Kippenwang
Bruder Odo zieht Bilanz

Vor 50 Jahren wurde der Benediktinerbruder aus Kippenwang nach Tansania ausgesandt – Segensreiches Wirken in Afrika

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Kippenwang (HK) Es war im Frühling des Jahres 1964, als Bruder Odo Harrer von der Benediktinerabtei Müsterschwarzach in die Missionszentrale Peramiho in Tansania ausgesandt worden ist. Für unsere Zeitung zieht der gebürtige Kippenwanger jetzt – 50 Jahre später – eine Bilanz des Wirkens in Afrika.

Wir Benediktinerbrüder haben jungen Menschen durch die Ausbildung in den verschiedenen Berufen wie Mechaniker, Installateur, Elektriker, Drucker, Maurer, Schreiner, Zimmerer, Schuhmacher oder Schneider die Grundlage für ihre eigenständige Existenz mitgeben können. Zu unserem missionarisch-sozialen Auftrag gehörte auch die Ausbildung von afrikanischen Ordensbrüdern und -schwestern, damit sie in ihren Gemeinschaften sich selbst helfen konnten. Das befähigte sie darüber hinaus, auf Dauer in ihre Umgebung hinein zu wirken.

Unser Tun stand und steht unter dem Leitwort des heiligen Benedikt „Ora et Labora – Gebet und Arbeit“. Lange bevor der Begriff der Entwicklungshilfe aufkam, wurde so bereits seit Generationen eine Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. In Zukunft werden aber afrikanische Benediktiner die bisherige Arbeit der Missionare aus Europa fortsetzen. Denn deren Zahl ist stark zurückgegangen, viele sind verstorben.

Als die ersten Missionsbendiktiner 1887 in das damalige Deutsch-Ost-Afrika kamen, gab es 120 verschiedene Stammessprachen, nicht erforscht und kaum schriftlich fixiert. Es war ein langer Weg von primitiven Buschschulen zu einem Netz von Grundschulen. Hier konnte Kiswaheli als einheitliche Sprache unterrichtet werden, eine wesentliche Voraussetzung für jeglichen Fortschritt und zur inneren Befriedigung des Landes.

Neben der Handwerkerschule, die bereits seit rund 80 Jahren besteht und gesuchte Fachkräfte in ganz Tansania hervorbrachte, entstand in Peramiho auch eine Mittel- und Landwirtschaftsschule. Hinzu kam die Sekundarschule, deren Absolventen studieren und dann erstmals akademische Berufe ergreifen konnten. Bis heute existiert in Peramiho auch das Priesterseminar für neun Diözesen.

Besonders die Schwestern stellten sich von Anfang an den Problemen, die schlimme Krankheiten wie Lepra, Malaria und andere epidemische Erkrankungen verursachten. Eine Tropenmedizin gab es erst in bescheidenen Ansätzen. Und so wuchs aus dieser Situation das Missionshospital als größtes Sozialprojekt. Inzwischen wird es von einheimischen Ärzten und Pflegekräften geführt und verfügt auch über eine eigene Krankenpflegeschule.

Der gute Ruf des Hospitals zieht viele Patienten, sogar aus weit entfernten Regionen, an. Da viele arme Menschen Hilfe erhalten und so die nötigen finanziellen Mittel nur schwer zu erwirtschaften sind, ist das Hospital weiter auf Unterstützung aus Europa angewiesen. Für ein großes Gebiet wird von Peramiho ein Gesundheitsdienst organisiert und in Gang gehalten. Ein Segen für die Bevölkerung ist auch die Versorgung mit gesundem Wasser. Dazu liefern die Abteibetriebe das Know-how und Material. Die Arbeiten werden dann gemeinsam ausgeführt.

Perahiho wurde 1898 gegründet und wurde 1931 Abteigebiet. Im Lauf der Zeit entstanden 56 Pfarreien mit Kirchen, Pfarrhäusern, Schulen, kleinen Krankenstationen, Gärten und Landwirtschaft mit jeweils einigen Außenposten samt Buschschulen. Im Zeitraum zwischen 1898 und 1998 waren 140 Patres, 85 Brüder und 90 Missionsbenediktinerinnen von Tutzing im Einsatz. Als nach der Unabhängigkeit Tansanias 1962 afrikanischer Klerus verfügbar war und Rom 1969 die einheimische Hierarchie errichtete, wurden aus dem vormaligen Abteigebiet Peramiho die drei Diözesen Songea, Mbinga und Njombe. 1982 folgte dann die Entscheidung, junge Afrikaner in die Abtei aufzunehmen und sie voll zu integrieren. Die Afrikanisierung ist mittlerweile weithin vollzogen, die einheimischen Mitbrüder überwiegen und übernehmen immer mehr die Verantwortung. Gleiches ist vom Übergang von der Mission zu den regulären Ortskirchen zu sagen. Alle Diözesen Tansanias werden von afrikanischen Bischöfen geleitet.

Das von den Missionaren mit etablierte Schulwesen und die darin gelehrte einheitliche Sprache half in Tansania vorhandene Stammesgegensätze zu überbrücken. In anderen Ländern sind diese Gegensätze noch immer Auslöser von Unruhen bis hin zu brutalen Bürgerkriegen. Tansania ist davon verschont geblieben. Da die Einrichtungen der Mission allen Bevölkerungsschichten ohne Ansehen der Peron oder Religion offen standen, gab es keine Schwierigkeiten. Toleranz war tägliche Praxis. Ohne die ausdauernde Unterstützung durch die Heimatklöster, aus dem Kreis treuer Freunde und von den Angehörigen der Missionare hätte sich aber das umfangreiche Missionswerk nicht so segensreich entfalten können.