Hilpoltstein
Kirchen locken in der Nacht

Aktion setzt auf Motto und eine Fülle von Programmpunkten

23.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:59 Uhr
Hereinspaziert! Vor der weit geöffneten Kirchentür laden Pfarrerin Verena Fries und Diakon Bernd Grünauer zur vierten Nacht der offenen Kirchen, die das Kreuz verbindet. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Was hat die Nacht der offenen Kirchen in Hilpoltstein mit einem Drachentöter zu tun? Und in welcher Verbindung steht die Försterwiese mit dem Hyde Park in London? Die Antworten auf derlei Fragen gibt die Veranstaltung selbst am Freitag, 27. April, ab 19 Uhr.

Die zwei auffälligsten Neuerungen bei der vierten Auflage der Nacht der offenen Kirchen: Zum ersten Mal sorgt ein Essensstand im Freien für das leibliche Wohl. Zudem gibt es ein eigenes Motto für den Tag oder vielmehr die Nacht: "Getragen - geliebt - wert-voll."

Eigentlich gab es solch ein Motto schon immer, allerdings nicht ausformuliert. So bewerten es rückblickend die evangelische Pfarrerin Verena Fries und der katholische Diakon Bernd Grünauer bei einem gemeinsamen Pressegespräch. Die offenen Türen selbst hätten sich naheliegender Weise als Thema durch die Premiere gezogen, beim zweiten Mal sei die Barmherzigkeit im Mittelpunkt gestanden, im vergangenen Jahr das Reformationsjubiläum als Christusfest.

Nun also bilden drei Worte ein Motto. Viele Menschen könnten beim Lesen ein wenig ins Grübeln geraten: Was bedeutet der letzte Bindestrich? Er weist auf eine Doppeldeutigkeit hin. Wertvoll und voller Werte zu sein - das hängt zusammen. So machen es die beiden Seelsorger deutlich und verweisen dabei auf den Urgrund von beidem: Wir Menschen würden von Gott geliebt. Die Folge davon: Der Gläubige könne sich getragen fühlen - so wie es etwa bei den bislang drei Nächten der offenen Kirchen zu erleben gewesen sei. "Die Frage nach einem Motto ist immer wieder aufgetaucht", erinnert sich Fries zurück - nun ist sie beantwortet.

Ebenso oft sei der Wunsch an die Initiatoren herangetragen worden, das Essensangebot zu erweitern. Bislang stand hierfür lediglich das Eine-Welt-Café mit dem Weltladen "Senfkorn" in der Residenz zur Verfügung. So auch dieses Jahr, ergänzt jedoch um eine Verköstigung durch den katholischen Frauenbund auf der Försterwiese, der Fingerfood und Getränke anbietet.

Los geht es auch diesmal um 18.50 Uhr, wenn sich die Gläubigen an der Stadtpfarrkirche sowie vor der Christuskirche treffen - je mit einem Kreuzesbalken. Nachdem sich beide Gruppen nach kurzem Zug in der Mitte getroffen haben, werden zur vollen Stunde um 19 Uhr die beiden Hölzer zum gemeinsamen Glaubenssymbol montiert, während die Glocken der Gotteshäuser erklingen.

Virtuose und teils auch ungewöhnliche Orgelklänge sind darauf in der katholischen Kirche St. Johannes der Täufer zu hören; in der Christuskirche gibt es einen Kindertanz zu sehen. Zweimal hat dort dann Pfarrerin Renate Schindelbauer als Kabarettistin "Babett von Schweinau" ihren Auftritt. Neben dieser Premiere setzt man in der Christuskirche auf klassische Veranstaltungsteile wie das "Essen wie die Mönche", auch der Kolping-Chor "KoFamCho" ist mit dabei.

Bei den - diesmal ganz anderen - Meditationen in der Stadtpfarrkirche kommen drei verschiedene Georgs zu Wort: Darunter der bekannte Heilige, der einst furchtlos einen Drachen getötet haben soll. Die Pfadfinder, die sich auf ihn berufen, finden sich in den Worten ebenso wieder wie Georg Elsner, Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Auch die Frage, ob früher alles besser war, wird meditativ gestellt. Bei gemeinsamen Taizé-Liedern lassen sich die Botschaften verinnerlichen. An beiden Kirchenfassaden gibt es Textprojektionen zu sehen.

Die Schätze der Residenz wird Pfarrer Johannes Ammon den Interessierten näherbringen, auf dem Vorplatz beweist die Improvisationstheatergruppe des Gymnasiums ihr Talent. Die Aktion "Schatzkästchen" lädt hier ebenso zum Mitmachen.

Auf der Försterwiese darf das Labyrinth nicht fehlen, wenn auch in neuer Machart. Neu auf der Wiese ist ein "Speakers' Corner" nach dem Versammlungsplatz im Londoner Hyde Park, auf dem sich Samuel Peipp tummelt, Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft Weißenburg. Er bietet eine gereimte Art der Verkündigung. Darüber hinaus gibt es hier ein Wiedersehen mit bewährten Programmpunkten: dem Kreuz für persönliche Anliegen, dem Backen von Stockbrot am Lagerfeuer, den Auftritten von Moonlight Poppies und Jagman Connection sowie mit Märchen für Kinder und später auch Erwachsene in der Jurte, dargeboten von Daniela Lechner.

Gesang am Lagerfeuer und eine Schlussandacht krönen die vierte Nacht der offenen Kirchen, die kostenlos besucht werden kann. Dennoch: "Über Spenden freuen wir uns", sagen die Pfarrerin und der Diakon unisono. Ebenso darüber, dass rund 400 helfende Hände zum Gelingen der Veranstaltung beitragen.

Jürgen Leykamm