Morsbach
Von der Efeulaube zum Sautrogbeet

Beim Tag der offenen Gartentür in Morsbach lässt sich Faszinierendes entdecken Drei Nachbargärten laden am Sonntag ein

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Grüne Paradiese in Morsbach: Die drei Familien Pickl, Mögn und Dünzkofer öffnen am Sonntag ihre Gartentüre. - Fotos: Leykamm

Morsbach (HK) Zu einer Entdeckungsreise in ihren grünen Paradiesen laden die Morsbacher Familien Pickl, Mögn und Dünzkofer am Sonntag beim Tag der offenen Gartentür im Landkreis Eichstätt ein. Die Besitzer haben unserer Zeitung vorab schon einen Einblick gewährt.

Gleich zum Start geht es buchstäblich hoch hinaus. Denn im Garten der Pickls, die in der Schlossstraße 40 zu Hause sind, reckt sich ein Baumhaus in die Lüfte. Blühende Schönheiten in rot, gelb und violett blicken von oben wohlwollend auf die Besucher. Schaukeln und eine kleine Feuerstelle verraten den familiären Charakter des Gartens, in dem sich wunderbar entspannen lässt. Zum Beispiel in einer mit Efeu bewachsenen Laube. Sie ähnelt in der Form der Hälfte eines vertikal durchschnittenen Iglu. Einfach nur "Tipi" heißt es bei den Gastgebern. Es lockt ein entspanntes Lustwandeln auf den Granitwegen hin zu den vielen kleinen verzauberten Ecken. Frauenmantel oder Storchenschnabel und vieles mehr lässt es hier blühen und grünen. Viele der Arrangements sind in Stein eingefasst. Bruchstein alter Häuser, der so neu zur Geltung kommt. Auch Blumentöpfe, die zu Bruch gingen, werden hier geschickt neu in Szene gesetzt. Alles ist "naturnah, wie es uns gefällt", sagt Claudia Pickl, die sich liebevoll um den Garten kümmert. Den handwerklichen Herausforderungen stellt sich Ehemann Lois. Der Terrassentisch mit einer Eichenplatte aus einem Stück geht etwa auf sein Konto. Als Erinnerung an seine Oma entfaltet hier eine historische Rose ihre Pracht, die in naher Zukunft 100 Jahre zählen kann - nicht überzüchtet und wunderschön anzusehen. Wer genau hinsieht, entdeckt einige Meter weiter auch Johannisbeeren. Hinter einem Weinspalier wartet die nächste Entspannungsoase in Form von zwei von ihm beschatteten Holzliegestühlen. Aber hier lässt sich auch arbeiten, wie der Gemüsegarten erkennen lässt, er durch ein gewölbtes Tor aus Weidenrouten betreten wird.

Weiter geht es zum Garten von Franziska und Alfred Mögn nebenan (Hofackerweg 2). Er ist nicht nur von einer Hecke aus Buchs umzäunt, dieser spielt auch im Inneren eine tragende Rolle. Zum Beispiel in jenem Bereich, der bis vor wenigen Jahren noch als Gemüsebeet fungierte. Das "Ausbüchsen" des besagten immergrünen Strauches war auch der Grund, warum es nun zum Zierbeet mutiert ist. Hindurch führt ein Weg aus Pflastersteinchen, die in der Mitte einen Kreis bilden - mit einem runden Buchsbäumchen darinnen. Überall grünt es in den verschiedensten Tönungen und Rosen grüßen am Ende des kleinen Weges. Für bunte Pracht sorgen in dem gesamten Idyll Begonien, Hortensien, Flocks, Herbstanemonen oder die Jakobsleiter. Riesengras und Yucca-Blätter sprießen nach oben. Auch die Pfefferminze ist hier daheim. Franziska Mögn ist aber nicht festgelegt, immer wieder ändert sie die Zusammenstellung des floralen Arrangements. "Alles, was blüht, darf hier auch blühen!" sagt die Gartenchefin. Und was dies nicht tut, wird geschickt inszeniert. "Meine Frau kann aus allem etwas machen", lobt Ehemann Alfred. Ein kleiner Holzherd, eine Kanne und eine Mostflasche etwa fügen sich hier zu einem neuen Stillleben zusammen. Aus alten Hölzern werden Ständer für Kakteenschälchen, Tonvögel blicken von hoch oben oder von der Erde zu den Besuchern. Katzenfiguren und ein Dinosaurier beleben ebenso eines der Beete. Einige Obstbäume durchziehen den Garten, in dem sich Schmetterlinge auch seltener Art sehr wohl fühlen. An einer Pergola rankt es sich eifrig nach oben, eine Hainbuchenhecke umgibt die Terrasse. Zugute kommt den Mögns, die am Sonntag Tipps gegen das Triebsterben der Buchsbäume geben, eine eigene Zisterne, was die Bewässerung deutlich erleichtert.

Wie die Adresse verrät, ist auch der Garten von Angelika und Georg Dünzkofer (Hofackerweg 5) in direkter Nachbarschaft zu finden. Wer ihn betritt, tut gut daran, nicht gleich drauf los zu stürmen. Denn hier erwartet den Besucher bei jedem Schritt Interessantes und Überraschendes. Wer sich nach dem Eintreten erst einmal umdreht, erblickt etwa gleich zwei schmucke Insektenhotels. Größtmögliche Naturbelassenheit lautet hier das Motto. Deswegen gehe es hier auch "unordentlich ordentlich" zu, so ein Wortspiel von Angelika Dünzkofer, die hier gerne Gerätschaften zu neuer Bedeutung verhilft, die andere weggeworfen haben. Ein alter Sautrog etwa dient hier nun als Beet. Lavendel und Flieder zählen zu den "Lieblingskindern" der Besitzerin. Auch hier ist die Vielfalt groß: Sie reicht von Rosen bis Rhabarber. Bald kann Dünzkofer im Freien ihrem Hobby nachgehen: Ein großer Brotbackofen ist hier im Entstehen, in den Ehemann Georg seine Freizeit investiert. Markant blinkt dem Besucher hier in nach einigen Metern ein gusseiserner Pferdekopf vom Boden entgegen. Noch etwas weiter ist es sogar das Modell eines Totenkopfes, das aus der Erde blinzelt. Die begrenzende Böschung ihres Grundstücks hat das Ehepaar in ihr Gartenkonzept einfach integriert. Unter anderen "wächst" hier ein Baum aus Blumentöpfen mit Kakteen nach oben, als Stamm dient ein alter Besenstiel. Eidechsen huschen hier so manches Mal entlang, der Kuckuck ruft, eine Kräuterschnecke inspiriert den Hobbykoch und Hobby-Mediziner. Die Pfingstrose lässt sich hier Zeit - sie blüht erst jetzt. Beim Anlegen des Gartens hat das Ehepaar übrigens auf die vorhandene Erde gesetzt, um ihn stabil zu halten.

Mit den drei Teilnehmerfamilien freut sich Peter Hecker als Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege auf regen Besuch am Sonntag. Bis 17 Uhr gibt es zuhauf Anregungen fürs eigene grüne Wohnzimmer zu entdecken. Die Begeisterung für den Tag der offenen Gartentür wachse stetig an, so Hecker. Nun hätte die Veranstaltung auch "die hausbauende Generation für sich entdeckt."