Allersberg
Im protestantischen Musterländle

Als das katholische Allersberg evangelisch und dann wieder katholisch wurde - Vortrag von Annett Haberlah-Pohl

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Schuster Hans und ein katholischer Priester im Streitgespräch über die richtige Lehre im Reformationsdialog der Theatergruppe "Arbeitskreis Kunigunde-Creutzer". −Foto: Mücke

Allersberg (HK) "Katholisch - Evangelisch - Katholisch" ist ein Abend in der Allersberger Bücherei mit historischem Hintergrund überschrieben gewesen. Ein spannendes Thema, fand Bürgermeister Daniel Horndasch, und mit ihm viele Besucher. Denn die Plätze in der Bücherei waren restlos belegt.

Die Reformation habe bis heute Trennendes, aber auch Verbindendes in den unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten bewirkt, sagte Horndasch. Mit Martin Luther habe aber auch die Moderne eingesetzt, denn viele Fragen wurden gestellt und vieles auch infrage gestellt.

Das wurde gleich zu Beginn des Abends deutlich, als einer von zwei Reformationsdialogen von Mitgliedern des Arbeitskreises Kunigunde Creutzer, benannt nach der Gattin des Nürnberger Schusterpoeten aus Wendelstein, aufgeführt wurde. Hans Sachs hatte die vier Reformationsdialoge geschrieben, mit denen er öffentlich Partei ergriff für Luther und seine Thesen und die katholische Kirchenhierarchie aufs Korn nahm.

Im Mittelpunkt des Abends stand ein Vortrag der Gemeindearchivarin Annett Haberlah-Pohl, die wieder einmal intensiv in den Analen geforscht hatte. 85 Jahre lang war Allersberg evangelisch. Denn der Glaube richtete sich damals nach dem des Landesherrn. 1542 verpfändete Pfalzgraf Ottheinrich aus Geldnot die drei Ämter Allersberg, Hilpoltstein und Heideck an die Stadt Nürnberg. Diese hatte eine Vorreiterrolle im neuen Glauben eingenommen und sogleich, den neuen Glauben auch in den verpfändeten Orten einzuführen. Schon am 7. November 1542 kam Ratsherr Hieronymus Paumgartner nach Allersberg, um die Verpflichtung der Geistlichen auf die Brandenburg-nürnbergerische Kirchenordnung vorzunehmen. Er war dabei offensichtlich auf wenig Widerstand gestoßen, denn am 4. Dezember gleichen Jahres war laut Haberlah-Pohl bereits alles abgeschlossen.

Aus Auszügen von Protokollen einer Visitation erfuhr Haberlah-Pohl, dass im Sommer 1560 eine 15-köpfige Kommission Pfarrer, die Katechismuskenntnisse der Erwachsenen, Kirchenbesuch und Abendmahlteilnahme, aber auch Schulmeister, Schulen sowie Sittlichkeit prüfte. Während die Visitationsreise in Heideck sechs Tage und Nächte dauerte und für Hilpoltstein acht Tage und Nächte aufgewendet wurden, sei man in Allersberg lediglich einen Tag und eine Nacht geblieben, so Haberlah-Pohl "Was immer das heißen mag." Bei der Bewirtung wären jedenfalls die Allersberger großzügiger gewesen als in den anderen Kommunen. Denn in Allersberg mussten für ein Tag und eine Nacht 25 Gulden aufgewendet werden, in Hilpoltstein für acht Tage 60 Gulden.

Bei der Visitation in Allersberg hatte der Gotteshauspfleger vorgebracht, dass die Nürnberger bei der Übernahme Allersbergs etliche Kelche und anderen Kirchenschmuck mitgenommen hatten, womit er den sehr brüchigen Kelch begründete. Prompt gab es für Allersberg einen neuen Kelch. Auch über den Kirchhof wurde geklagt, Abhilfe gab es aber erst mit der Auslagerung des Friedhofs nach St. Sebastian, wo er sich noch heute befindet.

Pfalz-Neuburg hatte sich unter Herzog Philipp Ludwig zu einem protestantischen Musterländle entwickelt. Das merkte man deutlich in Ebenried, das noch unter Wolfsteiner Herrschaft stand und weswegen es bei einer Visitation der Pfalz-Neuburger zu erbittertem Streit kam. Die Ebenrieder verweigerten aus Furcht vor den Wolfsteinern der Visitationskommission den Zutritt in die Kirche, bis sich diese beim dritten Versuch über eine Leiter und ein offenes Fenster diesen selbst verschaffte.

1627 - mitten im 30-jährigen Krieg - endete die evangelische Zeit und die Verpfändung Allersbergs. Der Neuburger Fürst Wolfgang Wilhelm war bereits 1613 heimlich zum katholischen Glauben übergetreten und führte ab 1617 die Gegenreformation durch. Zur Umsetzung, so Haberlah-Pohl, waren militärische Einquartierungen und auch die Einrichtung von Jesuitenstationen notwendig. Aufgrund des Westfälischen Friedens zur Beendigung des 30-jährigen Kriegs war zwar festgelegt worden, dass für den Konfessionsstand als Normaljahr 1624 gelten solle, doch das hätte bedeutet, dass die Gegenreformation wieder hätte rückgängig gemacht werden müssen. Dies wurde aber mit Rücksicht auf die konvertierten Untertanen verweigert.