den bisherigen Wetterverlauf und die Schädlingssituation (zunehmend fressfreudige Larven der Markeule und nach langer Zeit wieder massive Probleme mit dem echten Mehltau) Revue passieren.

Im Gasthof Reich wurden die Teilnehmer anschließend von Hopfenkönigin Johanna Reith sowie IGN-Geschäftsführer Mario Scholz begrüßt, der gemeinsam mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Michael Eisenmann den Nachmittag moderierte. Stellvertretender Landrat Josef Finkenzeller, selbst IGN-Mitglied, lobte die Interessengemeinschaft als „hervorragende Einrichtung“, deren „strenge Erzeugungsregeln“ eine „hohe Qualität“ garantieren und sagte den Pflanzern die Unterstützung der Kommunalpolitik zu. Die Qualitätssicherung war auch Gegenstand eines Vortrags von Lebensmittelchemiker Rico Uhlemann.

Den Wermutstropfen im Rahmen der Referate zu den aktuellsten Schätzergebnissen lieferte Walter König von der Deutschen Braugerstengemeinschaft. Die erwarteten rund 1,2 Millionen Tonnen Qualitätsbraugerste reichen für den Bedarf deutscher Brauer nicht aus. Man werde das Defizit wohl importieren und womöglich „teuer bezahlen müssen“, so seine Befürchtung.