Hilpoltstein
Hilpoltsteiner Helfer sorgen sich um Mali

Kreuzwirtskellerteam unterstützt das westafrikanische Land seit vielen Jahren – Engagement in Kriegszeit ist wichtiger denn je

29.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:33 Uhr

Kleine, strohgedeckte Hütten prägen das Bild im Süden Malis. In kleinen Dörfern mit bis zu 3000 Einwohnern leben Familien mit oft mehr als 60 Mitgliedern zusammen (oben). Die Malihilfe unterstützt die Bevölkerung zum Beispiel beim Bau von Brunnen wie hier in Clanabougou (unten links). Zusammen mit der Dorfbevölkerung berät Gudrun Kahl (unten rechts, 2. v. r.) von der Malihilfe die dringlichsten Projekte - Fotos: privat

Hilpoltstein/Bamako (HK) Hunderttausende Malier sind auf der Flucht vor dem Krieg, der seit Anfang des Jahres zwischen Islamisten und der malischen Armee tobt. Und mit jeder neuen Schreckensmeldung steigt die Sorge bei den Hilpoltsteiner Bürgern, die sich seit vielen Jahren in der Malihilfe engagieren.

„Wir müssen weitermachen, denn unsere Hilfe ist nötiger denn je“, sagt Gudrun Kahl von der Landesarbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe Mali. Der Verein engagiert sich mit tatkräftiger Hilfe des Hilpoltsteiner Kreuzwirtskellers im Süden Malis und unterstützt unter anderem den Bau von Brunnen, aber auch Bildungsmaßnahmen.

„Unsere Projekte laufen trotz der brutalen Kämpfe und trotz des Eingreifens Frankreichs weiter“, sagt Gudrun Kahl. „Wegen der schweren Auseinandersetzungen im Norden flüchten jetzt viele Menschen in den von uns unterstützten Süden – und dort wird die Lage von Tag zu Tag schwieriger.“

Die Malihilfe mit Sitz in Nürnberg unterstützt das Land im Inneren Westafrikas schon seit 1982 und bekommt dabei seit vielen Jahren auch Hilfe aus Hilpoltstein. „Rund 50 000 Euro fließen pro Jahr in Hilfsprojekte“, sagt Kahl. „Und rund zehn Prozent, also etwa 5000 Euro, kommen aus dem Erlös des Malifestes am Kreuzwirtskeller“, sagt die Hilpoltsteinerin Marga Kapfenberger.

„Wir unterstützen den Bau von Brunnen, wir helfen Frauen beim Bewirtschaften gemeinsamer Gemüseflächen, setzen uns für die Bildung der Kinder ein, fördern Frauen, die lesen und schreiben lernen wollen“, zählt Gudrun Kahl auf. Was im ersten Moment wie ein wirres Durcheinander an Hilfsmaßnahmen erscheint, hat System: „Wenn wir möchten, dass die Kinder in die Schule gehen, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass die Eltern das Schulgeld verdienen können“, sagt sie. Dies unterstützt der Verein zum Beispiel, indem er beim Anbau von Gemüseplantagen hilft, mit denen die Frauen für ihre Familien zusätzliches Geld erwirtschaften. „Und wenn sie für ihre Flächen Wasser zum Gießen brauchen, dann müssen wir uns eben auch um Brunnen kümmern“, so Kahl.

Zwischen 5000 und 20 000 Euro sind nötig, um ein Hilfsprojekt wie einen Brunnenbau umzusetzen. „Da wir nur 50 000 Euro haben, müssen wir uns also ganz genau überlegen, wo und für was wir Geld investieren.“ Der Malihilfe stehen im Vergleich zu großen Hilfsorganisationen wenig Spenden zur Verfügung. „Aber auch ein kleiner Betrag hilft viel, wenn man ihn richtig einsetzt“, so Kahl.

Die Malihilfe engagiert sich ausschließlich im Süden des Landes, meist in einem Umkreis von rund 200 Kilometern rund um die Hauptstadt Bamako. „Dort gehen wir dann in kleine Dörfer. Dörfer mit 1000, vielleicht mit 3000 Einwohnern“, sagt Kahl.

Wie man sich ein solches Dorf vorstellen muss? „Einfache, strohgedeckte Lehmhäuser. Kleine Gruppen von Gebäuden, in denen oft bis zu 60 Menschen einer Familiengemeinschaft zusammenleben.“ Hier seien es vor allem die Frauen, denen der größte Teil der Arbeit bleibt. „Natürlich sorgen die Männer für die Grundversorgung – beispielsweise durch Getreide. Aber die Frauen kochen, erziehen die Kinder, hüten das Vieh, bauen Gemüse an.“ Seit 2004 hat die Malihilfe deshalb vorwiegend die Frauen im Blick: „Sie müssen wir stärken, wenn die ganze Familie überleben soll“, sagt Kahl. „Und da ist einiges zu tun, denn über 75 Prozent der Frauen können weder lesen noch schreiben“, ergänzt der Hilpoltsteiner Robert Engl, der sich wie Marga Kapfenberger im Kreuzwirtskeller engagiert.

Warum die Malihilfe bei einer Familie, die ums nackte Überleben kämpft, auf Alphabetisierungskurse setzt, ist laut Kahl schnell erklärt: „Wenn vom Saatgut bis zum Dünger etwas gekauft wird, dann müssen die Frauen einfach lesen können, was sie kaufen“, so Kahl. „Doch die Frauen verwalten auch die gemeinsame Kasse für den Gemüseanbau, sie sorgen für Rücklagen und sie verwalten die Getreidespeicher, in denen die einzelnen Familien einkaufen können“, zählt Kahl auf.

Um die Projekte schnell umsetzen zu können, setzt die Malihilfe auf örtliche Organisationen. „Mit den meisten arbeiten wir seit Jahren zusammen und wir wissen, dass unser Geld da ankommt, wo es hin soll“, sagt Kahl. Trotzdem macht sie sich einmal im Jahr auf die Reise und besucht die unterstützten Menschen. „Dann sieht man, ob es die vor ein paar Jahren angelegten Gemüsegärten noch gibt und ob sie gepflegt werden“, erklärt Marga Kapfenberger. „Und ich schaue mir neue Brunnen an, frage, ob die Kinder zur Schule gehen, rede mit den Frauen, wie gut sie beim Lesen und Schreiben vorankommen“, so Kahl.

Erfreulich sei, dass diese Hilfe zur Selbsthilfe auch wirklich langfristig funktioniere. „Natürlich kommt es vor, dass ein Projekt schon beim Bau ins Stocken gerät oder die Gemüsefelder aufgrund einer großen Dürre ein Jahr brachliegen“, sagt Kahl. „Aber es geht fast immer weiter, unsere Hilfe ist fast nie umsonst.“

Wenn Kahl die weite Reise nach Mali auf sich nimmt, dann jedoch nicht, weil sie Angst hat, dass die Hilfe nicht ankommt. „Ich merke aber, dass es besser ist, wenn man neue Projekte persönlich mit den Betroffenen bespricht, nach Sorgen fragt und ihre Erfahrungen teilt. Natürlich geht vieles über Telefon und E-Mail – aber es ist nicht das gleiche.“ Doch gerade heuer muss dieser Besuch ausfallen. „Der Aufenthalt in Mali ist für Europäer viel zu gefährlich“, so Kahl. „Ich habe lange mit mir gerungen, trotzdem zu fliegen – mir fehlen die Menschen, mir fehlen sie schon, wenn ich nur daran denke, wie sie sich über jede noch so kleine Hilfe von uns freuen.“

Das Team des Hilpoltsteiner Kreuzwirtskellers bittet um Spenden für die Malihilfe unter der Kontonummer 750 282 527 bei der Sparkasse Mittelfranken-Süd, Bankleitzahl 764 500 00. Weitere Informationen gibt es im Internet unter lag-malihilfe.de.