Hilpoltstein
Zur Allerweltskirchweih deftige Kost serviert

Hundsgrübbl begeistern in Hilpoltstein mit Moritaten und Balladen

18.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

In Bestform präsentieren sich die Hundsgrübbl. - Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Wenn man jemanden einen Hundsgrübbl nennt, dann gilt das als böses Schimpfwort. Wenn sich aber zwei Vollblutmusiker und Erzkomödianten als Hundsgrübbl bezeichnen, dann kommen die Zuhörer in Scharen und freuen sich auf deftige Kost.

So geschehen am Sonntag zur Allerweltskirchweih in Hilpoltstein. Es war ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal sangen die Hundsgrübbl Moritaten, Wirtshausmusik und Balladen. Peter Hagenmaier, der diese Reihe ins Leben gerufen hat, freute sich über den regen Besuch des Freiluftkonzerts. "Was die Veranstaltung ausmacht, ist, dass sie so herrlich konfus ist", sagte Klarinettist und Sänger Reiner Hertel und zwirbelte seinen Bart hoch. "Etz gemmer mal naus und vielleicht hammer Glück, dass es rengt, dann kömmer aufhörn", ergänzte Sänger und Akkordeonist Benjamin Haußner augenzwinkernd.

Doch den Gefallen tat Petrus nicht. Das Wetter und die Stimmung blieben heiter und das Publikum amüsierte sich köstlich. Peter Hagenmaier hatte große Bildtafeln vorbereitet, auf denen der Inhalt einiger Moritaten und Balladen gezeichnet war. "Das sind Bilder für Anfänger und für solche, die nicht lesen können", kommentierte Reiner Hertel.

Die Hundsgrübbl in Höchstform. Geschickt mischten sie düstere Moritaten, wo es meist um Mord und Totschlag ging, mit Balladen, die zum Lachen reizten. So war "Des Schneiders Höllenfahrt" eine Persiflage auf einen Schneidergesellen, der die Höllenbewohner so nervt, dass sie ihn wieder loshaben wollen: "Drum holt der Teufel keinen Schneider mehr." Zum Schreien komisch war die Moritat "Der Gasanstalts-Direktor oder "Das Loch im Sand", wo auch mal kräftig unter die Gürtellinie gegriffen wurde. "Das ist keine Kulturveranstaltung, wo man sich hinsetzt und alles auf sich wirken lässt", drohte grinsend Rainer Hertel, "ihr müsst schön mitmachen."

Nach dem "Bimbala vo Laff" folgte der Schenkelklopfer "Das Glasaug'". Running Gag: Hartnäckig behaupteten die beiden Musiker, dass Gottfried Gruber ein Glasauge habe. Der revanchierte sich mit ein paar Witzen, die sich gewaschen hatten. Genüsslich wurde dann an den Problembären Bruno erinnert, der vor zehn Jahren erschossen wurde. Analog dem Lied vom Wildschütz Jennerwein hieß es nun: "Es war ein Bär in seinen Jugendjahren, der wurde weggeputzt von dieser Erd . . ." Doch damit nicht genug der Gaudi. "Lenchen ging im Wald spazieren" oder "Alle Männer denken nur an das Eine" hieß es dann. Der Gag an dieser Moritat war der Wechselgesang zwischen Männern und Frauen, der ganz leidlich funktionierte.

Blutrünstig ging es in der zweiten Konzerthälfte weiter. Die Moritat "Sabinchen oder Trau keinem Schumi nicht" erzählt von einem Schuster aus Meckenhausen, der sein Sabinchen umbrachte, doch grausam für seine Freveltat büßen musste. Und noch eine Meckenhausener Moritat: Sie beruhte auf einer wahren Begebenheit. Wegen Mord an einer Magd, die Johann Hahn erst geschwängert, dann umgebracht hat, kam es 1806 zur letzten öffentlichen Hinrichtung in Hilpoltstein, bei der mehr als 3500 Menschen zugeschaut haben.

Versöhnlich endete das Konzert der Hundsgrübbl mit dem Lied vom alten Dorfschulmeisterlein, der Liebeserklärung "Bei uns in Hilpoltstein" nach einem Gedicht von Winnie Mierlein und der Erkenntnis in Liedform "Dou mou aner hi wern". Ein Klassiker der Frankenbeidl, bei dem Reiner Hertel als "Shouter" geradezu ausflippte, war das urkomische Lied "Morgenrot - unsere alte Sau ist tot". Selten so gelacht.