Hilpoltstein
Sozialen Frieden sichern

Landratsamt will Betreuung von Asylbewerbern professionell organisieren

19.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:56 Uhr

Integration der Asylbewerber: In Hilpoltstein kümmert sich neben der Diakonie auch ein runder Tisch um die Bewohner des alten Krankenhauses. Dazu gehörte auch, dass es an Weihnachten Geschenke gab, zur Freude der Geber und der Beschenkten. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Seit rund zwei Monaten muss man sich im Landkreis Roth wieder mit dem Thema Asylbewerber auseinandersetzen. 25 Menschen aus dem Balkan und aus Äthiopien leben derzeit in Unterkünften in Hilpoltstein und Büchenbach.

Wie im Ausschuss für Seniorenarbeit und Soziale Angelegenheiten am Mittwoch in Roth vorgestellt wurde, kann sich die Zahl der Asylbewerber, die der Landkreis unterbringen muss, auf bis zu 109 erhöhen. Dies ist dann der Fall, wenn die Aufnahmekapazitäten der Gemeinschaftsunterkünfte nicht mehr ausreichen. Dann muss der Landkreis seine Quote erfüllen und die liegt bei 7,3 Prozent der dem Bezirk Mittelfranken zugewiesen Bewerber – aktuell 1491 Menschen.

„Wir müssen 2012 die Voraussetzungen schaffen, wenn irgendwann einmal 100 Leute hier sind“, sagte Landrat Herbert Eckstein. Unterbringen will man die Asylbewerber im Landkreis Roth dezentral, das heißt auf die jeweilige Gemeinde verteilt. Allerdings räumt Eckstein ein, dass es durchaus Gemeinden geben, „wo es einfach nicht passt“. Allerdings kann sich die Situation in den nächsten Monaten auch entspannen, denn es entstehen weitere Gemeinschaftsunterkünfte in Ansbach, Erlangen und Nürnberg, die Zahl der Bewerber kann aber auch zunehmen. Zum Vergleich: In den Hochzeiten des Asylbewerberstroms lebten zeitweise fast 700 Menschen aus Krisengebieten im Landkreis Roth.

So viele werden es wahrscheinlich nicht werden, aber bei der Planung geht man im Landratsamt davon aus, dass langfristig 100 Asylbewerber im Landkreis untergebracht sind. Deshalb sei der Aufbau von Betreuungsstrukturen erforderlich, die zum Teil ehrenamtlich und zum Teil professionell organisiert sind, erklärte Sandra Seibold, die beim Landkreis für das Thema verantwortlich zeichnet.

Eine professionell organisierte Betreuung erleichtere den untergebrachten Menschen das Ankommen und Einleben, aber auch der Bevölkerung den Umgang mit den neuen Bewohnern, so Seibold. „Eine gute Betreuung vermeidet Probleme und negative Erfahrung im Umgang mit Asylbewerbern und sichert den sozialen Frieden.“ Die Aufgaben dieser Betreuung sind vielfältig: Konfliktvermeidung, Schaffung einer Vertrauensbasis, Förderung des sozialen Lebens mit dem Ziel, dass sich unter den Bewohnern Solidarität und Gemeinschaftssinn bilden sowie die Schaffung der Voraussetzungen, dass ein nachbarschaftliches Verhältnis zur Bevölkerung entsteht.

„Es ist nicht möglich, die Leute hierher zu fahren, ihnen Unterkunft zu geben und dann zu sagen, jetzt ist gut“, berichtete der Hilpoltsteiner AWO-Chef Frank Krebel, in deren ehemaligen Heim in Hilpoltstein derzeit 20 Asylbewerber leben. Da träfen unterschiedliche Kulturen aufeinander, der eine könne mit dem nicht, der andere dürfe das nicht, und beim Dritten gehe irgendetwas überhaupt nicht. Und: „Die Leute haben auch Angst, was auf sie zu kommt, die blocken nicht ab, wie viele meinen.“ Auch spreche kaum jemand Deutsch. So brauche es auf alle Fälle einen Ansprechpartner vor Ort, der auch die Sprache beherrsche.

Bei der Betreuung zählt man auch auf die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer. Diese können laut Seibold unter dem professionellen Dach wichtige Arbeit leisten: Begleitung bei Arztbesuchen, Organisation des Schulbesuchs, Deutschunterricht, Teilhabe an der Gemeinschaft . . . Der Handlungsbedarf entsteht vor Ort, dort müsse man auch reagieren. Die derzeitigen Kapazitäten seien unzureichend, was auch für die staatliche Förderung gelte. Der Landkreis wird deshalb 30 000 Euro zur Verfügung stellen, um Betreuungsstrukturen aufzubauen und auch die Gemeinden zu unterstützen.

Mit der Maßgabe, die Asylbewerber – auch zur Wahrung des Sozialen Friedens – am Gemeindeleben teilhaben zu lassen, will man im Landkreis „das Gegenteil von dem, was der Staat will“, so Landrat Eckstein. Denn vonseiten der Bundespolitik sei Integration kein Thema, sagte Anne Kokoska-Ruppert, Abteilungsleiterin Soziale Angelegenheiten. „Es ist doch eigentlich so, dass sie schnell wieder verschwinden sollen.“