Hilpoltstein
"Wir sind die politische Feuerwehr"

SPD im Landkreis Roth wählt Sven Ehrhardt mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden

16.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:29 Uhr

Ein Geschenkkörbchen für den Vorsitzenden: Kreisgeschäftsführerin Christine Appelt gehört zu Sven Erhardts ersten Gratulanten. - Foto: mes

Hilpoltstein (HK) Mit überzeugender Mehrheit hat die Kreis-SPD am Dienstagabend einen neuen Vorsitzenden gewählt. Von 54 abgegebenen Stimmen entfielen 52 auf den neuen Mann an der Spitze: Sven Ehrhardt.

Mit gerade einmal 23 Jahren ist er vermutlich einer der jüngsten Kreisvorsitzenden in ganz Bayern. Als unerfahren kann man ihn aber nicht mehr bezeichnen. Als Stellvertreter seines oft verhinderten Vorgängers Peter Drozynski hat er in den zurückliegenden anderthalb Jahren schon oft Gelegenheit gehabt, für sein künftiges Amt zu üben. Versammlungen, Diskussionen, Ehrungen, Geburtstage, Wahlkampf und Repräsentation – Sven Ehrhardt zeigte Präsenz. Und er untermauerte schon frühzeitig seinen Führungsanspruch mit konkreten Vorschlägen, wie die Arbeit der Kreis-SPD künftig gestaltet werden soll.

So stellt er sich auch am Wahlabend in Schwanstetten nicht einfach vor, sondern zeigt erst einmal ein Filmchen. Darin kommen viele bekannte SPD-ler wie Herbert Eckstein, Peter Hufe oder Ben Schwarz vor. Sie alle formulieren sein Credo: „Politik ist für mich – mitmachen.“

Danach legt er los und macht von der ersten Minute an klar, dass hier jemand Anspruch anmeldet, der etwas erreichen will, der Ehrgeiz hat, der motivieren will. Er erzählt von seiner ersten süddeutschen Meisterschaft. Damals vor vier Jahren in Falkenstein ist er als ambitionierter bayerischer Platzläufer an den Start gegangen. Doch während des Rennens packte ihn der Ehrgeiz und er forcierter als junger, unbekannter Läufer das Rennen. Wider alle Taktik, wider die Anweisungen seines Trainers und Vaters – und gewann.

Seither sei er ein anderer, ein Siegläufer, sagt er. „Heute Abend stellt sich kein Mitläufer zur Wahl.“ Er wisse, wo er hin will mit der Kreis-SPD: in den Landtag, in den Bundestag, in die Rathäuser. „Ich verspreche kein Mandat, aber ich habe schon aussichtslosere Rennen gewonnen.“

Vor vier Jahren hat Sven Ehrhardt auch politisch losgelegt. „Ich war erschrocken, wie wenig das Selbstwertgefühl ausgeprägt war“, erinnert er sich. Wie solle man den Wähler dazu bringen, an die SPD zu glauben, wenn man es selbst nicht tue. Gemeinsam habe man seither an diesem Selbstwertgefühl gearbeitet und es wieder aufgebaut.

So habe er, wenn auch im Schnelldurchlauf, eine klassische Ausbildung in den Verbänden und Vereinen bekommen. Als Sportler wisse er, dass Fleiß zum Erfolg führe und in der Politik brauche es eben politischen Fleiß. „So gewinn man Wahlen.“ Schmutzig, anstrengend und kräftezehrend sei es, ein Rennen zu gewinnen. In der Politik habe er kein Interesse an Schmutzkampagnen.

Aber anstrengend und kräftezehrend sei auch die Politik. Aber es lohnt sich, denn die SPD hat laut Ehrhardt einen klaren Auftrag: „Wir sind die politische Feuerwehr, wir rücken aus, wenn es den Menschen unter den Nägeln brennt.“

Viel Lob bekommt Erhardt auch von seinem Vorgänger Drozynski. Er habe oft nicht die Zeit gehabt, vor Ort zu sein, sagt er, aber da habe ihn Sven toll vertreten. „Er hat einen tollen Job gemacht.“ Er sei ein Mensch mit tollen Ideen könne auf andere zugehen und sei nicht aufbrausend.

„Er will mit den Menschen etwas ändern und nicht über deren Köpfe hinweg.“ Damit hebe er sich wohlwollend von vielen Jusos ab. „Sven stellt lieber eine Parkbank auf, als dass er den Weltfrieden per Dekret verordnet.“ Auch rechne er mit guten Chancen bei der nächsten Landtagswahl.

Zumal aus Drozynskis Sicht die SPD ihr Tief überwunden habe. „Wir haben zurzeit einen Lauf, die Sozis sind wieder gefragt. Unser Land wird sozialdemokratischer und unsere Nachbarn auch.“ Die Partei sei auch wieder geschlossen, was nicht immer so gewesen sei.

Da Sven Ehrhardt bisher stellvertretender Vorsitzender war, ist mit seiner Wahl zum Vorsitzenden ein Posten frei geworden. Den wird künftig Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann begleiten. Auch er wird mit überwältigender Mehrheit von 51 Stimmen gewählt. Unverändert bleiben die beiden anderen Stellvertreter Ursula Klobe und Ben Schwarz. Der nächste Schritt auf dem Weg von Sven Ehrhardt wird im Übrigen der Bezirksparteitag am 16. Juni in Roth sein. Dort kandidiert er als stellvertretender Bezirksvorsitzender. Außerdem werden beim Bezirkstag auch schon die Weichen für die Listen zur Landtagswahl gestellt.