Hofstetten
"Wir wären komplett von Hilpoltstein abgeschnitten"

Hofstettener Bürger tragen ihre Bedenken gegen die Umgehungsstraße vor – Kreisverkehr ins Gewerbegebiet wird sicher gebaut

22.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Das Abbiegen in der Daimlerstraße soll überflüssig werden: Wegen der Erweiterung des Gewerbegebiets am Kränzleinsberg wird diese Straße über einen Kreisverkehr an die Heidecker Straße angebunden. Unabhängig von der Entscheidung über eine Hilpoltsteiner Umgehung wird dieser Abschnitt gebaut, wie Bürgermeister Markus Mahl in der Bürgerversammlung in Hofstetten erläuterte. - Foto: J. Münch

Hofstetten (HK) Sie ist 3,7 Kilometer lang, kostet 13 Millionen Euro, wovon die Stadt rund 2,6 Millionen Euro bezahlen muss, und soll den Altstadtring um etwa 5000 Fahrzeuge pro Tag entlasten: Die vieldiskutierte Umgehungsstraße um Hilpoltstein. In Hofstetten stößt das Großprojekt jedoch auf wenig Gegenliebe, wie die Bürgerversammlung am Mittwochabend bewies.

 

Sieht man einmal von den bedrohlichen Kampfschreien der nebenan trainierenden Karatesportler ab, ist der ganz große Aufruhr gegen die Trasse bei dem Treffen im Hofstettener Sportheim eigentlich ausgeblieben. Nimmt man allerdings die einzige Wortmeldung zum Maßstab, für die es bei der Versammlung spontanen Applaus gegeben hat, scheint die Haltung der Hofstettener zu den Umgehungsplänen doch recht eindeutig zu sein: Es sei „ökologischer Schwachsinn“, die Trasse zu bauen, sagte der mit lautstarker Zustimmung bedachte Bürger, wenn damit der Altstadtring, wie kalkuliert, nur um ein Drittel des Verkehrs entlastet werde.

Genau das sei die entscheidende Frage, die es in den kommenden Wochen zu klären gelte, entgegnete Bürgermeister Markus Mahl (SPD). Für die Anwohner am Altstadtring wäre eine Umgehungsstraße garantiert ein großer Gewinn, weil sie weniger Lärm und weniger Abgase ertragen müssten. Zumal dann vor allem der Schwerlastverkehr einen Bogen um die Stadt machen könnte. Auf die gesamte Stadt gesehen müsse dagegen genau überlegt werden, ob es der Bau einer solchen Trasse wert sei, so viel Geld in die Hand zu nehmen und so stark in die Landschaft einzugreifen. Möglichst noch im ersten Quartal dieses Jahres soll laut Mahl der Stadtrat über die insgesamt drei möglichen Umgehungsstraßen im Stadtgebiet entscheiden – falls es bis dahin kein Bürgerbegehren für die ein oder andere Umgehung gibt.

Was die Bewohner von Hofstetten angeht, scheint aber eher eine Initiative zur Ablehnung der Umgehung denkbar, wie es Ortssprecherin Christine Rodarius (SPD) anregte. „Wir können ja auch ein Bürgerbegehren gegen die große Trasse starten, wenn wir Hofstettener bei der Entscheidung aktiv werden wollen.“ Notwendig für ein Bürgerbegehren sind die Stimmen von neun Prozent der wahlberechtigten Hilpoltsteiner – „eine hohe Hürde“, wie Bürgermeister Mahl einräumte. Aber an Argumenten gegen die Umgehung scheint es den Hof-stettenern kaum zu mangeln, wie die Versammlung zeigte.

Mit dieser Trasse, die sich vom Gänsbachtal kommend zwischen Sportplatz und Trocknungsanlage ins Gewerbegebiet schlängeln würde, „wären wir Hofstettener komplett von Hilpoltstein abgeschnitten“, wie ein Bürger nach der Vorstellung der Pläne klagte. Ein anderer kritisierte, dass die Hofstettener im Falle einer Realisierung eine besondere Lärmbelästigung ertragen müssten, weil mit ständigem Beschleunigen oder Bremsen im Bereich der Hofstettener Hauptstraße bei der Ein- oder Ausfahrt aus dem Gewerbegebiet am Kränzleinsberg zu rechnen sei. „Diese Belastung wäre dann da“, räumte Bürgermeister Mahl ein. „Der Verkehr wird ja nicht aufgelöst, sondern nur anders verteilt.“

Doch selbst, wenn die Umgehung abgelehnt werden sollte, kommen die Hofstettener nicht ganz ungeschoren davon, wie Mahl in der Versammlung informierte. So seien sich die Mitglieder des Stadtrates so gut wie einig, auf alle Fälle eine neue Anbindung des Gewerbegebietes am Kränzleinsberg zu beschließen. Wie bereits vor zwei Jahren für die Erweiterung des Gewerbegebiets geplant, soll ein Kreisverkehr oberhalb des Heliotrops und des Autohauses Wüst&Weigand direkt aus der Heidecker Straße in die Dieselstraße führen.

Wie weit die Dieselstraße dann in Richtung Hofstettener Hauptstraße ausgebaut wird, müsse laut Mahl zwar erst noch genauer geplant werden. Doch die Klagen und Wünsche für diese Maßnahme bekam der Bürgermeister am Mittwoch schon einmal mit auf den Weg. Besonders am Herzen liegt den Bürgern, dass die Kinder entweder über den Gredl-Radweg oder entlang der Hofstettener Hauptstraße weiterhin möglichst sicher zur Schule fahren können. Angesichts der Pläne, wonach die Kinder möglicherweise an einem Kreisverkehr die Fahrbahn der Autos und Lastwagen überqueren müssen, war der Aufschrei für einen Moment nochmal so groß wie nebenan bei den Karatekämpfern.