Müller
"Ich bin ein Typ, mit dem man reden kann"

Seit dem 1. September ist der 34-jährige Markus Müller offiziell Kaplan in Thalmässing. Nicht nur, der Pfarreienverband, dem er zugeteilt wird, umfasst auch die Stadt Heideck sowie Laibstadt und Liebenstadt. Doch hat er am 12. September, nach seinem Urlaub, das seit dem Auszug Michael Rasches leerstehende Pfarrhaus in Thalmässing bezogen. Von dort aus wird es er sich auch um die Katholische Landjugendbewegung im Bistum Eichstätt kümmern, deren Präses er ist. "Die Jugend von heute bewegt die Kirche von morgen", sagt Müller. Er wolle ein Motivator sein für Junge wie Alte.

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Markus Müller ist der neue Geistliche in der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Thalmässing. Der Kaplan ist aber auch für Heideck, Laibstadt und Liebenstadt zuständig, will den Zusammenhalt der einzelnen Pfarreien untereinander fördern. - Foto: Luff

Thalmässing (HK) Seit dem 1. September ist der 34-jährige Markus Müller offiziell Kaplan in Thalmässing. Nicht nur, der Pfarreienverband, dem er zugeteilt wird, umfasst auch die Stadt Heideck sowie Laibstadt und Liebenstadt. Doch hat er am 12. September, nach seinem Urlaub, das seit dem Auszug Michael Rasches leerstehende Pfarrhaus in Thalmässing bezogen. Von dort aus wird es er sich auch um die Katholische Landjugendbewegung im Bistum Eichstätt kümmern, deren Präses er ist. "Die Jugend von heute bewegt die Kirche von morgen", sagt Müller. Er wolle ein Motivator sein für Junge wie Alte.

Müller ist sein Name. Markus Müller. Nicht Michael Müller, wie fälschlicherweise jüngst in unserer Zeitung zu lesen war. Der ist Kabarettist. "Aber ich bin auch ein humorvoller Mensch", sagt Markus Müller und lacht. Der neue Kaplan im Pfarrverband Heideck, Laibstadt, Liebenstadt und Thalmässing nimmt's locker. Nicht nur, weil er nach seinem dreiwöchigen Jahresurlaub ohnehin noch einigermaßen entspannt ist. Sondern weil es seinem Naturell entspricht. Er sei ein zufriedener Mensch, sagt Müller, "ich stehe jeden Tag auf und beginne meinen Tag mit Freude".

Seit Mitte des Monats steht er im Thalmässinger Pfarrhaus auf, wenn die Sonne aufgeht, gleich hinter der katholischen Kirche St. Peter und Paul. Es sei der "Beginn einer neuen Etappe" in seinem Leben, sagt Müller. Thalmässing kannte er zuvor lediglich vom Michaelimarkt, "da ist man als Kind mal mit seinen Eltern hergefahren", erzählt der 34-Jährige, der auf dem elterlichen Bauernhof in Mörnsheim aufgewachsen ist. Es ist ein echter Neustart also für ihn. Und nicht nur für ihn, das hat Markus Müller schon mitbekommen.

Es hatte zuletzt geknirscht in der katholischen Gemeinde, die Auffassungen vom Gemeindeleben von Pfarrer Josef Schierl und vor allem Carsten Cunardt - der versetzt worden ist - und den Gläubigen stimmten nicht unbedingt überein. Dass Müller hierher versetzt worden ist, hat wohl auch mit diesen Verstimmungen zu tun - nicht aber, dass er sich überhaupt aus Neumarkt verabschiedet hat. Nach seiner zweiten Dienstprüfung im Frühjahr sei klar gewesen, dass er noch heuer versetzt werde, erzählt er, umso mehr, weil an der dortigen Hofkirche sich eine Ordensgemeinschaft niedergelassen habe, die eine der Pfarrstellen besetzte. Ein Zufall? Oder so etwas wie eine göttliche Fügung?

Jedenfalls scheint es so zu sein, dass Markus Müller zu Thalmässing passt, wenngleich er für alle Pfarreien im Verbund gleichermaßen zuständig sein wird, wie er betont. Skepsis ihm gegenüber habe er bei seinen bisherigen Begegnungen jedenfalls nicht gespürt, sagt der Kaplan, im Gegenteil: "Ich habe den Eindruck, man will einen Neuanfang; ich sehe viel Wohlwollen - und viel Potenzial." Großartig aufhalten will er sich nicht mit der Vergangenheit. "Ich komme und fange an zu arbeiten", sagt er, "dann kann man miteinander reden."

Klingt vielleicht ein wenig lapidar. Ist aber eher zupackend gemeint. Unkompliziert. In bestem Sinne bodenständig. "Ich bin ein Typ, mit dem man reden kann", beschreibt sich der Kaplan. Das Pfarrhaus als Rückzugsort? Mitunter vielleicht schon einmal, aber: "Man muss schon raus, die Leute sollen spüren, dass der Geistliche für sie da ist." Kommt Müller erst einmal auf diesen Aspekt seiner Arbeit als Seelsorger zu sprechen, fängt er Feuer, redet mit Begeisterung. Das sei doch die Kunst des Neuanfangs: zu schauen, wo die Leute sind, die den Geistlichen brauchen. "Ich bin einer, der innerlich motiviert ist, auch nachzuhaken." Das könne bei einer Studienreise sein, wenn Jugendliche vor der Tür eine Zigarette rauchten. Oder beim Geburtstag eines Seniors. Das ist überhaupt etwas, dass er schon jetzt an seinem neuen Wirkungsort vermisse: die persönlichen Geburtstagsbesuche. Hier werde diese Aufgabe von Ehrenamtlichen wahrgenommen, er habe schon mitbekommen, dass einige Menschen den Geistlichen gar nicht wollten, da sie sich dann vielleicht zu einer Spende genötigt sähen.

"Darum geht es doch nicht", versichert Müller. Er komme gerne auch mal einen Tag später, wenn der Trubel schon vorbei ist. Zum Gespräch. Klar, er habe bei solchen Besuchen in Neumarkt schon auch Lebensgeschichten gehört, bei denen er erst einmal geschluckt habe. Man werde mit Schicksalsschlägen konfrontiert. Öffneten sich die Menschen, erfahre er aber oft Dankbarkeit, "das ist das Schöne am seelsorgerischen Beruf". Er versuche Trost zu spenden, schließlich glaubten Christen daran, dass der Herr auch nach dem Tod für die da sei, sie die Freuden des Himmels erfahren dürften. Für sich habe er festgestellt: "Leid und Tod erweitern den Horizont."

Ein anderer wichtiger Aspekt seiner Arbeit ist der Umgang mit der Jugend. Markus Müller ist der Geistliche Begleiter der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum Eichstatt. Diese Funktion trug dazu bei, dass er sich für den Pfarreienverband Heideck entschlossen hat. "In Heideck bin ich in der Mitte des Bistums", sagt er, zu allen Veranstaltungen könne er relativ schnell fahren. Zudem gebe es mit Pfarrer Josef Schierl, dem Kaplan Paul Raj Thaveethu und ihm drei Geistliche für vier Pfarreien. "Ich will auch Zeit und Energie freisetzen für die Landjugend", sagt Müller. In Neumarkt sei das schwierig gewesen, "ich war wahnsinnig in die Pfarrei eingespannt". Er sei auch mal am Wochenende weg, am kommenden zum Beispiel müsse er nach Pappenheim - dafür bitte er die Gläubigen um Verständnis.

Es ist dem neuen Kaplan wichtig, Jugendliche zum Glauben zu motivieren, in Laibstadt und Liebenstadt etwa gebe es zwar Ortsgruppen der KLJB, doch "die haben bisher keine Gruppenstunden". Das will Müller ändern, Schulungen für Gruppenleiter initiieren, sich kümmern: "Sie müssen spüren: Der Pfarrer und der Kaplan haben Interesse an uns." Die Vorbereitung des Diözesanjugendgottesdienstes der Landjugend leistet Müller in einem Team. Hier überschneidet sich der Ansatz mit dem, der seit Jahren in Thalmässing praktiziert wird. "Und das ist auch mal in einem freieren Rahmen", sagt er. Ein Problem hat er damit nicht. "Jeden Sonntagsgottesdienst kann man so aber nicht leisten", weiß er auch. Gibt sich jetzt, da er die Gegebenheiten in Thalmässing noch nicht umfassend kennt, aber pragmatisch: "Ich denke, ich kann mich reinfinden."

Der jeweilige Thalmässinger Pfarrer hat bislang auch dem Bunker-Team angehört, das sich größtenteils ehrenamtlich um das Programm im katholischen Pfarr- und Jugendheim kümmert. Bei Kaplan Markus Müller ist das nicht der Fall, zumindest sei ihm nicht bekannt, dass er dem Team angehöre, sagt er. Doch könne auch das "mit der Zeit kommen, dass man sich da einklinkt". Berührungsängste hat er keine, denn oberste Prämisse ist das Erarbeiten eines Miteinanders, wie er bekräftigt. In Thalmässing selbst. Aber auch darüber hinaus, in Heideck, Laibstadt, Liebenstadt. "Es ist die Kunst und die Gunst der Stunde, den Pfarrverband zu festigen", sagt Müller. Er wolle dazu beitragen, Berührungsängste abzubauen, die Thalmässinger sollten auch einmal nach Heideck in den Gottesdienst fahren. Und umgekehrt.

Viel Arbeit steht ihm also bevor, dem neuen Kaplan. Weil ihm der Pfarreien übergreifende Zusammenhalt am Herzen liegt - "das fängt bei der Jugend an" -, ist er ganz froh, dass er für die Ministrantenarbeit in allen vier Pfarreien zuständig ist. Zudem gibt er vier Stunden pro Woche Religionsunterricht an der Mittelschule in Thalmässing, zählt in dieser Funktion erstmals auch Inklusionskinder zu seinen Schützlingen. "Auch das ist eine Herausforderung", sagt Müller und lacht. Er will sie optimistisch angehen.

Neu ist für den Mörnsheimer auch, dass er als Katholik an seinem neuen Wohnort die Minderheit vertritt. Die Mehrheit in Thalmässing ist evangelisch. Doch habe er auch schon an anderen Wirkungsstätten eine funktionierende Ökumene erlebt und praktiziert, erzählt Müller. Die Wertschätzung füreinander sei heute selbstverständlich. Deshalb wolle er zwar "keine Gleichmacherei", doch miteinander Gottes Wort in unserer Gesellschaft zu leben sei wichtig - auch und vor allem wegen des Geschehens in der Welt. Im christlichen Abendland brauche es das gemeinsame Beten der Konfessionen, sagt Müller, "wir müssen als Christen unseren Glauben bezeugen".