Kleinhöbing
Nur die Kreisstraße wird heuer fertig

Arbeiten an der Staatsstraße bei Kleinhöbing sind auf Frühjahr verschoben Aufwendige Archäologie

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Kleinhöbing (HK) Die Staatsstraße 2227 bei Kleinhöbing wird heuer nicht mehr halbseitig wegen Bauarbeiten gesperrt. Auch nicht voll gesperrt. Auf ihr soll in diesem Jahr entgegen der ursprünglichen Ankündigung nicht einmal mehr gebaut werden.

Die Hoffnung der Bürger Kleinhöbings, noch in diesem Jahr von der Staatsstraße auf einer Linksabbiegespur gefahrlos zu ihrem Dorf abbiegen zu können, hat sich jetzt endgültig zerschlagen, der vorgesehene Bauzeitenplan ist Makulatur, wie Christoph Eichler, der zuständige Sachgebietsleiter beim Staatlichen Bauamt Nürnberg, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte.

Am Montag erst hat er sich mit den Beteiligten - mit den dort grabenden Archäologen und der ausführenden Baufirma - besprochen. Und gemeinsam sei man zu dem Ergebnis gekommen, die vorgesehenen Termine über den Haufen zu werfen. Ein Trostpflaster hat Eichler für Kleinhöbing aber parat: Der Umbau der unübersichtlichen Y-Einmündung in eine T-Form geht noch in diesem Jahr vonstatten, die Sperrung der Kreisstraße RH 30 wird noch vor Jahresende aufgehoben.

Die Archäologen hätten "lange gebraucht", sagt Eichler. "Sehr lange. Sie sind sogar noch draußen." Das sei nicht abzusehen gewesen, auch wenn dem Staatlichen Bauamt natürlich klar gewesen sei, dass Funde in dem zu allen Zeiten besiedelten Talraum zu erwarten waren. Der zeitliche Puffer, den man wegen der archäologischen Begleitarbeiten eingeplant hatte, sei längst verbraucht, so Eichler.

Wer in den vergangenen Wochen an Kleinhöbing vorbeigefahren ist, dem sind die dicken Mauern im Boden ins Auge gefallen - vermutlich Reste eines Gebäudes, das zum Kloster gehörte, das einst an dieser Stelle stand. "So extrem hat das keiner erwartet", rekapituliert Eichler die zahllosen Entdeckungen der Archäologen. In der Regel gebe es bei derartigen archäologischen Begleitarbeiten "ein paar Tage Verzögerung, aber keine fünf Wochen". Gewöhnlich arbeiteten Archäologen sogar parallel zu den Baumaschinen.

Doch auf dem Areal in Kleinhöbing ist eben nichts gewöhnlich. Das hat sich seit dem Frühjahr Schritt für Schritt abgezeichnet. Seit der Wasserzweckverband der Jura-Schwarzach-Thalach-Gruppe eine neue Wasserleitung hin zur Zinkelmühle legen ließ. Aus der begründeten Vermutung, hier würden Archäologen fündig, wurde Gewissheit. Deshalb musste eine archäologische Baubegleitung in größerem Umfang extra ausgeschrieben werden. Und als die Fachleute dann ans Werk gingen, wurden selbst sie überrascht: "Es war nicht abzusehen, dass es so viel sein wird", so Jessica Gebauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin des mit den Grabungen beauftragten archäologischen Büros. Die Fachfrau bestätigt damit Eichlers Einschätzung. Und es wurde immer mehr gefunden, immer mehr musste untersucht werden, zum Teil auch mit Handzeichnungen dokumentiert.

Weil die Baufirma erst später als geplant anfangen konnte und auch danach noch behindert wurde, schafft sie es laut Eichler sogar bei einer Vollsperrung nicht mehr, die Arbeiten vor dem zu erwartenden Wintereinbruch fertigzustellen. Selbst wenn auf der Baustelle alles glatt liefe, würde man bis in die Woche vor Weihnachten beschäftigt sein. Doch die Unsicherheit, ob das Wetter bis dahin mitspielt, sei einfach zu groß.

Jetzt wird also der Schnitt gemacht, die Arbeiten an der Staatsstraße beginnen erst im kommenden Frühjahr - sobald es die Witterung zulässt. Ob es dann eine halbseitige Straßensperrung mit Ampelregelung gibt oder gleich eine Vollsperrung, ist Christoph Eichler zufolge noch in der Schwebe. "Die Baufirma will eine Vollsperre", sagt er. Doch das sei keine ausgemachte Sache, erst einmal gebe es eine Besprechung mit der Verkehrsbehörde. In jedem Fall laufe der Verkehr über den Winter reibungslos auf der Staatsstraße.

Nicht viel anders soll das bei der Kreisstraße der Fall sein. Hier dauern die Bauarbeiten laut Eichler noch drei bis vier Wochen, dann sei die Kreisstraße wieder befahrbar, auch der Gehweg sei dann bereits fertig. Zum größten Teil werde die Kreisstraße auch asphaltiert sein, lediglich am vordersten Ende, am Übergang zur Staatsstraße, bleibe es vorerst bei einem Provisorium.

Geplant war der Beginn der Bauarbeiten eigentlich ab Mitte September. Doch schon dieser Termin war bei einem Ortstermin des Bauamts mit Bürgern von Kleinhöbing aus deren Reihen als zu spät kritisiert worden. Doch dafür könne man nichts, sagt Eichler: "Die Baufirmen sind brutalst ausgebucht." Und nicht nur die. Weil allerorten gebaut werde, gebe es mitunter auch Lieferschwierigkeiten bei den Materialien. Noch vor ein paar Jahren waren Leitplanken praktisch ausverkauft, jetzt sei es Baueisen oder auch der Asphalt. "Wir spüren den Konjunktur-Hochlauf", sagt Eichler. "Zurzeit greift die Autobahn jeden Kubikmeter Asphalt ab."