Hilpoltstein
Eine bunte Suppe des Engagements

Das THW Hilpoltstein trägt auf vielerlei Weise zum Gelingen des Burgfestes bei – Kulinarische Fans aus Nürnberg

30.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Hilpoltstein (lkm) Die Suppe der Landsknechte hat Liebhaber weit über die Hilpoltsteiner Stadt- und die Rother Landkreisgrenzen hinaus. Aber auch auf vielfältige andere Weise trägt das Technische Hilfswerk (THW) der Burgstadt jährlich zum Gelingen des Burgfestes bei.

So übernimmt es das Aufhängen der schmucken Fahnenbänder oder die Pflege der im Heindlstadl untergebrachten Gerätschaften. Die Hauptarbeit gibt es dabei natürlich direkt vor den Feierlichkeiten. Vor allem müssen die Wägen entstaubt werden. Aber natürlich nicht mit Küchenlappen, das wäre denn doch etwas zu aufwendig. Hilfe kommt von der Feuerwehr, die einen Steinwurf vom Heindl-stadl entfernt ihr Domizil hat. Dorthin werden die Wägen gefahren und nass abgespritzt. Dieses Mal scheint Petrus auch noch zu Hilfe zu kommen. Denn just als die Helfer des THW die Tore der alten Scheune öffnen, um die Gefährte zur Behandlung mit dem nassen Element zu fahren, ziehen sich über der Stadt dunkle Wolken zusammen. „Wenn es jetzt regnet, können wir uns die Reinigung sparen“, spekuliert ein Mitstreiter des Hilfswerks. Doch darauf lässt sich Petrus dann doch nicht ein. So heißt es also mit vereinten Kräften einen Wagen nach dem anderen in die Nachbarschaft zu fahren. Den Planwagen der Marketender genauso wie den Einspänner des Wunderdoktors, den Korbwagen für die Kinder ebenso wie die furchteinflößenden Kanonen. Der Fasswagen und der Wagen der Trommler dürfen ebenso nicht fehlen, wie die fahrende Bude der Zigeuner mit den herab baumelnden unechten Zwiebeln und Knoblauchknollen.

Recht unscheinbar nimmt sich dabei noch die Gräfinnenkutsche aus, sie wird erst kurz vor dem Fest so richtig schmuck in Szene gesetzt. Auch die anderen Wägen bekommen durch die Feinarbeit der betreffenden Gruppen erst ihr richtiges Gesicht. Das THW sorgt dafür, dass die Substanz stimmt. Vor einigen Jahren etwa galt es, den fahrbaren Untersatz der Dorothea Maria neu zu lackieren und schadhafte Stellen auszubessern.

Das Augenmerk der Helfer richtet sich aber auch auf alle anderen Gefährte. Kleine Reparaturen gilt es durchzuführen und immer wieder Schrauben nachzuziehen. Und vor allem müssen die Bremsen immer wieder neu auf Vordermann gebracht werden. Die ausgetrockneten Reifen aus Holz brauchen nach einem Jahr Stillstand im Stadl vor dem Burgfest erst einmal viel Wasser. Sowohl vor, wie auch nach dem Burgfest. Ist es vorbei, bekommen die Räder ein knapp einwöchiges Bad verpasst. Dazu müssen sie freilich von den Achsen abmontiert werden. Zu tun gibt es also reichlich.

Für die Wägen gibt es selbstredend auch keine Ersatzteile. „Die müssen wir alle selber bauen und anbringen“, so der Hilpoltsteiner THW-Ortsbeauftragte Werner Hentschel, „da gibt es immer viel zu basteln“. Das gilt auch für den Heindl-stadl selbst. Um die vielen kleineren Gerätschaften alle unterbringen zu können, zogen die Helfer etwa eigens geschweißte Regalträger ein. Gar nicht so einfach bei unverputztem Ziegelmauerwerk. Mit Spezialdübeln wurde die Aufgabe aber dann mit Bravour bewältigt. Auch die Feuerwehr profitiert hiervon und kann in der alten Scheune ihre Würstchenbude unterstellen. Von weiteren Burgfestgruppen, wie auch von der Stadt selbst, wird das Gebäude ebenso genutzt. Auch die Lanzen der Landsknechte sind hier aufbewahrt. Die Waffen wurden ebenso selbst gebaut. Mittlerweile aber „sind sie so voller Patina, dass wir selbst glauben, dass sie alt sind“, meint dazu Dieter Popp, bis 2003 Vorsitzender des THW und damit Vorgänger von Hentschel.

Der Generationenwechsel klappte damals reibungslos. Die dritte Generation an Fahnenbändern ist es wiederum bereits, mit denen die Helfer des Hilfswerks jährlich vor dem Burgfest die Stadt schmücken. Immer vor dem Challenge-Triathlon, so hat es sich mittlerweile eingebürgert. In den 1980er Jahren noch begnügte man sich mit dem Aufhängen am Donnerstag vor dem Burgfest. An der Sportgroßveranstaltung ist das THW natürlich auch aktiv, sorgt etwa für die Beleuchtung des Fahrradlagers und den Rücktransport der Räder derjenigen, die den Wettkampf nicht bis zum Ende durchziehen.

Schon während des sportlichen Wochenendes können sich Einheimische, Gäste und Sportler der schönen Fahnen in Hilpoltstein erfreuen. Zum Aufhängen braucht man seitens der Helfertruppe nunmehr rund drei Stunden. Die Machart der neuen Bänder erleichtert die Arbeit ungemein. Das Vorgängermodell war wesentlich schwerer zu handhaben. „Da gingen auch schon mal zwei Abende für die Befestigung drauf“, erinnert sich Hentschels Stellvertreter Karl-Heinz Stark. Eine wesentliche Erleichterung stellt es auch dar, dass der Hubsteiger des Bauhofs fürs Aufhängen genutzt werden kann. Vorher musste man sich mit Leitern bis zu neun Meter in luftige Höhen begeben. Höchste Achtsamkeit war da nicht nur bezüglich der eigenen Unversehrtheit gefragt, sondern auch in Bezug auf jene der Fassaden, die es vor Kratzern zu verschonen gilt. Lange war es üblich, dass die Gaststätten entlang der Aufhängeroute, das Team mit jeweils einer „Fähnla-Mass“ Bier verwöhnten – ein Service, den mittlerweile lediglich noch das Café Grimm bietet, wie Stark bedauert. Am Burgfest selbst bietet das THW nicht nur eine etwa 40-köpfige eigene Gruppe auf, sondern stellt auch viele Mitglieder zum Mitwirken in anderen Gruppen frei.

Besonders begehrt bei den Gästen ist die Landsknechtsuppe. Bis aus Nürnberg kämen die Besucher angereist, um hiervon eine Portion zu ergattern, wie Popp weiß. Dort hat die Burgfesttradition auch ihren Ursprung. Im „Club der kochende Männer“ nämlich, der den einstigen Ortsbeauftragten die zündende Idee zur Suppe haben ließ. Die wurde natürlich längst weiterentwickelt. Die Damen des THW haben ein eigenes Rezept ersonnen. In dem Bottich mit dem Hektoliter Suppe finden sich nun viel Lauch und Zwiebeln, Kartoffeln und Karotten sowie natürlich etliche Wiener Würstchen wieder – frische Ware, versteht sich. Alles wird hier aber natürlich nicht verraten. Wer etwas haben will, muss sich beeilen. Oft ist die Suppe, zu der es ein Stückchen Brot mit dazu gibt, innerhalb von zwei Stunden ausverkauft.

Die Rollenverteilung ist gemäß der Epoche, in der das Burgfest angesiedelt ist, recht traditionell: die Damen kochen, die Herren verkaufen. Auch vor dem Festspiel sind die kulinarischen Qualitäten des THW gefragt – dann wird nämlich gemeinsam gegrillt. Sorge, dass mal helfende Hände fehlen könnten, gibt es bislang nicht. „Wir müssen nicht um Nachwuchs betteln, obwohl es bei uns immer viel Arbeit gibt“, ist Hentschel erfreut. „Der Zusammenhalt ist sehr gut“, ergänzt Stark.