Thalmässing
Kuschelrunde mit einem Schwergewicht der bayerischen Politik

CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer probiert auf Vorschlag von Volker Bauer Veranstaltung im kleinen Kreis aus

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Eine Runde von zwölf Bürgern aus dem südlichen Landkreis ist auserkoren, in Thalmässing das Gespräch mit Thomas Kreuzer (3. von rechts), dem Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, zu suchen. −Foto: Schmitt

Thalmässing (rsc) Die letzte Frage am Kaffeetisch in Thalmässing ist durchaus geeignet, Thomas Kreuzer aus dem Konzept zu bringen.

"Was muss ich denn meine Studenten in Sachen Staat und Gesellschaft lehren?", will ein Maschinenbaudozent der Ansbacher Hochschule wissen. Kann ein Parlamentarier hier wirklich sinnvoll Auskunft geben? Gibt es angesichts beständig wachsender Herausforderungen in einer sich immer schneller wandelnden Welt darauf überhaupt eine befriedigende Antwort? Der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion überlegt kurz. Dann nennt er die Punkte, die er mit Blick auf das Allgemeinwissen der künftigen Eliten des Landes für wichtig hält: "Die Digitalisierung, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, politische Bildung über unser Staatswesen und die Fähigkeit, in den richtigen Relationen zu diskutieren und nicht so aufgeregt, wie es in Deutschland oft der Fall ist."

Die schnellen Antworten nötigen dem hiesigen Landtagsabgeordneten ab. "Und da heißt es immer, Politiker könnten keine Orientierung geben", kommentiert Volker Bauer seinen Chef. Bauer hatte die Idee für das neue Format einer Politikveranstaltung entwickelt. Thomas Kreuzer trifft in Thalmässing nämlich auf eine kleine Runde von Bürgern, zu deren Fragen er mehr als zwei Stunden lang ausführlich, unmittelbar, ohne Manuskript Stellung bezieht. Zwölf ausgesuchte Menschen aus dem Kreis Roth sind es, die meisten stehen der CSU zumindest nahe oder sind gar Parteimitglied.

Freilich funktioniert auch das nicht ohne die üblichen Rituale. Kreuzer leitet die Fragerunde mit einer umfangreichen Wertung der politischen Situation Bayerns und Deutschlands zwischen zwei Wahlen ein. Dann darf der Thalmässinger CSU-Ortsvorsitzende Michael Kreichauf die ersten Fragen stellen. Anschließend bringt die CSU-Bezirkstagskandidatin Cornelia Griesbeck ihre Forderungen in Sachen Seniorenhilfe an: "Wir brauchen vor allem mehr Kurzzeitpflegeplätze zur Entlastung der Angehörigen", fordert sie.

Nach den Funktionsträgern kommt Richard Marx aus Laibstadt an der Reihe; er beklagt die Plünderung der Sozialkassen aufgrund jeder Menge sachfremder Leistungen. "Mehr Finanzierung aus dem allgemeinen Steuertopf und nicht auf Kosten der Beitragszahler", fordert er. Für Kreuzer "eine ganz wichtige Anregung". Wilhelm Assenbaum aus Thalmässing plädiert für die staatliche Förderung von Seniorenwohngruppen. Zugleich kritisiert er ihre Reglementierung im Heimgesetz. "Ich bin gegen immer mehr Bürokratie", stellt sich Kreuzer zum Teil an die Seite des Bauunternehmers, kann aber für Geld aus München keine Hoffnung machen. "Wir fördern überhaupt keine stationären Pflegeeinrichtungen mehr."

Der ehemalige Polizeibeamte Reinhard Wenk aus Eysölden hält eine eigene bayerische Grenzpolizei für wenig sinnvoll. "Besser wäre es, die Landespolizei zu verstärken", sagt der 63-Jährige. "Tun wir", entgegnet Kreuzer, "um 3000 Dienststellen."

Landwirt Manfred Dorner aus Eysölden empfindet die zahlreichen Auflagen für Bauernhöfe wie eine Torpedierung. "Und die dauernden Angriffe auf uns machen zusätzlich schlechte Stimmung", berichtet Dorner aus einer Versammlung des Bauernverbandes. Auch Kreuzer lehnt "überbordende Kontrolle" ab. Zugleich spricht er sich für gezielte Projekte im Umwelt- und Naturschutz aus. "Für Blühflächen gibt der Freistaat schon heute 310 Millionen Euro pro Jahr aus", sagt er. Kreuzer wirft den Grünen an dieser Stelle Versagen auf ganzer Linie vor. "Dort, wo sie Verantwortung tragen, haben sie keinen Euro dafür eingesetzt", so Kreuzer, der mit Blick auf das Insektensterben ein noch stärkeres Engagement gemeinsam mit den Landwirten für erforderlich hält. "Wenn das tatsächlich einsetzt, dann hat das ökologische Auswirkungen, gegen die der Klimawandel ein laues Lüftchen ist."

Eine Studentin beklagt die Zustände an der Uni in Erlangen. Sie verstehe nicht, warum nun in Nürnberg ein neuer Hochschulbau entstehe, obwohl es doch in Erlangen großen Verbesserungsbedarf gebe. "Oft fehlt sogar die Steckdose für den Laptop", so die 21-Jährige. Ferner beklagt sie die Stofffülle, die gar keine Zeit lasse für allgemeine Bildung. "Die sechs Semester Bachelor sind schon ganz schön voll", sagt sie. Unser politisches System müsse man dennoch begreifen, entgegnet Kreuzer "Allein schon, um Verantwortlichkeiten zuzuordnen." Dass das nicht besser klappt, dafür hält er auch die Art der Vermittlung für verantwortlich. "Wir müssen Schülern und Studenten die Dinge richtig beibringen. Dazu gehört mehr Wiederholung", empfiehlt der ehemalige Richter. Noch ein guter Ratschlag für den Ansbacher Hochschullehrer.