Kürzlich
Godzillas Gamaschen

24.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Kürzlich hat Erlangens Bürgermeister Florian Janik (SPD) auf seiner Facebook-Seite ein Foto gepostet, auf dem ein grauer und weißer Pflanzkübel aus Beton zu sehen ist. In beiden Bottichen steckt jeweils ein zierliches Bäumchen, das noch keine Blätter trägt. „Neue Bäumchen in der Goethe- und Heuwaagstraße“ hat Janik stolz unter sein Foto geschrieben. Nichts spektakuläres könnte man meinen.

Die Reaktionen der Netzgemeinde ließen allerdings nicht lange auf sich warten. Und die sind überwiegend alles andere als positiv ausgefallen. „Zum Gruseln“ fand Alex W. die Kübel beispielsweise. Dem ästhetischen Urteil konnte sich Mike N. nur anschließen: „Sehen aus wie Godzillas Gamaschen die Klötze.“ Ein Wort folgt dem anderen. Plötzlich diskutiert die „halbe Stadt“ über die zugegeben wenig grazilen Baumbottiche. Eine Userin fragt sich, ob an den klobigen Baumschuhen noch Kinderwagen vorbeikommen. Eine andere würde sich über die neuen Bäumchen in der Altstadt freuen, wenn „nur die scheußlichen Betontöpfe“ nicht wären. Offensichtlich ein Gartenexperte gibt den Pflanzen in den XXL-Betontöpfen kaum Überlebenschancen. Bäume in Pflanzkübeln? „Des kann ja nix werden.“

Bevor die Debatte eskaliert, greift Janik zur Feder und schreibt: „Echte Bäume wären hier wirklich schöner. Leider ist die Straße voller Kabel und Schächte, da ist kein Platz für Bäume.“ Auch Michael Cassens, der oberste Stadtgärtner, räumt ein, dass Bäume eigentlich nicht in Kübel gehören. Die Gamaschen seien eine Kompromisslösung, weil in der Goethe- und Heuwaag-straße aufgrund der vielen Leitungen im Boden keine richtigen Beete für die Bäume möglich seien. Ein erster Versuch mit den ungeliebten Baumbehausungen aus Beton sei allerdings schon gescheitert. „Die Kübel stehen schon fünf Jahre da.“ Zunächst habe man Zieräpfel in die Kübel gepflanzt. Die seien aber eingegangen. „Jetzt haben wir Ölweiden eingepflanzt. Die sind deutlich resistenter gegen Hitze und überstehen den Sommer in den Kübeln hoffentlich besser“, wünscht sich Michael Cassens, der Leiter des städtischen Grünamts, und verweist auf die zuletzt immer niederschlagsarmen Winter und Sommer in der Stadt.

Und was bedeutet die virtuelle Debatte um „Godzillas Gamaschen“ für den neuen Politikstil und den „Spirit“ in der Stadt? „Ich habe versprochen, für die Anliegen der Menschen erreichbar zu sein. Ich habe bislang durchweg positive Erfahrungen damit gemacht, auf Menschen zuzugehen und auch Schwieriges direkt anzusprechen“, sagt Florian Janik. Kritik gehöre zur Demokratie dazu. Sie sei wichtig, um Missstände zu erkennen. „Oft macht sie aber auch deutlich, dass Dinge besser erklärt werden müssen.“ Die Baumkübel seien ein gutes Beispiel dafür. „Während der Sanierung der Goethestraße vor sechs Jahren haben wir über die Pflanzung von Bäumen im Boden intensiv diskutiert. Leider ist das wegen der vielen Leitungen unter der Straße nicht möglich. Facebook ist ein Forum, wo man so etwas erklären kann“, ist sich der 35-Jährige sicher.

Schöner werden die Gamaschen dadurch nicht. Aber wozu gibt es den Burgberg mit seinen schönen alten Bäumen? Da hätte Godzilla seinen Spaß. Die stecken wenigstens noch in echter Erde. npe