Mosbach
Hopfiger Duft liegt in der Luft

Im Spalter Anbaugebiet läuft die Ernte auf vollen Touren – Beste Qualität

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Mosbach (HK) Wenn der Duft frischer Hopfendolden durch die Straßen der Dörfer um Spalt zieht, ist jedem klar, dass die Erntezeit begonnen hat. Gestern ratterten die Maschinen auf dem Hof der Familie Meyer in Mosbach.

Die Hopfenbauern der Region erwarten heuer einen guten Ertrag und freuen sich über beste Qualität.

Der Rother Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf hat den Hof in dem Spalter Ortsteil für das jährliche Pressegespräch anlässlich der Hopfenernte ausgesucht. Das findet dieses Mal nicht zum Auftakt statt, sondern fast schon zum Schluss der Ernte. „Wenn es heute nicht so stark geregnet hätte, wären wir fertig geworden“, erklärt die Bäuerin Monika Meyer. Sie und ihr Mann Josef sowie Sohn Klaus bewirtschaften das idyllische Anwesen inmitten der Ortschaft, die geprägt ist von fränkischen Sandsteinhäusern mit Fachwerk und bunten Fensterläden.

Hinter dieser Idylle steckt knochenharte Arbeit, gesteht Josef Meyer. „Man muss viele Opfer bringen und hat ein unternehmerisches Risiko. Da braucht man Nerven.“ Heuer zum Beispiel mussten die Landwirte angesichts der Hitze und Trockenheit im Juni kräftig zittern.

Wenn Josef Meyer jetzt auf seinem Feld am Ortsrand zwischen den Hopfenranken hin- und hermarschiert, weiß er, dass es sich gelohnt hat. Die dicken Dolden duften intensiv und leuchten grasgrün in der Sonne, die sich zwischen die Regenwolken schiebt. „Wir können davon leben“, sagt Josef Meyer. Für 100 Kilogramm der Sorte Spalt-Spalter bekommt die Familie 750 Euro. „Der Preis ist gut.“

Im Spalter Anbaugebiet, das sich vom Landkreis Eichstätt über Spalt bis nach Neustadt-Aisch erstreckt, werden auf knapp 350 Hektar Hopfen angebaut – von aktuell 55 Betrieben. Im Vorjahr waren es noch sieben mehr, diese Landwirte haben aufgegeben, weil die Gesundheit nicht mehr mitspielte oder weil es einfach keinen Nachfolger mehr gab.

Die Meyers sind froh, dass ihr Sohn den Hof weiterführen will. Und auch in Zukunft auf Hopfen setzen wird, der neben dem Getreideanbau, den 17 Milchkühen und den Süßkirschen das wichtigste Standbein der Landwirte in Mosbach ist. Man müsse sich eben spezialisieren, sagt der Juniorchef überzeugt.

Mit vier Hektar Hopfen hat der Meyersche Betrieb eine durchschnittliche Größe. In der Hallertau im Herzen Bayerns, würden sie eher zu den Zwergen gehören. Da sind die Hopfenhöfe schon mal 100 Hektar groß. Und ein 100-Hektar-Betrieb wäre in den USA wiederum ein Winzling, machte Frank Braun, Geschäftsführer der Spalter Hopfenverwertungsgenossenschaft die Größenverhältnisse klar.

Auch wenn Spalt ein kleines Anbaugebiet ist, sei dessen Edelhopfen ein geschätzter Rohstoff, die Seele des Bieres, wie Landwirtschaftsdirektor Wolf überzeugt sagt. Dabei braucht man für eine Halbe Bier lediglich fünf Dolden mit einem Gegenwert von einem Viertelcent. Das ist weniger Geld als für den Kronkorken. „Die Hauptzutat ist die Braugerste und der Hopfen ist quasi das Gewürz“, erklärt Frank Braun.

Der Experte in Sachen Bier weiß genau, wie begehrt der Rohstoff aus der Region ist. „Die Amerikaner kommen her und suchen sich ihren Hopfen aus“, erzählt er. „Sie wählen nur das Allerfeinste.“ Und dazu gehört eben der Spalter Aromahopfen, der dem Bier den typisch hopfigen Geschmack gibt.

Den wissen Bierbrauer in aller Welt zu schätzen, in alle Kontinente werde der hochwertige Rohstoff aus der Region geliefert. „Eine feinere Würze als im Spalter Hopfen gibt es nicht“, sagt Frank Braun überzeugt. Mehr als die Hälfte der Ernte von geschätzt 565 Tonnen Hopfen aus Spalt geht aber an Brauereien in Deutschland, der zweitgrößte Markt ist der asiatische Kontinent.

Mittlerweile sei es Mode geworden, auch ungewöhnliche Sorten anzupflanzen, wie zum Beispiel den Hallertau Blanc, der auch in Mosbach auf einer kleinen Fläche wächst. Dieser Hopfen habe ein ausgesprochenes Weißweinaroma, erklärt Braun. Es gebe sogar Sorten, die nach Zitrus, Grapefruit, Knoblauch und Zwiebeln riechen. Als die beste Sorte gilt aber der Edelaromahopfen Spalt-Spalter, auf den auch die Meyers ihren Schwerpunkt setzen. „Er ist vom Ertrag her schwächer und macht mehr Arbeit“, erklärt Josef Meyer. Aber er bringt eben einen ordentlichen Preis.

Und natürlich auch einen guten Geschmack. Das weiß man auch in der nahen Stadtbrauerei in Spalt zu schätzen: Die einzige kommunale Brauerei in ganz Deutschland setzt ausschließlich auf Aromahopfen von den Feldern vor der Haustüre.