Hilpoltstein
Wirklich gekonntes Kopfkino

Anja Seidel und Yogo Pausch entfachen in der Hilpoltsteiner Residenz ein prächtiges Dschungelbuch-Feuerwerk

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Voller Körper- und Stimmeneinsatz ist garantiert, wenn sich Anja Seidel und Yogo Pausch in den Dschungel aufmachen. - Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Echtes Dschungelgefühl ist am Sonntagnachmittag in der Hilpoltsteiner Residenz aufgekommen. Anja Seidel und Yogo Pausch entführten die Zuhörer in die Welt des Dschungelbuchs von Rudyard Kipling.

"Wir wollen den Kindern Literatur näher bringen, und zwar mit dem Originaltext des Dschungelbuchs. Es soll gewissermaßen ein Kopfkino sein," sagen die beiden Darsteller. Denn im Gegensatz zum Film kann sich hier die Fantasie frei entfalten. Leider ist nur eine spärliche Anzahl von Besuchern gekommen, darunter vier Kinder. Aber das schränkt die Spielfreude nicht ein. "Wir geben so viel wie sonst auch. Die, die hier sind, haben's verdient", erklären die beiden Protagonisten.

Nach der Begrüßung kündet Yogo Pausch mit geheimnisvollen Gongschlägen den Beginn an. Er sorgt mit fast 30 verschiedenartigen Instrumenten für die passende Geräuschkulisse. Außerdem spricht er - mit fränkischem Akzent - den Part des Findelkindes Mogli im indischen Dschungel.

Der kleine Junge wurde durch einen Angriff des Tigers Schir Khan von seinen Eltern getrennt und wird von einer Wolfsfamilie aufgezogen. Mit überzeugendem schauspielerischem Talent schlüpft Anja Seidel in die Rolle der Tiere des Urwalds, die Yogo Pausch auf seinem Instrumentarium mit oft heiterer Note imitiert. Die Wölfe nennen das nackte Menschenjunge Mogli, der Frosch. Der Tiger fordert Mogli für sich, aber der Rat der Wölfe ist dagegen, ebenso der schwarze Panther Bagheera. Auch Balu, der Bär, lässt sich vernehmen: "Isch schtimme für das Menschenjunge. Isch werde ihn unterrichten." Anja Seidel stammt aus dem Rheinland und verleiht dem gutmütigen Bären eine rheinische Stimme. Mogli wird in das Rudel der Wölfe aufgenommen und lernt die Gesetze und die Gefahren des Dschungels kennen. Der behäbige Bär inspiriert Yogo Pausch zu einem lustigen Solo: "Dubi dab, dab, du, dubi, dab, dab, du, hip, hop,du." Der Elefant Hathi trompetet auf einem Gartenschlauch, die Schlange Kaa zischt und der Regenwurm räkelt sich in Form eines Isolierrohres. Das alles, und noch viel mehr, veranstaltet Yogo Pausch. Tröte, Nasenflöte, Flexaton, eine Tröte von der Fürther Kirchweih und viele andere exotische Klangkörper treten in Aktion, und unterstreichen die Handlung. Aber auch seinem Mund entlockt er urige Töne. Man fühlt sich, zusammen mit der ausdrucksstarken Interpretation des Textes, tatsächlich in den Dschungel versetzt. Wirklich gekonntes Kopfkino. Nun wird Mogli von einer Affenbande in die verlorene Stadt entführt und eingesperrt. Aus der indischen Shrutibox erklingen geheimnisvoll-düstere Klänge. Die Schlange Kaa hypnotisiert schließlich die Affenbande und beinahe auch Mogli, aber dem gelingt die Flucht zurück zu den Wölfen.

Viele Jahre später warnt Bagheera: "Die anderen hassen dich, weil du ein Mensch bist. Lauf zu den Menschen und hole die rote Blume!" Damit ist das Feuer gemeint, ein Wort, das im Dschungel niemand auszusprechen wagt, denn vor dem Feuer fürchten sich alle. Damit allerdings kann sich Mogli gegen die aggressiv gewordenen Tiere verteidigen und zu den Menschen fliehen. Tränenreich ist zuvor der Abschied von den Wolfseltern und ihren Kindern. Von den wenigen Besuchern verabschieden sich Seidel und Pausch mit freundlichen Worten: "Schön war's in Hilpoltstein!"