Hilpoltstein
SPD-Fraktion erstmals Nummer 1 im Stadtrat

CSU-Ortsvorsitzender Hans Meier stellt nach drei verlorenen Sitzen seinen Posten zur Debatte – Stimmenkönigin Edeltraud Stadler

17.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:56 Uhr

Markus Mahl und die SPD sagen Danke. Nach der ersten Wiederwahl eines Hilpoltsteiner SPD-Bürgermeisters stellen die Sozialdemokraten erstmals auch die stärkste Fraktion im Stadtrat. - Foto: J. Münch

Hilpoltstein (HK) Auf den ersten Schock für die Hilpoltsteiner CSU bei der Bürgermeisterwahl folgte Sonntagnacht noch ein zweiter: Zum ersten Mal überhaupt sind die Christsozialen nicht mehr die stärkste Fraktion im Stadtrat. Die neue Nummer 1 ist die SPD mit 9 Sitzen, gefolgt von CSU (8) und FW (7).

 

Als um Mitternacht bei der Wahlparty der Sieger die vollen Sektgläser verteilt worden sind, hatte die Hilpoltsteiner SPD gleich drei gute Gründe zum Feiern. Erstens das fulminante Ergebnis von Markus Mahl, der mit 57,5 Prozent und somit ohne Stichwahl für eine zweite Amtszeit gewählt worden ist. Zweitens der 55. Geburtstag von Mahl, der wie schon 2008 als frisch gewählter Bürgermeister auf sein neues Lebensjahr anstoßen durfte. Und drittens das historische Ergebnis für die Hilpoltsteiner SPD bei der Stadtratswahl. Mit 38,1 Prozent verbesserten sich die Sozialdemokraten nicht nur um satte 8,6 Prozent im Vergleich zu 2008, sondern sie überflügelten damit auch die CSU, die mit 33,9 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten in Hilpoltstein kassierte und um 8,9 Prozent abstürzte.

Die Freien Wähler blieben zwar nur die drittstärkste Kraft, verbesserten sich aber ebenfalls deutlich von 24,7 Prozent auf 28,0 Prozent und übernahmen so die Stimmen der diesmal nicht mehr angetretenen FDP. In Sitzen umgerechnet wachsen die Fraktionen von FW und SPD um einen beziehungsweise zwei Plätze, während die CSU drei Posten verliert.

„Natürlich sind wir schwer enttäuscht“, sagte der Hilpoltsteiner CSU-Orts- und Fraktionsvorsitzende Hans Meier gestern Nachmittag, als er mit seinen Helfern bereits die Wahlplakate im Stadtgebiet wegschaffte. Ein Weltuntergang ist für ihn die Wahlschlappe am Sonntag allerdings nicht. „Wir hatten schon vorher nicht mehr die Mehrheit und haben sie auch jetzt nicht.“ Also müsse im Stadtrat wie gehabt um Kompromisse gerungen werden.

„So ist eben Demokratie und jetzt schauen wir mal, ob es eine vernünftige Entscheidung der Wähler war“, sagt Meier. Mögliche Faktoren für das schlechte Abschneiden seiner Partei könne es viele geben. Manche sagten, die CSU habe einfach nicht mehr die gewohnt starke Basis auf den Dörfern. Bei anderen sei zu hören, dass das Thema Gleichstromtrasse die CSU generell viele Stimmen gekostet habe. Meier zeigt sich aber auch selbstkritisch: Die Partei müsse nun auch entscheiden, ob sie mit ihm als Ortsvorsitzenden nach zwei verlorenen Stadtratswahlen überhaupt weitermachen will oder ob die Hilpoltsteiner CSU auf neue Füße gestellt werden soll.

Erstaunlich ist für Meier jedenfalls, dass am Sonntag niemand von den jüngeren Kandidatinnen und Kandidaten der CSU gewählt worden ist, während es die fünf amtierenden Stadtratsmitglieder, die sich wieder zur Wahl gestellt hatten, allesamt wieder ins Gremium schafften. Edeltraud Stadler erreichte dabei erneut ein herausragendes Ergebnis mit mehr als 6000 Stimmen, mehr bekam nur Bürgermeister Markus Mahl. Bemerkenswert ist aber auch der Sprung von Jürgen Moosmann vom letzten Listenplatz auf Rang 5. „Aber frische Ideen und Innovation? Das wollte keiner“, sagt Meier. „Dabei hätten wir hier ein reichliches Angebot gehabt.“ Stattdessen schenkten die Wähler der 57-jährigen Margarete Heinloth, der 54-jährigen Andrea Hofbeck und dem 46-jährigen Markus Schön, die jeweils neu in den Stadtrat kommen, das Vertrauen.

Ganz ähnlich ist die Lage bei den Freien Wählern, deren sechs amtierende Stadtratsmitglieder allesamt bestätigt wurden. Der eine zusätzlich eroberte Platz geht fast erwartungsgemäß an Markus Odorfer aus Meckenhausen. „Bei uns herrscht große Freude über den einen gewonnenen Sitz“, sagt der Fraktionsvorsitzende Michael Pfeiffer. Gleichwohl bedauert er, dass es der Ortsvorsitzende Harald Knauer wieder nicht in den Stadtrat schaffte, und auch Steffi Schmauser-Nutz hätte Pfeiffer nur zu gerne im neuen Gremium gesehen. Wer die Fraktion der Freien Wähler in den nächsten sechs Jahren anführt, steht übrigens noch nicht fest. Michael Pfeiffer, der seit einiger Zeit als geschäftsleitender Beamter der Stadt Greding gefordert ist, wird dieses Amt mit hoher Wahrscheinlichkeit abgeben.

Bei der SPD erklärte dagegen der Fraktionsvorsitzende Benny Beringer schon seine Bereitschaft, sein Amt weiterzuführen, falls er in den nächsten Tagen von seinen Kollegen darum gebeten wird. Doch anstatt nur an die Zukunft zu denken, kostete Benny Beringer gestern lieber noch ein wenig den Triumph der Hilpoltsteiner SPD aus. „Ich bin immer noch sprachlos.“ So ein Erfolgserlebnis habe man als Sozialdemokrat gerade in Bayern nicht alle Tage. „Das Ergebnis in Hilpoltstein ist Wahnsinn“, konstatierte auch der SPD-Kreisvorsitzende Sven Ehrhardt.

Eine ganz besondere Genugtuung ist das herausragende Ergebnis schließlich für die alte Garde der Hilpoltsteiner SPD. „Wir haben vor 40 Jahren gesät. Jetzt ernten wir“, sagte Altbürgermeister Bernd Beringer am Sonntagabend in Anspielung auf den Slogan der Freien Wähler. Und auch die beiden dienstältesten SPD-Stadtratsmitglieder Christine Rodarius und Josef Lerzer konnten ihr Glück kaum fassen. „Dass ich das noch erleben darf“, sagten beide mit strahlenden Augen und ungläubigem Kopfschütteln. Das einzige Problem der gewonnenen Wahl: Die Fraktionssitzungen könnten künftig kaum noch daheim in seiner Küche stattfinden, sagte Benny Beringer mit breitem Grinsen. Denn für die gewachsene SPD-Fraktion sei dieser Raum einfach nicht groß genug.