Hilpoltstein
"Wir müssen uns hier verarschen lassen"

Nach dem Baustopp in der Christoph-Sturm-Straße segnet Hilpoltsteins Bauausschuss die neuen Pläne ab

12.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Eine Sache des Vertrauens: Das Werbetransparent am Bauzaun passt ins Bild. Denn so manches Stadtratsmitglied ist der Meinung, dass die neuen Eigentümer des Sparkassenkomplexes mit ihrem unerlaubten Abriss viel Vertrauen kaputtgemacht haben. - Foto: Münch

Hilpoltstein (HK) Ihrem Ärger über den unerlaubten Abriss der ehemaligen Metzgerei Forster in der Christoph-Sturm-Straße haben sich einige Stadtratsmitglieder am Montagabend Luft gemacht. Den überarbeiteten Bauplan für den alten Sparkassenkomplex segnete der Hilpoltsteiner Bauausschuss trotzdem fast einstimmig ab. Das Ende des Baustopps ist damit in Sicht.

So wütende Worte wie an diesem Montagabend hat es im Sitzungssaal des Hilpoltsteiner Rathauses schon lange nicht mehr zu hören gegeben. "Wir müssen uns hier verarschen lassen", sagte Felix Erbe aus der SPD-Fraktion, als in der Bauausschusssitzung die Rede auf die Großbaustelle in der Christoph-Sturm-Straße kam. Was hier gerade geschehe, könne man als gewählter Volksvertreter den Bürgern kaum noch verkaufen. "Wir diskutieren hier sonst über die kleinsten Dinge in den Plänen, aber einem Großinvestor geht so etwas immer durch", schimpfte Erbe und verlangte Konsequenzen: "Passiert da auch mal was, wenn jemand so vehement gegen den Bebauungsplan verstößt"

Ausgelöst hat diese Tirade das Vorgehen von Franz Hofbeck und Thomas Fritsch, den neuen Inhabern des Sparkassenkomplexes. Für einen Millionenbetrag entstehen hier gerade ein Restaurant im Erdgeschoss, ein Vier-Sterne-Hotel im ersten und zweiten Stock sowie Wohnungen im Dachgeschoss. Die Sparkasse, jetzt nur noch Mieter in ihrer ehemaligen Hauptgeschäftsstelle, hat vor wenigen Tagen bereits ihre neue Filiale im Erdgeschoss eröffnet. Wenige Meter neben dem neuen Sparkasseneingang geht seit einigen Tagen aber nichts mehr voran. Das Landratsamt verhängte einen Baustopp für das Areal an der Christoph-Sturm-Straße, weil die Investoren - entgegen dem eingereichten Bauplan - das Gebäude der früheren Metzgerei Forster bis auf die Grundmauern abreißen ließen.

"Das Vorhaben ist deshalb nicht mehr konform mit der Genehmigung", erläuterte Stadtbaumeister Thomas Stark in der Sitzung am Montagabend. Damit es auf der Baustelle möglichst bald weitergehen kann, haben die Investoren bereits einen neuen Plan eingereicht. Dieser sieht vor, dass die Mauern der früheren Metzgerei Forster neu aufgebaut werden. Darüber hinaus hat der Stadtbaumeister noch eine Nutzungsänderung festgestellt. "Zum ersten Mal ist jetzt auch das Untergeschoss ein Bestandteil der Planung", sagte Stark. Denn bei den Bauarbeiten ist ein Gewölbekeller unter dem Metzgereigebäude zum Vorschein gekommen, der nun saniert und als Teil des Restaurantbereichs erschlossen werden soll. Zuvor waren zur Christoph-Sturm-Straße hin lediglich Büros und Besprechungsräume vorgesehen.

Diesen neuen Plänen erteilte nun der Hilpoltsteiner Bauausschuss mit der Gegenstimme von CSU-Mitglied Klaus Pitterle ("Ich fühle mich über den Tisch gezogen") das gemeindliche Einvernehmen. Für die Investoren ist es der erste Schritt auf dem Weg zum Ende des Baustopps. Die Unterlagen werden nun an das Landratsamt weitergeleitet. "Wie bei jedem anderen Antrag werden die Pläne jetzt neu geprüft", sagte der Sachbearbeiter Josef Hausner. Falls auch am Landratsamt keine neuen Bedenken auftauchen, kann mit einer neuen Genehmigung weitergebaut werden.

"Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack", sagte Bürgermeister Markus Mahl, dem das Verhalten von Franz Hofbeck und Thomas Fritsch sichtlich missfällt. "Da fragt man sich schon, ob das alles schon so geplant war oder ob es sich tatsächlich anders entwickelt hat." Zur Erinnerung: Als die beiden Geschäftsführer der Heidecker HT-Group im März 2016 ihre Pläne für den Umbau des Sparkassenkomplexes öffentlich machten, war noch die Rede davon, dass eine bis zu 40 Mitarbeiter starke Abteilung des Heidecker Hospitaltechnikunternehmens nach Hilpoltstein ziehen und darüber hinaus auch mehrere Arztpraxen entstehen sollten. Dass es jetzt ganz anders komme, könne die Stadt allerdings nicht verhindern, so Mahl. "Und ich möchte nicht, dass es jetzt so ankommt, dass die Großen machen dürfen, was sie wollen", sagte Mahl.

Genau das kritisierten aber einige Stadtratsmitglieder. "Wir werden uns noch wundern, wie groß das Gebäude am Altstadtring neben der Christuskirche wird", sagte etwa Josef Lerzer (SPD). Mit der Aussicht auf ein Ärztehaus hatte der Stadtrat hier ein zusätzliches Stockwerk erlaubt. Jetzt entsteht jedoch ein reines Wohnhaus und keine einzige Arztpraxis. Aus diesen Erfahrungen dürfe sich der Stadtrat in Zukunft nicht mehr so einfach verleiten lassen und müsse seine Zugeständnisse künftig besser überlegen.

Dass die Stadt in der jüngsten Vergangenheit "ein paarmal im Kreis geführt" worden ist, monierte auch Michael Greiner (Freien Wähler). Von einer "Frage des Respekts" sprach Hans Meier (CSU). Er erwarte, dass die Bauherren mit der Stadt ebenso anständig umgehen wie die Stadt mit den Bauherren.

Bürgermeister Markus Mahl reagierte auf die Debatte letztlich schulterzuckend: Man müsse wohl oder übel glauben, dass sich die Bauherren dran halten, was in den Plänen steht. Die Vielzahl der Bauherren würde auch genau das umsetzen, was in den Plänen beantragt wird - im Gegensatz zu Franz Hofbeck und Thomas Fritsch. Dass ein solches Verhalten gar nicht nötig sei, bemerkte schließlich Felix Erbe: "Wenn dieser Plan, den wir jetzt haben, uns schon am Anfang vorgelegt worden wäre, hätten wir wie jetzt sofort zugestimmt."