Hilpoltstein
"Der Gentleman des Naturschutzes"

Landesbund für Vogelschutz würdigt das Lebenswerk seines langjährigen Vorsitzenden Ludwig Sothmann

27.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Er habe Bayern grüner gemacht und Hilpoltstein zur heimlichen Umweltschutzhauptstadt des Freistaats: Dafür bedanken sich die aktuelle Vorsitzende der LBV-Jugend, Sophie Schuhmacher (Mitte), und die frühere Vorsitzende der LBV-Nachwuchsorganisation, Steffi Hensel-Munzer, bei Ludwig Sothmann - Foto: Schmitt

Hilpoltstein/Roth (HK) 36 Jahre lang ist Ludwig Sothmann aus Hilpoltstein der Chef, das Gesicht und die Seele des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) gewesen. Nach seinem Abschied als Landesvorsitzender im vergangenen Jahr wurde „der Gentleman des Naturschutzes“ am Samstag in Roth für sein Lebenswerk gewürdigt.

 

„Wir verneigen uns vor Deiner Lebensleistung und haben höchsten Respekt vor Deinem Engagement“, sagte Landesgeschäftsführer Gerhard Koller in der Kulturfabrik vor etwa 200 geladenen Gästen aus der Politik, dem LBV-Landesvorstand und den Vertretern der LBV-Kreisverbände aus ganz Bayern. 1978 wurde Ludwig Sothmann erstmals zum Vorsitzenden des LBV gewählt und machte die Naturschutzorganisation mit Sitz in Hilpoltstein zu einem der bedeutendsten Akteure des zivilgesellschaftlichen Eintretens für Artenschutz und Erhalt einer lebenswerten Umwelt.

„Du hast aus dem Ruderboot LBV ein leistungsfähiges Frachtschiff mit 75 000 Mitgliedern und 220 Mitarbeitern gemacht“, beschrieb der neue LBV-Landesvorsitzende Norbert Schäffer den Erfolg Sothmanns. Als dieser die Leitung des LBV übernahm, war er ein kleiner Artenschutzverband mit zwei Hauptamtlichen und 5000 Mitgliedern in Bayern. Auf dem Weg zur viertgrößten Naturschutzorganisation in ganz Deutschland, die der LBV heute ist, sei Sothmann immer eindeutig in den Positionen und durchaus konfliktfreudig gewesen, aber nie polternd und streitlustig. „Er hat nie Feindbilder aufgebaut, ihm ging es immer um die Sache“, charakterisierte ihn sein Nachfolger. Insbesondere den Schwerpunkt in der Bildungsarbeit hob Schäffer hervor. Der LBV-Kindergarten in Hilpoltstein und zwölf Umweltstationen in ganz Bayern zeugten davon.

Alle Redner bescheinigten dem 74-jährigen Apotheker ein fachlich fundiertes und von einem überzeugenden Stil geprägtes Auftreten, das kein Lagerdenken kannte, sondern Gemeinsamkeiten suchte. Die hohe Wertschätzung seiner jahrzehntelangen Arbeit für den Umweltschutz reicht von den Mitgliedern der Kreisgruppen bis in die Sphären der Landes- und Bundespolitik.

„Uns verbindet das eisvogelblaue Blut“, sagte etwa der Ansbacher LBV-Vorsitzende Günther Möbus. „Er hat die Überzeugung für seine Sache in die Politik und in die CSU hineingetragen“, erkannte Bezirkstagspräsident Richard Bartsch die Leistung Sothmanns an, der seine Grundüberzeugungen zum Abschied in wenige Worte fasste. „Ihr habt die Übernahme von Schöpfungsverantwortung zum Gemeinschaftswerk gemacht“, rief er den Kreisverbänden zu. „Wir müssen bescheidener werden in dem Sinne, dass es wichtiger ist, eine Art zu erhalten als ein neues Auto zu kaufen oder eine Umgehungsstraße zu bauen“, lautete seine Botschaft an die heutige Gesellschaft.

Als eine der bedeutendsten Eigenschaften Sothmanns innerhalb des Verbands bezeichnete der neue LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer die Verknüpfung von „Kampf an der Basis mit unermüdlicher und hartnäckiger Arbeit im Hintergrund“. Steffi Hensel-Munzer, von 2001 bis 2005 die Vorsitzende der LBV-Nachwuchsorganisation, sah es ähnlich. „Auf den Putz zu hauen, ist nicht Deine Art: Du bist bei Demos dabei gewesen, hast aber auch im Stillen unermüdlich verhandelt.“ Das hat Bayern ihrer Ansicht nach grüner gemacht und Hilpoltstein zur heimlichen Umweltschutzhauptstadt des Freistaats werden lassen.

Die aktuelle Vorsitzende der LBV-Jugend, Sophie Schuhmacher, dankte Sothmann für die Entfaltungsmöglichkeiten, die er der Nachwuchsorganisation einräume. Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl (SPD) erklärte, der Umweltschutz brauche Leute wie Sothmann an der Spitze. „Sie haben Ideen und verstehen es, andere zu begeistern“, beschrieb Mahl die Eigenschaften Sothmanns aus seiner Sicht und hob die Verleihung der Ehrenbürgerwürde Hilpoltsteins als „hochverdiente Ehrung“ hervor.

Landrat Herbert Eckstein bescheinigte Sothmann, sowohl mit seinem Stil als auch mit seinen Positionen Zeichen gesetzt zu haben. „Ihr großartiger Einsatz hat ein Fundament geschaffen, das uns viele Impulse gibt“, so der SPD-Politiker. „Meine Hochachtung wie sie mit Menschen umgehen“, fasste der Rother Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU) seine Anerkennung für Ludwig Sothmann in Worte. „Effizient mit Herz und Verstand sowie einer vorbildlichen Streitkultur haben sie den Finger in die Wunde gelegt“, so Edelhäußer.

Weitere Gratulanten haben per Videobotschaft Präsenz gezeigt. Die bayrischen Staatsminister Markus Söder (CSU) und Ulrike Scharf (CSU) sowie Florian Pronold (SPD), Staatssekretär im Bundesumweltministerium, gehörten ebenso dazu wie der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne) und Weggefährten wie der ehemalige Bund-Naturschutz-Vorsitzende Hubert Weiger.