Meckenhausen
"Christliches Fasten ist mehr als Abspecken"

Gedanken zur vorösterlichen Bußzeit von Monsignore Richard Distler In Meckenhausen im Ruhestand

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Meckenhausen (HK) Nach 28 Jahren als Pfarrer der Hofpfarrei Neumarkt und 24 Jahren als Dekan ist Monsignore Richard Distler im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen. Seither wohnt er in Meckenhausen, im Elternhaus seiner Pfarrhaushälterin Elisabeth Harrer, die ihn seit 36 Jahren unterstützt.

Für unsere Zeitung hat Distler einige Gedanken zur vorösterlichen Bußzeit aufgeschrieben.

"Viele Deutsche sind zu dick", so hieß es vor kurzem in der Presse. Da kommt sie ja gerade recht: die Fastenzeit. Es ist wieder die Zeit für die guten Vorsätze: Weniger essen, am besten vegan, keinen Alkohol, nichts Süßes und nicht mehr rauchen. Dafür mehr Sport und mehr Bewegung.

Tatsächlich ist das Fasten schon längst wieder in Mode gekommen: Es gibt Kurse zum Abnehmen, zum Heilfasten und zur Gewinnung neuer Lebensenergien. Aber was ist Fasten im religiösen Sinn? Gewiss heißt es da auch: Weniger ist mehr. Doch christliches Fasten ist mehr als nur eine Frühjahrskur und als Abspecken. In diesen heiligen 40 Tagen geht es um Leib und Geist, um Fasten und Gebet, um Verzicht und zugleich um Neubeginn.

Wie aber, wofür und wann neu beginnen? Der Start dazu ist am Aschermittwoch. Dieser hat zwei Gesichter: Zunächst lenkt er unseren Blick bereits auf Ostern hin, wenn der Priester die Asche segnet: "Herr, erneuere uns nach dem Bild deines Sohnes und schenke uns Anteil an der Auferstehung und am ewigen Leben."

Der Aschermittwoch erinnert uns aber auch mit dem Aschenkreuz an das Sterben: "Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst". Es geht also um unsere Einsicht in die Vergänglichkeit, Sterblichkeit und Nichtigkeit unserer irdischen Existenz. Aber mitten in diese Vergänglichkeit wird uns ein Kreuz gezeichnet, also das Zeichen unserer Erlösung und Hoffnung.

Das Aschenkreuz ist für jeden von uns die frohe Botschaft: "Mensch, obwohl du sterben musst, darfst du leben!" Aber ist nicht gerade diese Einsicht eine persönliche Anfrage? Was ist mir wichtig in meinem Leben? Was brauch ich an Lebensnotwendigem und was kann ich entbehren? Und: Wie steht es um meine Beziehung zu Gott?

Christliches Fasten hat also mit dem Umdenken und mit der Reinigung des Herzens zu tun. Es geht um das innere Freiwerden von falschen Abhängigkeiten, um das Freiwerden für die Liebe, die Hingabe und das Gebet. Es geht um die freiwillige Bereitschaft zum Verzicht, nicht um des Verzichtes willen, sondern um eine größere Freude an Gott und an allem, was das Leben wirklich glücklich macht. Wozu führt dann ein solches Fasten? Es führt zu mehr Achtsamkeit Gott, sich selbst und dem Nächsten gegenüber, zu mehr Güte, Frieden und Hingabebereitschaft.

Was aber sind die ersten Schritte dazu? Sie zeigt uns die Regel des heiligen Benedikt: Leg zuerst Rechenschaft über dich selber ab. Und der zweite Schritt: Wie nehmen mich die Anderen wahr? Steckt nicht in jeder Kritik auch ein Körnchen Wahrheit? Den dritten Schritt raten uns die Lehrer des geistlichen Lebens: "Nimm deine negativen Kräfte wahr und zerschmettere sie an Christus!" Wer sich an dieser Art des Fastens erfreuen kann, für den ist das Fasten keine Leistung mehr, sondern Freude und Gewinn.