Mindelstetten
Stätte der Verehrung nimmt Gestalt an

Renovierung des Geburtshauses der heiligen Anna Schäffer wird im Frühsommer abgeschlossen

28.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

 

Mindelstetten (rat) Die Renovierung des Geburtshauses von Anna Schäffer in Mindelstetten schreitet voran. Die Architektin Melanie Batz-Pickl hofft, dass die Arbeiten im Frühsommer abgeschlossen werden. Dann erwartet die Pilger eine weitere Stätte, wo sie der Heiligen nahe sein können.

Auf Basis der Architektur schätzt Melanie Batz-Pickl das Alter des Hauses auf rund 200 Jahre. Es sei jedoch immer wieder an- und umgebaut worden, was ebenfalls typisch für die damaligen Zeiten sei. Hier wurde Anna Schäffer am 18. Februar 1882 als Tochter eines Schreiners geboren. In der heute nach ihr benannten Straße verlebte die Dulderin ihre Kindheit. „Das ist ein typisches Arme-Leute-Haus“, stellt Melanie Batz-Pickl beim Rundgang durch das Gebäude fest. „Deshalb musste die Anna ja auch weg.“

Bekanntlich nahm sie als Jugendliche eine Stelle in einem Forsthaus in Stammham an. Dort passierte im Februar 1901 der furchtbare Unfall, der ihr Leben für immer veränderte.

Feucht und kalt dürfte es in dem Haus gewesen sein, in dem die spätere Mystikerin aufwuchs. Die Gründung der Bruchsteinmauern reicht nicht tief, deshalb steigt im Mauerwerk die Feuchtigkeit auf. „Da wurde Resteverwertung betrieben“, konstatiert Batz-Pickl mit Blick auf die freigelegten Fundamente. Sogar Wurzeln schieben sich durch das Steingewirr. „Man bekommt dieses Haus nie ganz trocken.“ Früher habe man Bleieinlagen oder Epoxidharz entlang des Fundaments verwendet. „Heute greifen wir zu den alten Methoden zurück und füllen mit gewöhnlichem Lehm auf“, erklärt die auf die Sanierung von Kirchen und historischen Bauten spezialisierte Expertin. Sie wundert sich auch über einen kleinen Anbau, in dem früher wohl ein Stall untergebracht war. „Vielleicht stand hier auch mal ein kleiner Traktor“, vermutet Batz-Pickl. Generell versucht sie, so viel alte Bausubstanz wie möglich zu erhalten. „Das Haus muss authentisch bleiben. Die Besucher wollen doch sehen, wie es zu Annas Zeiten aussah.“ Auf dem Speicher mussten jedoch viele verfaulte Balken erneuert werden. Immerhin ist das Legschieferdach zwar neu, aber vom Prinzip genau so wie vor 100 Jahren. „Dieses Dach will seinen Herrn sehen, es braucht liebevolle Pflege.“ Doch dann halte es locker mindestens 50 Jahre. Die Elektrik ist noch relativ neu, geheizt wird künftig mit Gas oder Fernwärme aus der Hackschnitzelheizung eines Nachbarn. Sogar ein behindertengerechter Zugang wird geschaffen.

Der Straßenseite abgewandt wurden zwei kleine Gebäude abgerissen. Dort soll bald ein Garten die Pilger zum ruhigen Verweilen einladen. Insgesamt kostet die Baumaßnahme knapp 500 000 Euro. Doch dafür hat Mindelstetten bald eine weitere Attraktion.

Das Geburtshaus liegt in Steinwurfweite von der Kirche, viele Verehrer der Heiligen werden es aufsuchen. Sie werden unter anderem Reliquien und die Stickereien zu sehen bekommen, die Anna während ihrer 25-jährigen Qual anfertigte. Das berichtet Erwin Schäffer, der Großneffe der Heiligen.

In ihrem Geburtshaus litt die Schreiner Nandl übrigens nach ihrem Unfall nur kurze Zeit. „Ihr Bruder hat hier mit acht Kindern gelebt. Da war kein Platz für Anna“, weiß Erwin Schäffer. Er ist Mitglied der Kirchenverwaltung in Mindelstetten und kennt die Geschichte seiner Großtante genau. So musste Anna in ein anderes Haus umziehen, wo sie von ihrer Mutter aufopferungsvoll gepflegt wurde. Das Sterbehaus der Heiligen existiert jedoch nicht mehr. Es wurde in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre abgerissen. Heute wäre das Haus, in dem Anna ihr Martyrium durchlebte, von unschätzbarem Wert.